Stadtradeln in Starnberg:Hart im Nehmen

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Das Wetter macht auch anderswo den Radlern zu schaffen: Ein Grüppchen um Bürgermeisterin Eva John (Mitte) radelt trotzdem in einer Regenpause los. (Foto: oh)

Dauerregen verdirbt den Auftakt des Stadtradelns, trotzdem finden einige Touren statt. Die Aktion 2014 ist jetzt schon ein Erfolg, denn in vielen Gemeinden sind deutlich mehr Teilnehmer am Start als im vergangenen Jahr.

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wochenlang haben die Stadtradler auf den Start der diesjährigen Aktion hingefiebert, Plakate entworfen, Flyer gestaltet und verteilt, Firmen besucht, mit Schulen Kontakt aufgenommen, Touren zusammengestellt und die Homepage überarbeitet, damit sich möglichst viele anmelden können. Am Sonntag war der Auftakt. Die Starnberger hatten gleich drei Touren zur Auswahl, die Würmtaler wollten gemeinsam Richtung Blutenburg starten, um fehlende Beschilderungen aufzuspüren und das neue Meldesystem Radar auszutesten. Auch in Inning, Herrsching, Weßling und Gilching hatten sich die Organisatoren schöne Routen ausgedacht, um möglichst viele auf den Sattel zu locken. Doch es regnete den ganzen Tag in Strömen.

Das Wetter macht auch anderswo den Radlern zu schaffen: Ein Grüppchen um Bürgermeisterin Eva John (Mitte) radelt trotzdem in einer Regenpause los. (Foto: oh)

"Wir standen da wie begossene Pudel", sagt der Inninger Koordinator Thomas Allner-Kiehling. Der Böllerschütze, der einen Salut abgeben sollte, konnte seine Pistole im Regen nicht einmal auspacken, geschweige denn damit schießen. Den Bürgermeistern und Teamleitern, die pflichtbewusst zum vereinbarten Treffpunkt gekommen waren, blieb nur, für das Eröffnungsfoto zu posieren. Die geplante Radtour zum Biergarten Stegen wird nächsten Samstag nachgeholt.

Am Westufer des Ammersees lassen sich die Stadtradler von Nässe und Kälte nicht abhalten: Gut ausgerüstet drehen fast 30 Teilnehmer die erste Runde. (Foto: oh)

Auch der Seniorentreff in Starnberg, der eine gemütliche Tour am See vorhatte, sagte den Ausflug ab. Und die Grünen, die im Buchsee baden wollten, verschoben ihre Tour ebenfalls auf nächstes Wochenende. Nur die Tour mit Bürgermeisterin Eva John fand in der einzig kurzen Regenpause zwischen 11.30 bis 12 Uhr statt. Allerdings begleiteten sie gerade mal vier Teamkapitäne und ein paar Stadträte. Ursula Freymadl vom Starnberger Seniorentreff nutzte die Gelegenheit, in kleiner Runde die fehlende Rampe am Seebahnhof zu monieren.

Verbesserungen für Radfahrer

Schließlich geht es beim Stadtradeln vor allem um Verbesserungen für den Radverkehr. John hörte sich die Kritik an, doch versprach nichts. Die Erwartungen an sie sind groß. "Wir haben einen neuen Stadtrat und eine Bürgermeisterin, die gerne im Sattel sitzt. Wenn jetzt nichts passiert, wann dann", sagt die Koordinatorin Andrea Schmölzer. In den vergangenen Jahren hat sich für die Radler in der Kreisstadt nicht viel verändert.

Unter den Stadtradlern gibt es allerdings auch ein paar Hartgesottene, die bestens ausgerüstet mit Capes und Regenhosen dem nassen und kühlen Wetter am Sonntag trotzten. Dreieinhalb Stunden fuhren acht Weßlinger am Nachmittag durch den Regen, um die Einkaufsmöglichkeiten auf einem Bauernhof in Weichselbaum kennen zu lernen. "Es hat Spaß gemacht", sagt Organisator Gerhard Sailer. Vor allem im Wald herrsche bei Regen eine ganz eigene Atmosphäre - irgendwie "verwunschen", schwärmt er. Allerdings muss er zugeben: Am Ende sei er doch ganz froh gewesen, wieder zu Hause anzukommen.

Auch im Würmtal hat die Tour zur Blutenburg zur Überraschung des Gautinger Koordinators Gernot Struwe stattgefunden. "Es hat mich gewundert, wie viele perfekt ausgestattet am Treffpunkt ankamen", sagt er. Im Pulk von etwa 25 fuhren die Radler aus den fünf Würmtalgemeinden Gauting, Krailling, Planegg, Gräfelfing und Neuried die 30-Kilometer-Route. Doch in der Gesamtwertung des Landkreises liegen die Weßlinger schon am ersten Tag weit vorne, so wie im vergangen Jahr auch. Allerdings kann dies auch daran liegen, dass die Stadtradl-Homepage am Montag völlig überlastet war. Nur mit viel Geduld gelang es, Ergebnisse abzurufen. Wer seine Kilometer eintragen wollte, wurde nicht selten enttäuscht. Mit dem Fünfseenland haben auch die Nachbarlandkreise München, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Sonntag mit dem Stadtradeln begonnen. Das bedeutet, dass ein paar 1000 Nutzer an der Seite interessiert sind.

Per Radar Schwachstellen melden

Die neue Option, per "Radar" Schwachstellen im Radverkehr zu melden, scheint trotz Überlastung zu funktionieren. Struwe hat schon die erste Nachricht bekommen: ein beschädigter Radständer. Das Ganze sei noch verbesserungswürdig, sagt er. Denn man kann nur Probleme im eigenen Ort melden, nicht die im Nachbardorf.

Trotz des verregneten Starts sind die Organisatoren des Stadtradelns bislang sehr zufrieden mit dem Auftakt. "Anfangs war es in den vergangenen Jahren immer sehr zach", weiß Schmölzer. Doch heuer haben sich von Anfang an bereits 200 Teilnehmer angemeldet, dazu kommen noch die Schulen. Auch in Gauting sind schon 150 Radler am Start ohne Schüler. Max Kellner in Herrsching jubiliert sogar: Im vergangenen Jahr haben gerade mal 60 Radler der Ammerseegemeinde Kilometer für den Landkreis gesammelt, heuer sind schon doppelt so viele dabei. Im Gemeinderat will der Koordinator auch noch mal Werbung für die Aktion machen, in der Hoffnung, dass der eine oder andere Kommunalpolitiker vielleicht doch noch mitmacht. Er will dem Vorbild von Allner-Kiehling folgen. Der Inninger hat es geschafft, im vergangenen Jahr seine Gemeinde für das Stadtradeln zu begeistern. "Wir hoffen auf starke Teams, noch wesentlich mehr Teilnehmer und natürlich besseres Wetter", sagt Kellner.

© SZ vom 02.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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