Seeshaupt:Dauercamper sind sauer

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Wegen der anstehenden Sanierung des Platzes bei Seeshaupt müssen alle Mieter ihre Wagen und Zelte abbauen. Die Gemeinde wird nach Auskunft von Bürgermeister Bernwieser mindestens 700 000 Euro investieren

Von Christian Deussing, Seeshaupt

Noch haben viele langjährige Dauercamper ihre Parzelle auf dem Seeshaupter Campingplatz nicht abgebaut. Sämtlichen Mietern war zum 31. März gekündigt worden. Nicht wenige sind sauer und frustriert, dass sie wegen der kompletten Sanierung in der kommenden Saison ihr geliebtes Areal am Starnberger See verlassen müssen und sich bei einem neuen Pächter für das nächste Jahr anmelden sollen. Dazu haben sich erst 22 der 55 Dauermieter entschieden, die teilweise bis zu 30 000 Euro in ihren Stellplatz mit Vorzelt und Wohnwagen investiert haben. Manche beklagen einen Verlust von mehr als 10 000 Euro und fragen sich, warum der gesamte Campingplatz für die Renovierung aufgelöst werden müsse?

Doch die Gemeinde hat sich als Eigentümer für die radikale Lösung entschieden. Sie will wohl mindestens 700 000 Euro in das ehrgeizige Projekt investieren, bei dem künftig jede Parzelle der etwa 110 Plätze nur noch hundert Quadratmeter groß sein wird. Diese einheitlich verkleinerten Flächen sieht zumindest der potenzielle Nachfolger von Betreiberin Sybille Braun vor, deren Pachtvertrag nach zehn Jahren und einigen Querelen nicht verlängert worden ist. Als neuer Pächter hat die Gemeinde Matthias Lederer aus Gaißach auserkoren, der die kommunale Zusage allerdings noch nicht unterschrieben hat.

Bereits im Dezember demontierte dieser Dauercamper sein stabiles Vorzelt. Auch die anderen Langzeitmieter müssen den Seeshaupter Campingplatz verlassen. (Foto: Georgine Treybal)

Das sei aber "kein Pokern", beteuert der 29-Jährige, der bisher nebenberuflich auf dem Königsdorfer Campingplatz am Bibisee mithalf. Er werde sicher bald einen Vorvertrag unterschreiben, müsse aber noch die weiteren Planungen abwarten und genauen Konditionen prüfen. Lederer versichert, dass ihm die Dauercamper "sehr leid tun" würden, weil der Ab- und Wiederaufbau sicherlich Einiges koste. Er freue sich trotzdem auf die "große Herausforderung", diesen Campingplatz zu betreiben, wenngleich hierfür wohl auch wirtschaftlich "hart kalkuliert" werden müsse.

Die Kommune will das Abwassersystem, die Rezeption und Stromanschlüsse erneuern sowie die Zufahrt ausbauen und eine Schranke installieren, die Nummernschilder erkennt. Zudem sollen zehn Hütten sowie ein Kiosk am Badestrand errichtet und die Gaststätte renoviert werden. Überdies sind morsche Bäume zu fällen, ein Landschaftsplaner kümmert sich daher auch um Anpflanzungen.

Die genauen Sanierungspläne würden wohl in den nächsten Monaten vorliegen, sagt Bürgermeister Michael Bernwieser. Er geht davon aus, dass die Arbeiten im Juni beginnen und der Campingplatz mit Vier-Sterne-Niveau und im neuen Glanz pünktlich zum 1. April 2016 wieder eröffnet wird. Bernwieser bekundet, "großes Interesse" daran zu haben, möglichst viele Dauercamper zu halten. Diejenigen, die bleiben wollten, dürften auch ihr Camping-Zubehör auf dem Gelände "zwischenlagern". Bei den anderen könnte die Abzugfrist möglicherweise um bis zu drei Wochen über den 31. März hinaus verlängert werden. Doch die kritischen Stimmen unter den Langzeitcampern verstummen nicht. Diese halten zwar die Grundsanierung für notwendig, nicht aber die komplette Schließung des Platzes. Zudem würde die Kapazität der Sanitäranlagen bei weitem nicht ausreichen, sollte der Platz um etwa 25 Parzellen erweitert werden. Einige Mieter glauben zudem, dass das Projekt weit mehr als eine Million Euro verschlinge und die Wiedereröffnung zum April nächsten Jahres kaum zu halten sei.

© SZ vom 19.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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