Starnberg:Schlaue Wildschweine, bequeme Jäger

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Die Gilchinger Jagdgenossenschaft beklagt zu niedrige Abschusszahlen bei den Schwarzkitteln und fordert ein Konzept

Patrizia Steipe

Die steigende Zahl von Wildschweinen ist eines der Hauptprobleme der Jagdgenossenschaft Argelsried-Geisenbrunn. Bei der Hauptversammlung im Freizeitheim Geisenbrunn schilderte Jagdvorsteher Martin Fink die Situation. 650 Sauen seien in Oberbayern im Jahr 1981 geschossen worden. Im vergangenen Jahr waren es bereits 6150. "Das ist fast das Zehnfache", sagte Fink und bayernweit habe sich die Zahl der erlegten Tiere von 2981 (1981) auf 60 500 erhöht.

Wildschweine sind zur Plage geworden. Foto: Rosin (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Auch im Landkreis wird Jagd auf die Schwarzkittel gemacht, allerdings längst nicht in dem Ausmaß, wie es nötig wäre, findet Fink. Viele Jäger würden die schwierige Wildschweinjagd scheuen. Das Problem ist, dass die Tiere große Strecken zurücklegen und sich nicht an Reviergrenzen halten. Während der Geisenbrunner Jäger Karl Huber regelmäßig Schwarzwild erlegt, findet in anderen Revieren überhaupt keine Jagd auf die Tiere statt, kritisierte Fink. Denn diese ist aufwendig und die Tiere sind schlau. "Die dummen Sauen haben wir alle schon weggeschossen, jetzt laufen nur mehr die raffinierten herum", sagte Fink. Um revierübergreifend ein Konzept gegen die Wildschweinplage zu finden, gibt es am 16. Januar beim Oberen Wirt in Gilching ein Tagesseminar für Jäger zu diesem Thema.

Außerdem regte Fink eine "Sauenkarte" an. Auf dieser sollen die Abschusszahlen für Schwarzwild aus dem gesamten Landkreis aufgelistet werden. "Dann sieht man, wo nichts gemacht wird und kann dort aufklären", forderte Fink. Schließlich richten die Wildschweine auf den landwirtschaftlich genutzten Feldern enormen Schaden an. "Wenn eine Rotte durch einen Acker gepflügt ist, dann ist das Feld kaputt", berichtete ein Landwirt. Für die Landwirte hatte Fink die gute Nachricht dabei, dass es künftig keine Fördergeldeinbußen für Schussschneisen gibt, die sie für Wildschweine in ihre Maisfelder geschlagen haben.

Ein weiteres Thema drehte sich um die Ausweisung von ökologischen Ausgleichsflächen. Eine Unterschriftenliste für den Bundestag ließ Landwirt Wilhelm Painhofer unter den Jagdgenossen herumgehen. Die Landwirte regen sich darüber auf, dass ihnen dadurch Ackerflächen und Wiesen abgehen würden. "Das darf nicht auf Kosten der Landwirtschaft gehen", forderte Painhofer. Er befürchtet, dass sich die Situation durch den Bau von Windkrafträdern noch verschärfen werde. Für jedes Windkraftrad, das auf einem Acker aufgestellt wird, müssen sechs Hektar Ausgleichsflächen geschaffen werden. "Dieser Flächenverbrauch muss weniger werden", forderte er. Zufrieden zeigte sich Martin Fink mit der Waldverjüngung. Hier würde die höhere Abschusszahl beim Rehwild erste Erfolge zeigen.

© SZ vom 10.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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