Das Boot beschleunigt scheinbar mühelos und dennoch ist nur ein leiser Brummton zu hören: Es ist schon ein besonderes Gefühl mit einer Luxus-Yacht, die sich auch bei 50 Stundenkilometer elegant und sicher in die Kurve legt, über den Starnberger See zu fahren. Das Besondere an diesem technischen Wunderwerk aus edlem Teakholz und weißem Kunstleder ist, dass es einen Elektromotor mit einer Leistung von 100 Kilowatt hat. "Der starke Motor zieht sogar Wasserski", betont Peter Gastl, Inhaber einer Bootsverleihs in Leoni. Das Traditionsunternehmen ist schon 100 Jahre alt.
Vor zehn Jahren hat Gastl seinen Vertrieb exklusiver Elektro-Yachten erweitert. Gastl ist erstmals auf der Messe Bayernboot, auf der sich am Wochenende auf dem Gelände des Deutschen Touring Yacht-Clubs in Tutzing zehn Aussteller mit 25 Booten präsentierten. Stolz führt er seine Boote vor, die es in Sachen Schnelligkeit locker mit einem Motorboot aufnehmen können. Gerade am Starnberger See, Ammersee und Chiemsee ist die Nachfrage nach Elektrobooten groß. Denn hier muss man mindestens zehn Jahre auf eine Motorboot-Lizenz warten. Mit einem Elektroboot indes kann man sofort starten, man braucht nicht einmal einen Nachweis, dass man damit auch fahren kann. Rund 100 dieser schnellen Elektro-Boote fahren derzeit auf dem Starnberger See, schätzt er.
Der einzige Wermutstropfen sind die Kosten. Rund 250 000 Euro kostet eine Elektro-Yacht mit 100 Kilowatt-Motor. Mit einer geringeren Leistungsstärke indes sei das Boot aber schon ab 35 000 Euro zu haben, von denen Gastl immerhin bis zu zehn pro Jahr verkauft. Nach Angaben von Peter Heistracher von der gleichnamigen Werft am Chiemsee muss für ein Elektroboot der dreifache Preis eines Motorboots bezahlt werden. Die hohen Kosten sind seiner Erfahrung nach nur jene Kunden bereit zu zahlen, die auf Gewässern mit Motorbootbeschränkung in Bayern und Österreich fahren möchten. Dennoch ist die Nachfrage sehr gut. Der Berger Werftbesitzer Ernst Simmerding vermutet, dass die Bootsbauer von der Niedrigzinspolitik profitieren. Die Leute würden derzeit in Sachwerte investieren. Simmerding hat sich ebenso wie seine Bootsbauerkollegen auf die Herstellung von Elektrobooten in der klassischen Linie mit Teak und Leder spezialisiert.
Nostalgie liegt auch bei den Segelbooten im Trend. Edel wirkt der Schärenkreuzer aus dem Jahr 1937, den die Bootswerft Graba und Radtke aus Haunshofen in Hunderten von Arbeitsstunden restauriert hat. Doch auch bei den neuen Segelbooten, die die Possenhofener Bootswerft Glas als eine der wenigen Werften in Deutschland noch herstellt, überwiegt die klassische Linie. Allerdings sind die Holzboote heutzutage mit modernster Technik und Elektromotor ausgestattet. Die Bauzeit beträgt laut Werftchef Markus Glas vier bis sechs Monate. Das hat seinen Preis. Eine Segel-Yacht kostet ab 145 000 Euro aufwärts. Dennoch ist Glas gut im Geschäft. Von seinen L 95 Booten, die er seit 1995 herstellt, hat er rund 60 Stück verkauft. Und weil der Trend zum Luxus geht, nach dem Motto "Mann fährt, Frau sonnt sich" verfügen die Glas-Boote über ein Sonnendeck. "Ganz wichtig beim Segeln ist der Komfortgedanke", erklärt Innungsmeister Wolfgang Meiler aus Gauting. Obwohl der Verkauf von Elektrobooten überwiege, sei auch die Nachfrage an Segelbooten "riesengroß". Die bayerischen Bootsbauer haben sich vor fünf Jahren von der damaligen Messe "Caravan und Boot" abgespalten, weil sie dort laut Meiler nicht das richtige Publikum ansprechen konnten. Seither findet die "Bayernboot" am Starnberger See und am Chiemsee statt. Markus Glas' Fazit: "In Tutzing ist die Veranstaltung ideal, der Publikumszuspruch war sehr gut."