Starnberg:Immer im Wandel

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Seit 1899 verleiht die Stadt Bücher an ihre Bürger, den Namen Stadtbücherei verdient die Einrichtung aber erst seit 35 Jahren. Auf 50 000 Medien ist der Bestand angewachsen, bald soll es auch Online-Bücherei geben.

Sylvia Böhm-Haimerl

Die Drei von der Bücherei: Gründerin Eva Korb (links) mit ihrer ersten Mitarbeiterin Elisabeth Buchner (Mitte) und der neuen Leiterin Bettina Degenhart. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Lärm von unten, Musikbeschallung von oben: Elisabeth Buchner, langjährige Mitarbeiterin der Stadtbücherei Starnberg, kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als die Einrichtung noch im Gebäude der Alten Oberschule (heute VHS) untergebracht war. Die Mitarbeiter der städtischen Gärtnerei arbeiteten im Untergeschoss und rangierten mit ihren Fahrzeugen im Hof, die Schüler der städtischen Musikschule wurden im Obergeschoss unterrichtet. Die Bücherei, in der normalerweise Ruhe herrschen sollte, war genau dazwischen. Es waren weniger die beengten Verhältnisse, die die Arbeit der Mitarbeiterinnen in den 15 Jahren, in denen die Bücherei dort untergebracht war, erschwerten, sondern der Lärm, vor allem wenn sie die zuweilen "schiefen Töne" der Musikschüler aushalten mussten. Kein Wunder, dass die Erleichterung groß war, als die Bücherei in das ehemalige Rathaus an der Hauptstraße verlegt wurde. Das war vor 20 Jahren. Doch auch dort ist die Einrichtung erweitert und ausgebaut worden.

Das 35-jährige Bestehen soll im Juni gefeiert werden. Doch eigentlich ist die städtische Bücherei Starnberg schon viel älter. Bereits 1899 wurde ein öffentlicher Lesesaal eingerichtet und 1930 eine kleine Bücherei im Hansa-Haus (heute Dresdner Bank). Damals war die Einrichtung dem Städtischen Verkehrsamt angeschlossen, um insbesondere die Sommerfrischler mit Tageszeitungen und Unterhaltungsliteratur zu versorgen. Seither war das Leben und Arbeiten der Bücherei-Mitarbeiter von regelmäßigen Umzügen geprägt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog man zunächst ins Rathaus, war also schon einmal in dem Gebäude untergebracht, in dem die Bücherei heute ist. Weil das Angebot regelmäßig erweitert wurde, mussten die Mitarbeiter mehrmals innerhalb des Gebäudes umziehen. Und als das Gymnasium 1961 in den Neubau an der Rheinlandstraße zog, hoffte man in den freien Räumen in der Alten Oberschule endlich eine feste Bleibe zu finden. Doch auch dort wurde der Platz schon bald wieder zu eng.

Denn mit der Einstellung der Diplom-Bibliothekarin Eva Korb im Jahr 1978 wurde der Grundstein für eine Bücherei gelegt, die den Namen Bibliothek verdiente. Die finanziellen Mittel wurden aufgestockt und Korb machte sich daran, die bescheidene Bücherei zu einer professionellen Einrichtung auszubauen, die einer Kreisstadt angemessen ist. Korb hatte damals mit einem Bestand von 6000 Büchern angefangen, als sie kürzlich in die passive Altersteilzeit ging, waren es 50 000 Medien, darunter auch Zeitschriften, Videos, DVDs, CDs und Spiele. Wie sehr das Angebot von den Starnbergern genutzt wird, zeigen die Ausleihzahlen von durchschnittlich 165 000. Die Zahl dürft sich noch einmal sprunghaft erhöhen, wenn jetzt die Online-Bücherei eingeführt wird.

Im Jahr 1989 beschloss der Stadtrat das ehemalige Rathaus zu sanieren und zur Bücherei auszubauen. Das war buchstäblich eine Entscheidung in letzter Minute, denn eigentlich sollte der prägende Bau in der Hauptstraße abgerissen werde, um einem größeren Neubau Platz zu machen. Es ist ein Glücksfall für Starnberg, dass dieses Gebäude wieder nach altem Vorbild hergestellt wurde, denn noch heute bleiben regelmäßig Fremde stehen, um sich vor der schönen Fassade fotografieren zu lassen.

Und innen können die Medien großzügig auf drei lichtdurchfluteten Stockwerken präsentiert werden. Vor drei Jahren wurde die Bücherei erneut erweitert um einen Lesebereich und ein Archiv im hinteren Bereich. Besonders stolz ist die neue Büchereileiterin Bettina Degenhart auf die kleine, ruhige Terrasse unterhalb des Vogelangers, auf die die Leser sich im Sommer zurückziehen können, um bei einem Kaffee zu entspannen und in Ruhe zu schmökern.

© SZ vom 01.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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