Tutzing:Am Wegesrand

Lesezeit: 2 min

"Das Flüstern der Pflanzen" hat der Maler Christoph Rust aus Hannover seine Ausstellung in Tutzing genannt. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Maler Christoph Rust zeigt seine Pflanzenbilder in der Galerie am Rathaus Tutzing

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Das Thema des Malers Christoph Rust ist die Natur: kleine Silhouetten von Pflanzen am Wegesrand, nur schemenhaft erkennbar und in warmen, sanften Farben gehalten.

Motive aus der Natur tauchten in den Werken des Künstlers erst in den vergangenen Jahren auf. Während er sich früher noch mit geometrischen Figuren beschäftigte, schafft er seit 2013 Pflanzenbilder von geheimnisvoller Strahlkraft. Unter dem Titel "Das Flüstern der Pflanzen" sind die Naturbilder des Künstlers aus Hannover erstmals in der Galerie Anne Benzenberg in Tutzing zu sehen.

Dass ein Maler aus Hannover ausgerechnet in der Seegemeinde Tutzing ausstellt, ist ungewöhnlich. Der Kontakt des Künstlers zu Anne Benzenberg kam über eine Sammlerin zustande, die von Hannover an den Starnberger See umgezogen ist. Zur Ausstellungseröffnung reiste Rust eigens an und zeigte sich begeistert von der bayerischen Landschaft und ihren Farben. "Farben sind wie die Tonlage in der Musik", sagt er. Als Rust noch in der Stadt lebte, konnte er sich nicht für die Natur erwärmen. Sein Umdenken begann erst, seitdem er in einem Haus mit Garten in ländlicher Umgebung lebt. Die Farben der Natur, das Moosgrün zum Beispiel, warmes Ocker oder Schwefelgelb, setzt er sanft um. Manchmal fügt er auch ein leuchtendes Rot hinzu, ein Farbfeuerwerk jedoch entfaltet er in seinen in Tutzing gezeigten Arbeiten nicht. Seine Stärke ist der leise Ausdruck.

Der Malprozess indes ist spontan und schnell. Bis er allerdings mit einem Werk fertig ist, dauert es Monate, manchmal sogar Jahre. Denn zuweilen übermalt er ein Bild, weil er nicht damit zufrieden ist. Sein Nachtschattengewächs etwa hat er drei Mal übermalt. Die Bilder des Künstlers, der hauptsächlich mit Gouache und Sprühlacken arbeitet, leben vom Hell-Dunkel-Kontrast.

Licht ist ein wesentliches Gestaltungselement, aber auch Risse und Erhebungen, die erst bei näherer Betrachtung zu erkennen sind. Es erscheint, als ob Rust Pflanzenteile aufgeklebt und übermalt hätte. Doch es ist eine eigene Technik, die die Bilder des Künstlers dreidimensional erscheinen lässt.

Wie Karin Bach bei ihrer Einführung in der Tutzinger Galerie erläuterte, verkehrt Rust die eiserne Regel "Fett auf mager" ins Gegenteil. Ölfarben (fett) und Gouache (mager) haben eine unterschiedliche Elastizität und ein unterschiedliches Trocknungsverhalten. Wenn die magere Farbe zuletzt aufgetragen wird, kann es zu Rissen kommen.

Bei Rust entstehen dadurch nach Worten von Bach Strukturen, die der Natur sehr nahekommen, etwa bei der Darstellung einer Baumrinde oder der Erde. Teilweise legt Rust aber auch Pflanzenteile als Schablone auf. Manchmal sind Sommerflieder, Löwenzahn oder Schachtelhalm zu erkennen, dann wieder arbeitet der Künstler abstrakt. "Das Bild nimmt seinen Weg", sagt er.

Bei anderen Werken zeigt sich Christoph Rust, der neben Kunstwissenschaften auch Philosophie und Archäologie studiert hat und an der Fachhochschule Bielefeld im Fachbereich Gestaltung lehrt, auch als Grafiker. Dann beschäftigt er sich mit den Nazca-Linien in Peru, mit technischen Konstruktionen oder mit den Planeten.

Die breit gefächerte Ausstellung ist noch bis 18. Juni in der Galerie am Rathaus in Tutzing zu sehen. Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: