Pöcking:Gefährlicher Einsatz

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Hauptmann Claus Piesch lässt Frau und Kinder zurück, um Ebola-Kranken in Liberia zu helfen. Fünf Wochen wird der Tutzinger sich im BRK-Behandlungszentrum in Monrovia um Kommunikation und Pflege kümmern

Von Otto Fritscher, Pöcking

"Nein, Angst habe ich vor diesem Einsatz nicht, aber Respekt schon", sagt Claus Piesch, 45. Er ist Hauptmann der Bundeswehr, arbeitet in der Fernmeldeschule in Feldafing - und er hat sich auf einen Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hin als Freiwilliger für einen Einsatz in Ländern gemeldet, die besonders stark von der heimtückischen Ebola-Krankheit heimgesucht werden. Piesch gehört zu den 40 Bundeswehr-Soldaten, die sich fünf Wochen lang, von 21. November bis 26. Dezember, in einem Ebola-Behandlungszentrum am Stadtrand der liberianischen Hauptstadt Monrovia um den Betrieb der Klinik und um Erkrankte kümmern werden. Ein gefährlicher Einsatz. Zurück in Deutschland, wird Piesch dann drei Wochen lang gemeinsam mit den anderen 39 Soldaten in einer Einrichtung in Diez bleiben, und erst mal keinen Kontakt mit der Außenwelt haben, außer mit medizinischem Personal. Dreimal täglich wird dann Fieber gemessen werden, um jeden Ansteckungsverdacht ausschließen zu können - eine Art Quarantäne, auch wenn es offiziell nicht so heißt.

Piesch ist verheiratet, hat zwei Töchter im Alter von neun und zwölf Jahren. "Wir haben schon etliche Gespräche geführt. Schließlich bin ich am Geburtstag meiner großen Tochter und an Weihnachten nicht da", berichtet Piesch. Er kann verstehen, dass sich seine Familie um ihn Sorgen macht - und ganz hat er diese Frau und Töchtern nicht nehmen können.

Bei einem Lehrgang ist Piesch auf seinen Ebola-Einsatz vorbereitet worden. Landeskunde, vor allem aber der Umgang mit der Schutzausrüstung ist trainiert worden. Diese ist umfangreich, soll vor der Ansteckung mit dem Ebola-Virus schützen. Eine Haube über dem Kopf, ein Ganzkörper-Schutzanzug, Schutzbrille, Gummistiefel und zwei Paar Handschuhe, die übereinander getragen werden, sollen das Risiko so gering wie möglich halten. "Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, das ist mir bewusst", sagt Piesch. Was genau auf ihn wartet, weiß der Hauptmann noch nicht. Er rechnet aber damit, "mit täglichem Sterben konfrontiert zu werden". Denn viele Ebola-Erkrankte kommen sehr spät oder geschwächt in das Behandlungszentrum. Es ist für 100 Patienten ausgelegt und wird unter der Regie des Deutschen Roten Kreuzes betrieben. Offiziell fungiert Piesch als "Helfer im Sanitätsdienst", seine primäre Zuständigkeit ist die Satellitenkommunikation innerhalb von Liberia, aber auch in die Heimat. Aber er ist auch für die Technik in der "roten Zone" zuständig, wie die "High Risk Area" im Krankenhaus genannt wird. Im Klartext: Piesch wird in direkten Kontakt mit Ebola-Kranken kommen, sie möglicherweise ins Bett hieven oder die Bettpfanne leeren müssen.

Hauptmann Claus Piesch hat sich als Freiwilliger für den Einsatz in einer Ebola-Klinik in Liberia gemeldet. (Foto: Fuchs)

Im Landkreis Starnberg ist Piesch kein Unbekannter. Er ist Schriftführer im CSU-Kreisvorstand, in der Tutzinger CSU aktiv, gehört dem Schützen- und dem Verschönerungsverein an, arbeitet bei der Ortspostille "Tutzinger Nachrichten" mit. "Ich bin ein Mensch, der sich engagieren will", sagt er über sich selbst. Was auch für seinen Dienst bei der Bundeswehr gilt, er dient seit 1990. Piesch hatte sich schon ein paar Mal für humanitäre Sondereinsätze beworben, im Kosovo, vor der Küste von Somalias etwa. Allerdings war der Fernmeldeoffizier bislang jedes Mal aus dienstlichen oder privaten Gründen "unabkömmlich". Diesmal darf Piesch seinen Rucksack packen, das Gewehr bleibt allerdings zurück.

Nagelneu ist seine Uniform in Tropen-Tarn. Die Hose hat sogar noch eine Bügelfalte. Am Freitag ist Piesch für seinen Einsatz in Afrika eingekleidet worden. Hellblaues Halstuch, Barrett in der gleich Farbe und eine Armbinde kennzeichnen ihn als Soldat im UNO-Einsatz. "Nur die Stiefel sind noch nicht eingelaufen", sagt er.

Am Donnerstag fliegt Piesch nach Berlin. Von dort aus geht es dann weiter nach Monrovia. Jeder Freiwillige kann den Einsatz jederzeit abbrechen und in die Heimat zurückkehren. "Ich gehe davon aus, dass ich durchhalten werde", sagt Piesch.

© SZ vom 18.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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