Straßenfest:Shows und globale Kulinarik

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Entspanntes Miteinander prägt das 40. Internationale Straßenfest am Kirchplatz. Trotz Fußballfiebers zollt viel Publikum den Auftritten Beifall und untermauert Starnbergs Ruf als Ort bunter Vielfalt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die kleinen Tänzerinnen der peruanischen Gruppe "Baila Conmigo" lassen ihre prächtigen Rüschenröcke wirbeln, während die Buben stolz ihre Hüte schwenken. Zum Tanz "Marinera" klatscht das Publikum begeistert mit. Das Internationale Straßenfest am Wochenende am Kirchplatz in Starnberg erwies sich als Besuchermagnet. Die Veranstaltung wird seit 40 Jahren vom Ausländerbeirat in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt organisiert.

Die Vorsitzende Taj Blaschke zog am Sonntag ein hochzufriedenes Fazit des Wochenendes. "Es war ein gutes Publikum", sagte sie. Auch das Wetter spielte mit. Und sogar von der Fußballweltmeisterschaft ließen sich die Besucher nicht abhalten. "Die Leute, die nicht Fußball geschaut haben, sind gekommen", freute sich Blaschke, die eine gähnende Leere während des Deutschlandspiels erwartet hatte. Das Internationale Straßenfest will Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenzuführen. Zum Jubiläum hatten die Veranstalter ein Programm mit 14 Shows organisiert. Von Afrika bis China, von Fernost, Indien bis Südamerika: "Kein Kontinent ist ausgeschlossen", sagte Blaschke.

Schwungvoll präsentiert die Gruppe "Baila Conmigo" auf dem Starnberger Kirchplatz peruanische Folkloretänze. (Foto: Georgine Treybal)

Es herrschte internationales Flair und eine lockere, entspannte Atmosphäre auf dem Kirchplatz. Nicht nur die Künstler, auch die Besucher kamen aus unterschiedlichen Ländern; denn im Landkreis leben 17 000 ausländische Mitbürger aus mehr als 145 Ländern. "Wir wollen, dass Starnberg seinen Ruf als Ort der Vielfalt verteidigt", sagte Blaschke bei der Eröffnung am Samstag. Und der stellvertretende Landrat Georg Scheitz fügte hinzu: "Bunt brauchen wir im Landkreis. Das ist die Grundlage unseres gemeinsamen Zusammenlebens."

Die Tai Chi Schule München unter Leitung von Richard Sämmer demonstriert die alte chinesische Bewegungskunst, die auf 3000 Jahre alte Übungen taoistischer Mönche zurückgeht. (Foto: Georgine Treybal)

Für Ex-Landrat Heinrich Frey stand immer der Begegnungsgedanke bei dem Fest im Vordergrund. Früher habe es weniger Shows gegeben, erinnerte er sich. Heute werde das Fest wohl als Ersatz für die ausgefallene Französische Woche gesehen. SPD-Kreisrätin Elisabeth Fuchsenberger freute sich, dass bei der derzeitigen "Tendenz der Abschottung" die Flüchtlinge mit ins Boot geholt wurden. "Es ist wichtig, dass man im kleinen Starnberg ein Zeichen setzt für mehr Globalität in den Köpfen." Da gab es beispielsweise das Projekt "Zuhause", bei dem deutsche und geflüchtete Kinder unter dem Motto "Musik als universelle Sprache zur interkulturellen Verständigung" zusammen auftraten.

Unter den Ständen mit internationalen Köstlichkeiten bot erstmals Mohamed Albaghdadi mit seinem Imbiss "Habibi" syrisches Essen. Sein Bruder Achmed Albaghdadi berichtete, dass die Familie vor vier Jahren aus Damaskus nach Deutschland geflüchtet ist und sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Ohne deutsche Hilfe wäre das nicht möglich gewesen, sagte er. Schlangen bildeten sich vor dem Stand der italienischen Familie Agostinacchio, die in Starnberg ein Restaurant betreibt und seit zehn Jahren die Standorganisation verantwortet. Vorurteile gegen ausländische Mitbürger haben sie bislang nicht erlebt, ebenso wenig wie die Brasilianerin Danielle Knoch. Sie betreibt seit 16 Jahren eine Praxis für Physiotherapie in Percha. "Ich habe nur Schwierigkeiten bairisch zu verstehen", sagte sie lachend

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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