Starnberg:Schäftlarn will Starnberg Grenzen setzen

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Die Nachbargemeinde will den Ausbau des Gewerbegebiets Schorn aus Angst vor zusätzlichem Verkehr verhindern.

Ingrid Hügenell

Starnberg/Schäftlarn - Die Gemeinde Schäftlarn ist wegen des Ausbaus des Gewerbegebiets Schorn verärgert. Weil die Schäftlarner befürchten, dass noch mehr Verkehr auf die ohnehin überlastete Ortsdurchfahrt von Hohenschäftlarn geleitet wird, überlegt man nun rechtliche Schritte. Schorn gehört zum Gewerbegebiet der Stadt Starnberg und liegt an der Gemeindegrenze.

Das Gewerbegebiet Schorn. Foto: Pöstges (Foto: Hartmut Pöstges)

Einen Hebel hat Schäftlarn in der Erschließung: Die Anbindung des Areals an die Garmischer Autobahn erfolgt nach derzeitiger Planung über die Milchstraße - eine Ortsverbindungsstraße, die fast ausschließlich auf Schäftlarner Flur liegt und zum Autobahnanschluss Schäftlarn führt. Ihren Namen hat sie vom früher in Schorn ansässigen Milchwerk.

Eine Möglichkeit für Schäftlarn, den Starnbergern den Ausbau ihres Gewerbegebietes zu vereiteln, könnte die Herabstufung der Milchstraße zu einem Feld- und Waldweg sein. Das würde nach Meinung von Bürgermeister Matthias Ruhdorfer und Bauamtsleiter Stefan Jocher die Starnberger in die Bredouille bringen. Die Straße gehört der Gemeinde Schäftlarn, Starnberg aber trägt die Baulast, könnte sie also verbreitern, wie es notwendig würde, wenn das Gewerbegebiet wächst. Ob ein Ausbau auch möglich ist, wenn die Milchstraße ein Feldweg ist, soll nun von Juristen geprüft werden.

Auch die Fachbehörden sehen die Erschließung kritisch, wie Anfang April in einer Sitzung des Starnberger Bauausschusses deutlich wurde. Mindestens in der geplanten dritten Ausbaustufe des Gewerbegebiets, die fast bis Oberdill reichen würde, müsste eine Anbindung auch nach Norden zur Autobahn geschaffen werden, hieß es. Diese Ansicht teilt Starnbergs Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger. Die Anbindung könnte über Oberdill erfolgen, wo es schon eine inoffizielle Auffahrt für die Autobahnpolizei gibt, oder beim Starnberger Dreieck. Beide Varianten stoßen jedoch bei der Autobahndirektion nicht auf große Gegenliebe. "Es ist relativ schwierig, eine zusätzliche Anschlussstelle zu bauen", sagt Nadine Lewandowski, Pressesprecherin der Autobahndirektion Südbayern. Denn diese müssten "eine hohe Fernverkehrswirksamkeit" haben. Entscheiden müsse aber letztlich der Bund.

Bereits vor zwei Wochen hat Ruhdorfer seinem Starnberger Kollegen einen Brief geschrieben. Darin heißt es, die Stadt Starnberg gewinne ein finanziell ertragreiches Gewerbegebiet, aber "die Gemeinde Schäftlarn trägt die Verkehrslast mit allen negativen Auswirkungen. Das kann nicht sein!". Ruhdorfer fordert Pfaffinger auf, "jegliche Mehrbelastungen beim Verkehr für die Ortsdurchfahrt von Hohenschäftlarn zu vermeiden."

Pfaffinger indes sieht die Sache derzeit gelassen. "Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass Schäftlarn sich da auf die Hinterbeine stellt", sagte er auf Anfrage. Eine Umwidmung der Milchstraße zum Feldweg hätte schon Auswirkungen auf die Planung. "Aber ich bezweifle, dass das möglich wäre." Die Stadt Starnberg werde nun ebenfalls ihre Rechtsposition abklären. Laut Pfaffinger müsste dort, wo die Milchstraße auf den Autobahnzubringer mündet, ein Kreisverkehr errichtet werden. Dieser Kreisverkehr läge auf Schäftlarner Flur. "Wir wollen weiter im Gespräch bleiben", sagt Starnbergs Bürgermeister.

Grundsätzlich finden die Fachbehörden das Gewerbegebiet gut platziert, in dem sich auch die Verpackungsfirma Brenner ansiedeln wird. Sie war bisher in Hohenschäftlarn beheimatet; durch den Umzug verliert die Gemeinde einen potenten Gewerbesteuerzahler.

© SZ vom 18.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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