Stichwahl:Starnberg sagt Ja zu John

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Die bisherige Kreiskämmerin setzt sich mit 67,3 Prozent gegen CSU-Kandidat Jägerhuber durch. Die WPS redet schon die Umfahrung herbei, aus Sicht der Grünen wird weder der Tunnel noch die Umgehung gebaut.

Von Peter Haacke

Blumen für die Siegerin im Foyer des Starnberger Rathauses: Eva John stand am Sonntag frühzeitig als Gewinnerin der Stichwahl fest. Foto: Fuchs (Foto: Franz X. Fuchs)

Eva John wird die neue Bürgermeisterin der Kreisstadt Starnberg. Die 46-Jährige setzte sich als Kandidatin einer Allianz aus BMS, BLS, FDP und WPS am Sonntag in der Stichwahl mit 67,3 Prozent und 6083 Stimmen gegen ihren Konkurrenten Ludwig Jägerhuber (CSU) durch, der 32,7 Prozent (2952 Stimmen) erzielte. Die Wahlbeteiligung betrug lediglich 50 Prozent, insgesamt 18 228 Wähler wären stimmberechtigt gewesen. Als der noch amtierende Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger, der aus Altersgründen nicht mehr kandidiert hatte, um 19.22 Uhr mit einem Blumenstrauß auf John zusteuerte und Applaus im Rathausfoyer aufbrandete, war klar: Die Wahl ist entschieden, erstmals in der Geschichte Starnbergs wird eine Frau die Geschicke der Stadt lenken.

Schon das erste Zwischenergebnis wies auf einen souveränen Erfolg der Kreiskämmerin hin. 60:40 war der meistgenannte Tipp des Wahlabends, der sich im Laufe des Abends noch weiter verbessern sollte zugunsten Johns. Überglücklich nahm sie die Glückwünsche ihrer Koalitionspartner entgegen, im Arm mehrere Blumensträuße und ihr Maskottchen "Mecki" - ein kleines Plüschtier, das Eva John schon seit Jahren begleitet. Zuvor aber gratulierte sichtlich enttäuscht Ludwig Jägerhuber seiner Konkurrentin kurz und knapp zur Wahl. Den Erfolg besiegelten John und ihre Anhängerschaft wie schon 14 Tage zuvor mit Sekt aus orangefarbenen Plastikbechern. Anschließend ging es zur Wahlparty nach Söcking ins Restaurant Opatija.

Starnbergs neue Bürgermeisterin, die am Freitag, 2. Mai, die Amtsgeschäfte von Pfaffinger übernehmen wird, will die Zwischenzeit für Gespräche mit allen acht im Stadtrat vertretenen Fraktionen nutzen, aber auch mit ihrem Amtsvorgänger. Zwischenzeitlich ist ein Kurzurlaub eingeplant, zumal John auch ihre Amtsübergabe als Kreiskämmerin vorbereiten muss. "Dann aber reden wir über alles im Stadtrat, was offen ist", sagte John.

Euphorisch kommentierten die Fraktionschefs von "Wählergemeinschaft pro Starnberg" und "Bürgerliste" den Wahlausgang. BLS-Chef Jann erhofft sich neben einer "Verbesserung der Stimmung im Stadtrat" insbesondere eine Prüfung einer "Umfahrungslösung, die noch nicht untersucht worden ist". Günther Picker (WPS) interpretierte die Wahl Johns als "gutes Zeichen für Starnberg" - und kündigte sogleich an, dass er die Wahlergebnisse zur Stadtratswahl angesichts der "großen Anzahl von Ungereimtheiten" noch am heutigen Montag anfechten werde. Den "Tunnel kann man in Berlin abbestellen", sagte Picker, "und das Geld auf eine Umfahrung umswitchen". Im Hinblick auf seine umstrittene Äußerung vom Donnerstag, als er Karl-Heinz Springer, den geschäftsleitenden Beamten der Stadt Starnberg, bedroht hatte ("Sie können sich sowieso bald einen anderen Job suchen"), ruderte er zurück: Die Entscheidung liege allein bei John und sei keine ultimative Forderung. Die Bürgermeisterin indes stellte klar: "Es wird keine Personaldebatte geben."

Enttäuscht reagierten erwartungsgemäß die Vertreter der unterlegenen Parteien. Gerd Weger (CSU) hatte das "Ergebnis nicht in dieser Deutlichkeit erwartet". Otto Gaßner, der sich mit der UWG zu einer Wahlempfehlung zugunsten Jägerhubers durchgerungen hatte, kam in einer ersten Analyse zum Ergebnis: "John hat ein Mandat, aber sie wird jetzt herausfinden müssen, was zu tun ist, um ihre Anhängerschaft auch zu befriedigen". Martina Neubauer (Grüne) nahm es sportlich: "Ich wünsche Frau John ein glückliches Händchen", sagte die unterlegene Bürgermeister-Kandidatin. "Aber aus grüner Sicht gibt es nun weder den Tunnel noch eine Umfahrung." Starnberg könne sich daher jetzt wieder um wichtigere Aufgaben kümmern.

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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