Tutzing:Auf der Suche nach der Ilkahöhe

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Seitdem die Zufahrten zum bekanntesten Ausflugslokal des Landkreises gesperrt sind, finden nur noch Ortskundige den Weg zu der Gaststätte.

Gerhard Summer

TutzingDie Aussichten des Forsthauses Ilkahöhe, weithin bekannt für seinen Panoramablick auf Starnberger See und Alpenkette, sind neuerdings schlecht. Seitdem gleich zwei Bahnunterführungen auf dem Weg zu dem Gasthaus in Großbaustellen verwandelt und für den Verkehr gesperrt wurden, bleiben Touristen, ältere Leute, Hochzeits- und Taufgesellschaften aus. Die Anfahrt mit dem Auto ist für Ortsunkundige nämlich zur Glückssache geworden: Es gibt keine offizielle Umleitung in Richtung Restaurant, und die nur für Anwohner gedachten Schleichwege in Tutzing sind sehr dezent ausgeschildert. Die Folge: Der Umsatz des Lokals ist in der Hauptsaison eingebrochen. Die Einbußen lägen bei 50 Prozent und seien "massiv existenzgefährdend", sagen Geschäftsführer Fathi Ben-Yedder und seine Assistentin Carla Böhle. Die beiden fühlen sich "fast hermetisch abgeriegelt" und von den zuständigen Stellen im Stich gelassen, "denn unsere Hilferufe gehen ins Leere", so Böhle. Ben-Yedder sagt: "Ich bin am Ende."

Die Gastwirtschaft ist eine Institution im Fünfseenland, allein schon wegen ihrer traumhaften Lage auf dem 726 Meter hohen Aussichtspunkt bei Tutzing. Sie gilt als das Ausflugslokal schlechthin. Momentan allerdings findet kaum ein Ausflügler den Weg nach oben. Ob der Gast nun aus Weilheim kommt oder aus Starnberg - die gewohnten Strecken sind versperrt. Die Deutsche Bahn AG und das Staatliche Bauamt Weilheim lassen nämlich zwei niedrige Unterführungen zugleich auf Normhöhe anheben: die in Wilzhofen bei Wielenbach und die an der Lindemannstraße in Tutzing. Die Arbeiten haben vor Pfingsten, respektive Anfang April begonnen. Wilzhofen dürfte noch bis Ende September Baustelle sein, die Lindemannstraße bis in den November. Und im Frühjahr 2013 rücken in Tutzing noch einmal die Bagger an: Dann wird auch die Straße saniert, die den Berg zur Ilkahöhe hochführt, voraussichtlich von März bis Juni.

Für das Forsthaus hat die Doppelsperrung fatale Folgen: An den vergangenen Abenden habe er "nicht ein Essen im Restaurant verkauft", sagt Ben-Yedder. Der sonst gut besetzte Biergarten sei verwaist. Dafür trudeln Absagen ein, etwa vom Lionsclub, der 40 reservierten Plätze stornierte. Die komplizierte Anfahrt sei den teilweise über 80 Jahre alten Mitgliedern nicht mehr zuzumuten, so die Begründung. "Uns findet keiner mehr", sagt Ben-Yedder. Die vom Bauamt aufgestellten braunen Hinweisschilder auf das Lokal, ob an der Bundesstraße 2 oder in Tutzing, seien so klein, dass sie übersehen werden. Und wer sie zufällig erkenne und ihnen folge, lande zuweilen trotzdem in der Irre, weil Witzbolde die Hinweise regelmäßig verdrehen. "An uns wurde anscheinend nicht gedacht", als es um die Planung der Umleitungen ging, glaubt Ben-Yedder. Und: "Keiner fühlt sich für unser Problem zuständig." Seine Briefe an das zuständige Bauamt, die er in Kopie an den Bürgermeister von Tutzing und die Landräte von Weilheim und Starnberg geschickt habe, seien jedenfalls ohne Antwort geblieben. Lediglich das Bauamt habe sich telefonisch gemeldet.

Martin Dondl von der Weilheimer Behörde sieht das anders: "Uns war bewusst, dass es schwierig ist für die Ilkahöhe", sagt er. "Aber es gibt keine Lösung". Denn die nur für Anwohner gedachte Umleitung über den Park & Ride-Platz am Bahnhof Tutzing könne nicht als offizielle Umfahrung ausgewiesen werden. Dafür seien die Straßen zu eng, dafür seien auf dem Gelände zu viele Schüler und S-Bahn-Passagiere unterwegs. "Da sind wir in der Zwickmühle", so Dondl. Trotzdem sei das Amt dem Wirt entgegengekommen und habe braune Hinweisschilder auf das Forsthaus aufgestellt, obwohl das "rechtlich eigentlich nicht zulässig ist". Allerdings seien die Tafeln zu klein, "das muss ich zugeben, wir werden jetzt größere aufstellen". Generell aber gelte: "Es besteht kein Anspruch darauf, dass eine Straße befahrbar ist."

© SZ vom 13.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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