Razzia in Weßling:Drogen auf dem Tisch

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Die Polizei fand unter anderem den Amphetamin-Mix MDMA, der auch in Ecstasy-Pillen verwendet wird. (Foto: dpa)

Psycho-Seminare soll es in der Gemeinde schon häufiger gegeben haben

Von Christian Deussing, Weßling

Mit Drogen sollte offenbar die Selbsterfahrung in einem Wochenendseminar für Psycholyse in einem Weßlinger Haus erweitert und beschleunigt werden. Davon sind die Ermittler überzeugt, nachdem sie bei einer Razzia am 10. November Rauschmittel und den Amphetamin-Mix MDMA in Schalen auf den Tischen von 13 Teilnehmern entdeckt hatten. Man gehe davon aus, dass auf dem Anwesen schon häufiger Psycho-Seminare mit Drogen und dem 81-jährigen Leiter aus Berlin abgehalten worden sind, sagte Manfred Frei, Chef der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck, der SZ auf Anfrage. "Mit dem Zugriff wollten wir ein zweites Handeloh verhindern", betonte er. In dem Ort bei Hamburg waren Teilnehmern eines derartigen Seminars Substanzen gereicht worden, woraufhin etliche Personen mit Atemnot und Krämpfen in Lebensgefahr gerieten. Im Prozess um den Massenrausch wurde der Veranstalter jetzt in Stade zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Nach Kripoangaben waren in Weßling 50 Kapseln mit selbstgemixtem weißen Pulver befüllt, darunter seien auch verbotene Amphetamine entdeckt worden. Weitere 476 Kapseln seien im Gepäck des Seminarleiters gefunden worden, zudem flüssiges LSD bei einem Teilnehmer. Der Kripochef ist überzeugt, dass die angetroffenen Personen das Pulver geschluckt hätten, ohne den Mix und die Dosierung zu kennen. Das wäre gefährlich gewesen, sagte Frei. Zudem ist er sich sicher, dass es viele Psycholyse-Seminare mit Drogen in Bayern gebe, die bisher nicht aufgeflogen seien. Das sei aber mit der dieser Razzia gelungen.

"Vogelfrei", heißt es auf der Homepage des 81-jährigen Berliners, der in Weßling das Psycho-Seminar den Teilnehmern angeboten hatte. Der Leiter, der sich Musiker nennt, hatte laut Kripo für das Wochenende 330 Euro pro Teilnehmer verlangt und den Raum angemietet. Sie waren durchschnittlich 50 Jahre alt - acht Frauen und fünf Männer sind angereist. Nach SZ-Informationen hat der Berliner in der Szene einen Namen und hatte auch beste Kontakte zum verstorbenen Guru der "Kirschblüten-Gemeinschaft", dem Schweizer Samuel Widmer, der die Psycholyse-Praktiken lehrte.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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