Schondorf:Schondorf will selbst bauen

Lesezeit: 2 min

Gemeinde erwägt Nutzung des Wohnbauförderprogramms

Von Armin Greune, Schondorf

Dießen finanziert 18 Wohnungen an der Straße "Neudießen", ein Architektenteam ist gefunden. Utting plant ein Quartier mit bezahlbarem Wohnraum zwischen Landsberger und Hechenwanger Straße mit etwa 100 Wohneinheiten, auch wenn man sich dafür bis 2020 mit 13,5 Millionen Euro verschulden müsste. Und nun will offenbar auch Schondorf vom Kommunalen Wohnbauförderungsprogramm des Freistaats profitieren.

Rainer Jünger (CSU) hat angeregt, die Kommune möge einen Teil des Prix-Geländes Dießen selbst bebauen lassen: Das Förderprogramm bezuschusst 30 Prozent der Baukosten und des Grundstücksverkehrswerts und stellt 60 Prozent als zinsgünstiges Darlehen zur Verfügung. Schondorf müsste nur zehn Prozent der Baukosten frei finanzieren. Damit könnte wesentlich mehr Wohnraum für untere und mittlere Einkommensgruppen entstehen als zunächst geplant. Jünger stellt sich vor, den gesamten "Aal" - den lang gestreckten Wohnblock entlang der Bahn - in Eigenregie errichten zu lassen: Bei 4350 Quadratmetern Geschossfläche ließen sich bis zu 53 Wohnungen schaffen bei Mietpreisen von zehn Euro pro Quadratmeter. Bislang war der Gemeinderat davon ausgegangen, die Bebauung des Prix-Geländes einem Investor zu überlassen; jeweils 30 Prozent der Reihenhäuser und Geschosswohnungen sollten an Normalverdiener gehen.

Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) berichtete auf Nachfrage, der Gemeinderat habe am Samstag in einer Klausur drei Stunden lang über Jüngers Antrag beraten. Die überwiegende Mehrheit sei der Meinung gewesen, dass Schondorf "den ganzen Aal nicht im Kreuz hat": Bei einer 14-Millionen-Euro-Investition, einem derzeitigen Schuldenstand von sieben Millionen, Zuschüssen von sechs Millionen und erwarteten 4,5 Millionen Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf im Prix-Areal bliebe noch ein Darlehen von etwa zehn Millionen, das die Gemeinde 30 Jahre lang belaste - "wenn auch zum fantastischen Zinssatz von 0,99 Prozent", sagt Herrmann. Schondorf müsse die Infrastruktur für etwa 250 Neubürger schaffen, die sich auf dem Prix-Gelände ansiedeln werden.

Andererseits sei das Förderprogramm "zu verlockend, um es ganz vorbeiziehen zu lassen". Deshalb überlege man, ob die Kommune nur für einen Teil des "Aals" zum Bauherr werde oder den kleineren geplanten Wohnblock im Prix-Gelände übernimmt. Weitere Alternative: Den sozialen Wohnungsbau auf einem anderen gemeindeeigenen Grundstück realisieren, etwa "Am Griesfeld". Aus Sicht des Bürgermeisters hätte diese Lösung den Vorteil, das im Prix-Gelände mehr Wohneigentum für Einheimische geschaffen werden könnte, "die sonst nicht zum Zug kommen". Am 5. April wird sich das Gremium erneut mit Einwänden und Anregungen zum Bebauungsplanentwurf "Prix-Gelände" befassen. Dann werde auch über das Wohnbauförderprogramm gesprochen, meint Herrmann. Ein Beschluss dazu sei aber "eher unwahrscheinlich"

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: