Pöcking:Skeptische Pöckinger

Lesezeit: 2 min

Großes Interesse: Mehr als 300 Pöckinger wollten wissen, wie die Zukunft der Bürgermeister-Schnitzler-Siedlung aussieht. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf der Info-Veranstaltung zur Containeranlage für Flüchtlinge wird Kritik an Gemeinde und Landratsamt laut

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Das Interesse der Bürger an der geplanten Container-Anlage für Flüchtlinge in Pöcking ist enorm. Auf der Informationsveranstaltung am Dienstag war die Turnhalle proppenvoll. Die Zahl der Stühle für 300 Personen reichte nicht aus. Das Fazit der Veranstaltung von Landratsamt und Gemeinde war: Die meisten Bürger haben keine Vorbehalte gegen die Anlage. Allerdings fühlten sich Anwohner von der schnellen Umsetzung überrumpelt, auch ihre Ängste konnten nur teilweise zerstreut werden.

Als der Gemeinderat im Juli für die geplante Container-Anlage an der Maisinger Straße ein befristetes Baurecht gewährt hatte, gab es noch Beifall von den Zuhörern. Unterdessen gibt es insbesondere von den Anwohnern der Bürgermeister-Grenzebach-Siedlung massive Vorbehalte gegen eine Containersiedlung in ihrer Nähe. Sie hatten Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt und nach Angaben von Landrat Karl Roth wurden unterdessen drei Klagen gegen die Flüchtlingsunterkunft eingereicht. Laut dem Rathauschef Rainer Schnitzler wird die Wohnanlage schon jetzt "Bürgermeister-Schnitzler-Siedlung" genannt.

Vor einem knappen Jahr ist im Bereich des Sportparks eine Zeltanlage für die Flüchtlinge gebaut worden. Doch diese war laut Kreisbaumeister Christian Kühnel nur eine Notlösung. Auch die Containeranlage für 96 Personen sei nur ein zeitlich befristetes Provisorium. Kühnel erklärte die Vorteile gegenüber der Zeltanlage. Die Container seien hochgedämmt, die Wohnungen abgeschlossen und es herrsche nicht die drängende Enge. Deshalb sind nach Meinung des Landrats künftig auch Polizeieinsätze auszuschließen, wie dies in der Zeltanlage der Fall gewesen sei. Einige Pöckinger waren skeptisch. Vor dem Hintergrund, dass knapp 50 Prozent der künftigen Bewohner erwachsene Männer ohne Familie sind, brachte Heinz Eiler die Ängste der Anwohner zum Ausdruck: "Es sind nicht alle lieb, wir wollen nicht die Verhältnisse von Köln." Schnitzler äußerte Verständnis. "Ich verstehe Ihre Ängste, aber es sind Flüchtlinge, die wir schon kennen." Laut der Asylbeauftragten der Gemeinde, Dimitra Trottmann, leben derzeit 103 Flüchtlinge in Pöcking. Die meisten sollen in die Containeranlage einziehen, darunter 46 alleinstehende Männer über 21 Jahren, aber auch 14 Familien, so dass die Mischung sehr gut sei. "Es ist nicht so, dass die uns etwas antun wollen", betonte sie. Der sehr engagierte Helferkreis achte darauf, dass die Flüchtlinge beschäftigt werden.

Ein weiterer Kritikpunkt war die Informationspolitik der Gemeinde. Die Anwohner seien erst informiert worden, nachdem die Verträge mit dem Grundeigentümer bereits unter Dach und Fach waren. Zudem werde bereits gebaut, bevor die Baugenehmigung erteilt sei. Sie steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Gemeinderats. "So geht man mit seinen Bürgern nicht um", monierten Anwohner. Auf die Frage, warum die Gemeinde nicht ihre eigenen Grundstücke für eine Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellt, antwortete Schnitzler, dass diese bereits überplant seien.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: