Theaterstück in Perchting:Steiniger Weg ins Paradies

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Der Theatergruppe Perchting-Hadorf gelingt mit dem Stück "Da Himme wart ned" ein kurzweiliger Auftritt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Perchting

So hat sich der Polizeibeamte Stelzl den bayerischen Himmel nicht vorgestellt - so menschlich und bürokratisch. Erst muss er eine Ewigkeit in einem tristen Wartezimmer auf einem harten Stuhl ausharren, bis er aufgerufen wird. Dann erklärt ihm die himmlische Vorzimmerdame, dass man erst ins Paradies darf, wenn man die Engelsanwärterprüfungsaufgabe bestanden hat. Stelzl erhält die Aufgabe, den Schreinermeister Bömmerl, den der Tod ebenso mitten im Leben überrascht hat, wie ihn selbst, von der Erde abzuholen und in den Himmel zu bringen. Dafür hat er nur 24 Stunden Zeit. Wenn er die Frist nicht einhält, schließen sich die Himmelspforten. Dann muss Stelzl womöglich bis zum Sankt Nimmerleinstag warten, bis er ins Paradies hineinkommt. Was sich leicht anhört, stellt sich schon bald als schwierige Aufgabe heraus, denn natürlich kommt es ganz anders als gedacht.

Eine geistreiche Komödie im Wortsinn ist das Stück "Da Himme wart ned" von Markus Scheble und Sebastian Kolb, mit dem die Theatergruppe Perchting-Hadorf am Freitag in die Spielsaison startete. Eigentlich hatte sich die Theatergruppe ein ganz anderes Stück ausgesucht. Doch das durfte sie nicht aufführen, weil es bereits auf dem Spielplan einer anderen Bühne stand. Eine Komödie der Autoren Scheble und Kolb hatten die Perchtinger zwar noch nie gespielt, doch der Ersatz entpuppte sich als spritzig-witziger Glücksgriff.

Stelzl (li., Christian Dreyer) und Bömmerl (Mitte, Peter Küchler) wissen, dass es Geister gibt, schließlich sind sie tot. Aber sehen kann sie niemand. (Foto: Georgine Treybal)

Stelzl (Christian Dreyer) und Bömmerl (Peter Küchler) haben etwas gemeinsam. Sie hatten einen Herzinfarkt und waren sofort tot. Und wenn man nicht gerade ein Schlawiner ist oder Vegetarier ("die kommen automatisch nach unten") kommt man in den Himmel, so wie man gerade stirbt. Der Stelzl ist nur halb angezogen mit Uniformjacke und Unterhose. Der Bömmerl ist im Schlafanzug, denn er starb im Schlaf. Ausgerechnet nach seinem Tod hat Bömmerl einen Sechser im Lotto gewonnen, doch leider haben die Geister keinen Einfluss auf alles Irdische. Sie müssen hilflos zusehen, wie sich die geldgierigen Verwandten Froschmeier (Katharina Ott und Luis Sepperl) den Lottogewinn unter den Nagel reißen wollen. Sie können weder Bömmerls Tochter Anna (Pauline Mittermayr) warnen, noch den rechtschaffenen Emmeran (Sepp Silberg) um Hilfe bitten. Nicht einmal Finni (Waltraud Beigel), die fest an Geister glaubt, kann etwas ausrichten. Gott sei Dank gibt es den Schellnberger Toni (Rudi Happach), auch Himbeer-Toni genannt nach dem Himbeergeist, den er gerne trinkt. Er glaubt zwar nicht an Geister, aber er hört ihre Stimmen, wenn er betrunken ist.

Im vergangenen Jahr musste sich der Schauspieler Dieter Fischer als Spielleiter der Laienbühne zurückziehen, weil er beruflich stark ausgelastet ist. Bernd Habich hat sich als würdiger Nachfolger erwiesen. Er hat das Stück kurzweilig, ohne Längen und differenziert umgesetzt. Auch bei der Auswahl der Spieler hat er eine glückliche Hand bewiesen. Sämtliche Darsteller agierten mit Charme und Spielleidenschaft. Christian Dreyer zieht als toter Stelzl mit aschgrauem Gesicht alle Register seines Könnens. Auch Peter Küchler mimt den mal dickköpfigen Bömmerl, der sich strikt weigert, die Welt zu verlassen solange die Probleme nicht gelöst sind, facettenreich und glaubwürdig. Waltraud Beigel setzt die Rolle der Finni mit Dynamik und Temperament um. Weil Edith Rothdauscher erkrankte, sprang Toni Happach ein, und aus der Himbeer-Resi machte die Theatergruppe kurzerhand den Himbeer-Toni. Happach agierte mit gewohnt trockenem Humor und verzog keine Miene, wenn sich die Zuschauer bogen vor Lachen. Alle Nebenrollen agierten souverän und textsicher. Viel Zwischenapplaus bekam Lisi Pfauser als "himmlische Stimme" aus dem Off, und auch das Bühnenbild ist liebevoll gestaltet. Kurz, die Premiere am Freitag war gelungen und für die Zuschauer ein Vergnügen bis zum Schluss.

Weitere Aufführungen bis zum 29. April, jeweils am Freitag und Samstag um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr sowie am Mittwoch, 5. April und am Donnerstag, 13. April, um 20 Uhr. Kartenvorbestellung bei Marianne Gröger, Telefon 08151/16260.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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