Pöcking:Überraschende Wahl

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Die zwei Neuen: Kommandant Georg Kammerlocher (rechts) und sein Stellvertreter Christian Walter (links). (Foto: Fuchs)

Kampfabstimmung bei der Pöckinger Feuerwehr

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Bei der Pöckinger Feuerwehr gibt es offenbar interne Unstimmigkeiten. Auf Anfrage der SZ hüllten sich die Aktiven zwar in Schweigen, doch bei der Wahl des Kommandanten zeigte sich sehr deutlich, dass die Wehr in zwei Lager gespalten ist. Roman Kaiser stellte sich nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung und schlug Sascha Hartmann als Nachfolger vor. Doch die Mehrheit entschied anders: Gegenkandidat Georg Kammerlocher, der bislang Atemschutzausbilder war, bekam 27 von 41 Stimmen, Hartmann dagegen nur elf. Als Stellvertreter fand sich zunächst trotz einiger Vorschläge niemand. Erst als Bürgermeister Rainer Schnitzler die Aktiven zu einer "kleinen Auszeit" aufforderte, ließ sich im zweiten Anlauf nach weiteren Absagen Christian Walter breitschlagen. Er wurde mit einer erstaunlich hohen Zahl ungültiger Stimmen (25 Prozent) zum Zweiten Kommandanten gewählt.

Der Vereinsvorsitzende Walter Erhard rief seine Kameraden dazu auf, trotz allem die beiden Kommandanten zu unterstützen. "Gebt den beiden eine Chance", betonte er. Auch wer die Kandidaten nicht gewählt habe, sollte die demokratische Entscheidung akzeptieren.

"Unter der wachsenden Bürokratie leidet das Ehrenamt", klagte Kaiser, der nach zwölf Jahren als Kommandant das Handtuch geworfen hatte. In den vergangenen Jahren habe er neben seiner Arbeit als Kommandant und der Aus- und Weiterbildungen 25 bis 40 Stunden pro Monat zusätzlich für Verwaltungstätigkeiten aufbringen müssen. Dieser hohe Aufwand sei auf Dauer nicht mit Beruf und Familie zu vereinbaren. "Ich freue mich, dass ich wieder ein Feuerwehrmann bin und kein Verwalter mehr", sagte Kaiser zum Abschied.

Auch Bürgermeister Schnitzler bereitet es große Sorge, dass "die Bürokratie das Ehrenamt auffrisst". Es sei eine fatale Entwicklung, dass man immer einen Schuldigen suche, wenn etwas passiere. Deshalb müsse sehr viel Zeit für die Dokumentation aufgewandt werden. Schnitzler bedauerte, dass mit Roland Kaiser und Walter Lutzenberger gleich beide Kommandanten aufhörten, auch wenn " sie der Gemeinde ganz schön viel Geld gekostet hätten". Unter ihrer Führung ist das Feuerwehrhaus energetisch saniert worden, es wurde eine neue Schlauchwaschanlage gebaut und ein Feuerwehrfahrzeug für mehr als 300 000 Euro angeschafft. Für ein weiteres Fahrzeug (370 000 Euro) hat Kaiser die Ausschreibung vorbereitet. Sein Nachfolger Kammerlocher hofft auf eine gute Zusammenarbeit in der Wehr. Sein oberstes Ziel sei mehr Öffentlichkeitsarbeit und den Nachwuchs zu fördern. Die Pöckinger Wehr hat derzeit 106 Mitglieder, davon 66 Aktive. Gegenüber dem Vorjahr sind die Einsätze von 62 auf 89 gestiegen. Beim Aufbau von Flüchtlingsunterkünften haben die Feuerwehrler geholfen und so 2015 insgesamt 5130 Stunden ehrenamtlich gearbeitet.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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