Starnberg/Schäftlarn:Hochsaison bei der Post

Lesezeit: 2 min

Im Briefzentrum Schorn verdreifacht sich vor Weihnachten die Anzahl der Pakete. Die Gewerkschaft kritisiert den Zeitdruck der Mitarbeiter und "Dumpinglöhne" bei der Post-Tochter DHL

Von Christian Deussing, Starnberg

Die Warteschlangen in den Postfilialen werden immer länger. Zum Beispiel in Starnberg an der Rheinlandstraße, wo Kunden oft gleich mehrere Weihnachtspäckchen aufgeben wollen. Alle vier Schalter sind besetzt. Die Mitarbeiter spüren, dass die heiße Phase und der Stress beginnen. Und in den Regalen und im Lager stapeln sich bereits die Pakete. Wer aber sicher gehen will, dass seine Briefe und Geschenke noch rechtzeitig auf dem Gabentisch von Freunden und Verwandten landen, müsse sich sputen. Darauf verweist der Regional-Postsprecher Erwin Nier. Die Briefe, Päckchen, Karten und Pakete ins europäische Ausland sollten spätestens bis zum 17. Dezember und diejenigen innerhalb Deutschlands bis zum Montag, 22. Dezember, um 18 Uhr abgeschickt werden. "Das sind die Deadlines", sagt Nier. Weihnachtspost, die nach Übersee geht, etwa in die USA oder nach Australien, hat nur noch auf dem Expressweg die Chance, pünktlich anzukommen.

Die Anzahl der Briefe verdoppelt sich, die der Päckchen verdreifacht sich in diesen Tagen. Im Briefzentrum Schorn nahe Schäftlarn herrscht Hochbetrieb, verteilt werden die Sendungen für das Gebiet zwischen Fürstenfeldbruck und Garmisch-Partenkirchen. An speziellen Plätzen können in Schorn auch unleserliche Adressen entschlüsselt werden, doch die Beförderung kann sich somit verzögern - vor allem jetzt in den Tagen vor Heiligabend, wenn Millionen von Sendungen bearbeitet werden. Eine lesbare Adresse und gute Verpackungen, etwa mit Paketband, seien jedenfalls die "halbe Miete", betont Postsprecher Nier. Das gilt vor allem für die pünktliche Abgabe oder den Einwurf in den Briefkasten oder die Packstation.

Der Zeitdruck auf die Mitarbeiter, von denen viele jetzt über die Weihnachtszeit als Aushilfen engagiert worden sind, sei nun besonders hoch, berichtet Matthias Knüttel, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Postdienste im Großraum München. Er kritisiert, dass die Verträge häufig auch von regulären Mitarbeiter nur befristet und halbjährlich verlängert würden. Der Postkonzern versuche zudem, die "Lohnspirale nach unten zu drehen".

Im Fokus hat Verdi die Paketdienste der Post-Tochter DHL Express, die Kurieraufträge an eigenständige Servicepartner erteile, die wiederum kleine Subunternehmer einsetze. Deren Zusteller arbeiteten unter enormen Zeitdruck, aber zu "Dumpinglöhnen", klagt Knüttel. So sei es auch nicht verwunderlich, dass oft nicht pünktlich ausgeliefert werden könne. Diese Situation verschärfe sich natürlich vor den Feiertagen, betont der Gewerkschafter. Er verweist auf Verstöße bei den ausgegliederten Expressdiensten in punkto Lenk- und Ruhezeiten und nicht dokumentierten Überstunden, beispielsweise, wenn noch mehr sortiert und ausgeladen werden müsse.

Der Postsprecher kennt diese Vorwürfe. Er betont jedoch, dass der eigentliche Post-DHL-Zustelldienst einen deutlich höheren Stundenlohn zahle und faire Arbeitsbedingungen biete. Es habe sich mittlerweile auch gezeigt, dass sich bei den anderen, kleineren Paketdiensten die "Spreu vom Weizen getrennt" habe, sagt Nier. Allerdings wolle er nicht verleugnen, dass es auch im eigenen Zustelldienst mitunter mal "schwarze Schafe" unterwegs seien. Dann werde die betreffende Person in einem Gespräch "belehrt" oder man müsse sich von dem Mitarbeiter trennen, wenn dies nicht helfe. Denn man achte darauf, dass die "Standards eingehalten werden", und dazu gehört laut Nier die korrekte und zuverlässige Zustellung von Päckchen und Paketen. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

© SZ vom 15.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: