Starnberg:Radler starten durch

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Die umweltfreundliche Alternative zum Auto gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der Landkreis Starnberg will daher in den nächsten Monaten einige Alltagsrouten ausarbeiten.

Von Christiane Bracht

Im Fünfseenland gibt es viele attraktive Routen, zum Beispiel in der Hügellandschaft bei Erling. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Strahlender Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen: Für viele ist das Grund genug, ihr Fahrrad wieder aus dem Keller zu holen, es zu entstauben und in die Pedale zu treten. Auf den gängigen Ausflugsrouten sind am vergangenen Wochenende jede Menge Radler unterwegs gewesen. "Die Radsaison ist bereits in vollem Gang", stellt Johannes Bauer fest, der Verkehrsexperte der Starnberger Polizei. Schon Mitte Februar haben sich die ersten in den Sattel geschwungen. Kein Wunder, dass es im Fünfseenland heuer schon 23 Radunfälle gegeben hat, fast doppelt so viele wie im vergangenen Vorfrühling. Dabei gab es praktisch immer einen Verletzten, sagt Bauer. Auch viele Verwarnungen haben die Beamten schon aussprechen müssen: Rote Ampeln, Handy auf dem Rad, auf dem Gehweg fahren, ohne Licht oder zu schnell unterwegs.

Doch das hält niemanden vom Radfahren ab. "Immer mehr Leute denken darüber nach, ob sie noch Auto fahren wollen", sagt der Kreisvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Anton Maier. Vor allem Menschen, die in der Arbeit vor allem am Schreibtisch sitzen, sehen das Radeln als Ausgleich und schwingen sich schon aus gesundheitlichen Gründen nach dem Job gerne in den Sattel. Und so hat sich die Arbeit im Verein geändert. Jahrelang dümpelte der ADFC so dahin mit einem oder vielleicht zwei Aktiven, doch seit Gründung des Kreisverbands 2011 ist neuer Schwung eingekehrt. Jetzt gibt es ein Tourenprogramm für Mitglieder, zunächst waren es noch zehn Touren, vergangenes Jahr hat der Verein bereits 38 angeboten und heuer sind es noch mehr. "Auch in der Gesellschaft hat sich der Stellenwert der Radler enorm gewandelt", sagt Maier. Grund für den neuen Trend seien vor allem die Stadtradel-Aktionen der vergangenen Jahre.

Das Interesse der Aktiven richtet sich nun vor allem auf Alltagsrouten. Diese sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden, sagt Maier. In Krailling und Planegg gibt es bereits Fahrradverleihstationen, die die Gewerbegebiete mit den Bahnhöfen verbinden. Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen soll Ende April ebenfalls ein solches Angebot eingerichtet werden. Auch drei weitere Gemeinden überlegen, dem Vorbild zu folgen. In Herrsching geht es um ein neues Verkehrskonzept. Dort wollen die Radler mehr Gewicht haben und deshalb soll am Freitag, 4. April, um 19.30 Uhr im Seehof ein neuer ADFC-Ortsverein gegründet werden. Etwa 30 Interessierte erwartet Maier zur Versammlung. "Es ist die Chance, etwas vorwärts zu bringen", sagt er. Wichtig sei es, künftig einen Ansprechpartner zu haben.

In Gilching will man es Dieben schwer machen. Am Samstag, 5. April, von 10 bis 13 Uhr, kann man sein Rad beim Fahrradladen Silbernagel codieren und bei der Polizei registrieren lassen. So ist es für die Beamten leichter, ein wiedergefundenes Rad seinem Eigentümer zurückzugeben. Oft landen diese Räder im Fundbüro.

Auch wenn die Saison erst begonnen hat, ein großer Trend lässt sich schon jetzt erkennen: die E-Bikes. "Das Geschäft läuft sehr gut", sagt Oliver Weiss von der Starnberger Firma Elenio. Sogar im Winter hätten viele Pendler, die weg vom Auto wollten, bei ihm gekauft. "Dank toller Kleidung spürt man das schlechte Wetter nicht mehr. Und so gibt es immer mehr Ganzjahreskunden", erklärt Weiss. Doch auch der Saisonbeginn war für ihn nicht schlecht: Allein im März hat Elenio bereits 30 E-Bikes verliehen. Dabei kostet dies pro Tag zwischen 35 bis 100 Euro. "Derzeit gibt es vielleicht elf Prozent E-Bikes", schätzt Weiss. "Bis 2020 werden sie die 50 Prozent-Grenze knacken." Probleme fürchtet indes Polizist Bauer auf sich zukommen: "Viele Fahrer können ihre Geschwindigkeit nicht richtig einschätzen. Beim Einbiegen kann es da schnell zum Unfall kommen", sagt er.

© SZ vom 02.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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