Starnberger Kreiskrankenhaus:Teure Infusion

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Die Klinik Starnberg will das angeschlagene Krankenhaus Seefeld nur schuldenfrei übernehmen. Gemeinden und Landkreis müssen deshalb die Umlagen nachzahlen, die sie sich jahrelang gespart haben. Hart trifft es Andechs

Von Christine Setzwein, Starnberg

Gern zahlen sie nicht, aber sie tun's. In sieben Gemeinderäten und im Kreistag wurde und wird gerade über die Umlage für die Chirurgische Klinik Seefeld abgestimmt. Dass das kommunale Krankenhaus nur mit einer erheblichen Finanzspritze überleben kann, war schon klar, nachdem die Sache mit den offensichtlich geschönten Bilanzen aufgeflogen und der Klinik-Geschäftsführer fristlos entlassen war. Jetzt müssen die Zweckverbandsmitglieder - Andechs, Gilching, Herrsching, Inning, Seefeld, Weßling und Wörthsee sowie der Landkreis Starnberg - die Umlagen nachzahlen, die sie sich jahrelang gespart haben.

Am Dienstag hat der Gemeinderat Weßling seinen Teil der Betriebs- und Investitionskostenumlage für 2016 genehmigt. Die Zahlungsaufforderung der Klinik-Geschäftsleitung beläuft sich auf 127 746 Euro, im Weßlinger Haushalt waren aber nur 95 000 Euro eingestellt. Mehr als 32 000 Euro müssen also draufgelegt werden.

Hart trifft es die Andechser. Dort hatte der Kämmerer nur mit 30 000 Euro gerechnet, tatsächlich aber muss die ohnehin nicht reiche Gemeinde 83 863 Euro zuschießen. Knapp 54 000 Euro mehr als vorgesehen. Aber nach der überraschenden Ankündigung, dass die Schön-Klinik am Ostufer des Starnberger Sees zum Jahresende ihre Pforten schließen wird, waren sich die Andechser Gemeinderäte einig, dass die Existenz der Klinik Seefeld für die medizinische Versorgung des Landkreises unabdingbar sei.

Als Pflichtaufgabe sehen auch die Herrschinger den Erhalt der Klinik. "Die 245 048 Euro haben wir schon überwiesen", sagt Bürgermeister Christian Schiller, der auch stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbands Krankenhaus Seefeld ist. In etwa zwei Wochen beginnen in Herrsching die Haushaltsberatungen für 2017. Dann rechnet Schiller mit mindestens weiteren 300 000, wenn nicht 350 000 Euro Umlage.

Die Krankenhaus Starnberg GmbH, unter deren Dach die Seefelder Klinik schlüpfen will, wird nur ein geordnetes Unternehmen übernehmen. Das hat Geschäftsführer Thomas Weiler mehrmals betont. Er weiß auch, warum. Der Landkreis Starnberg ist einziger Träger der GmbH, sprich: Würde die Gesellschaft das Seefelder Haus verschuldet übernehmen, müssten alle 14 Kommunen über die Kreisumlage das Altrisiko tragen. Diesen Ärger wollen sich weder Weiler noch Landrat Karl Roth einhandeln. Ohnehin muss der Landkreis bis zur Auflösung des Zweckverbands - wahrscheinlich Mitte 2017 - noch mindestens zwei Millionen Euro zuschießen, damit ein Kredit zurückbezahlt und nötige Investitionen wie ein vierter OP-Saal getätigt werden können.

"Hätten wir früher gewusst, dass es ohne Umlage nicht geht, hätten wir uns den Ärger jetzt erspart", meint die Wörthseer Bürgermeisterin Christel Muggenthal. Immerhin hat ihr Kämmerer vorsorglich schon mal 80 000 Euro in den Etat 2016 eingestellt, sodass die Gemeinde heuer nur noch 29 000 Euro zuzahlen muss.

Auch die Gilchinger waren schlau und haben für 2016 einen Zuschuss in Höhe von 375 000 Euro eingeplant, wie Vize-Bürgermeister Martin Fink in der jüngsten Zweckverbandssitzung sagte. Tatsächlich entfällt auf Gilching eine Umlage von 435 276 Euro. Seefeld muss sich mit 173 402 Euro beteiligen. "Die Rechnung ist eingegangen", sagt Rathaus-Geschäftsleiter Fritz Cording. Genehmigt werden soll die Umlage in der Novembersitzung. Die Inninger sind mit 107 793 Euro dabei.

In der Zwischenzeit läuft der Betrieb in Seefeld auf Hochtouren. Kürzlich musste die Klinik der Rettungsdienstleitstelle sogar mitteilen, dass sie keine Notfälle aufnehmen könne. Alle 72 Betten seien belegt.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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