Traubing:"Der Bach, der spinnt immer wieder mal"

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Mit Hund Lilly spaziert Manuela Eibl gern am Schwarzen Graben. (Foto: Arlet Ulfers)

Was das Pfingsthochwasser 1999 in ihrem Haus alles angerichtet hat, weiß Manuela Eibl noch heute ganz genau

An den Tag, als das Hochwasser ihr gerade erst bezogenes neues Haus in Traubing geflutet hat, erinnert sich Manuela Eibl noch genau. "Es war der Freitag vor Pfingsten. Ich war in der Arbeit, meine Schwiegermutter hat angerufen und gedrängt, dass ich heimkommen muss. Ich konnt' mir echt nicht vorstellen, dass der kleine Bach vor unserer Haustür so tobt." Es war das Pfingsthochwasser 1999, das die Menschen in wenigen Stunden in helle Aufregung versetzte. Der Schwarze Graben schwoll an, überflutete Straßen im Dorf.

"Wir haben die ganze Nacht Sandsäcke gefüllt und geschleppt. Die Feuerwehr hat geholfen, wo sie konnte. Es hat nichts genützt", beschreibt Manuela Eibl die Hilflosigkeit angesichts der Wassermassen. Das Grundstück an der Weilheimer Straße, der gesamte Keller stand unter Wasser. "Alles, was wir dort stehen hatten, war ruiniert." Kleinmöbel, Vorräte, Kisten mit Weihnachtsdeko, Waschmaschine mussten auf den Müll. Die Geschäftsfrau spricht von Glück, dass sie ihre Steuerunterlagen nicht im Keller gelagert hatte. "Das Abwasser hat's hochgedrückt, wir konnten weder auf die Toilette noch duschen", beschreibt sie weitere Folgen des Hochwassers. Auf dem Schaden blieben die Eibls sitzen. Sie hatten nur eine Versicherung für Elementarschäden. Ein Jahr lang kämpften sie mit den Folgen des Hochwasser. "Danach haben wir umgedacht", sagt die Traubingerin. Der Keller wurde mit rostfreien VA-Regalen bestückt, nichts steht mehr am Boden, die Waschmaschine kam auf ein gemauertes Podest. Ein Hochwasserversicherer fand sich. Und in Eigenregie wurde eine 70 Zentimeter hohe Granitmauer zum Schwarzen Bach hin errichtet - Selbstschutz, wie ihn auch zwei weitere Anlieger für angeraten hielten.

Manuela und Andreas Eibl opferten dafür vor zwei Jahren ihren Jahresurlaub. Auch finanziell ein erheblicher Aufwand: Die Mauer ist 30 Meter lang. "Jetzt sind wir beruhigter", sagt die Hausbesitzerin. Die gebürtige Traubingerin bedauert, dass die Gemeinde nicht mit einem umfassenden Hochwasserschutz vorankommt, Kritik an ihr übt sie aber nicht. Den Schwarzen Peter sieht sie vielmehr bei den Behörden. Sie weiß: "Der Bach, der spinnt immer wieder mal."

© SZ vom 07.06.2016 / manu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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