Zusammenschluss:Chef oder Doppelspitze

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Die Fusion des Tourismusverbands mit der Wirtschaftsförderung nimmt Gestalt an. 2017 soll sie vollzogen sein

Von Otto Fritscher, Pöcking

Die für den Jahreswechsel geplante Fusion der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Gfw mit dem Tourismusverband Starnberger Fünfseenland rückt näher. Unklar ist aber noch, wie das neue Gebilde heißen soll, bisher läuft die Diskussion unter dem Namen "Gfw neu". Offiziell könnte es "Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Region Starnberger AmmerSee" heißen, aber das klinge sehr komisch, sagt Bernhard Sontheim, der Vorsitzende des Tourismusverbandes. Der Verband soll zum Jahresende aufgelöst werden.

Auch über Personalfragen ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Klar ist nur, dass die Mitarbeiter des Tourismusverbandes in die Gfw übernommen werden. Wer aber ihr Chef sein wird, steht noch nicht fest. Denn die eine Fraktion möchte Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter als alleinigen Geschäftsführer installieren, während andere wie Sontheim eine Doppelspitze mit Tourismus-Geschäftsführer Klaus Götzl bevorzugen. "Aber ich werde mich wohl nicht durchsetzen", schätzt Sontheim die Mehrheitsverhältnisse ein.

Klar ist indes, wie die Gesellschafteranteile der GmbH verteilt werden: Es wird keine Änderungen gegenüber der Verteilung bei der alten Gfw geben: Mehrheitsgesellschafter bleibt der Landkreis, gut 28 Prozent hält der Unternehmerverband UWS, den Rest die Landkreis-Kommunen in unterschiedlich hohen Anteilen. "Die Anteile unverändert zu lassen und keine neuen Gesellschafter ins Boot zu holen, das ist eine geniale Idee, weil es viele Probleme löst", sagte Sontheim am Rande der Versammlung vieldeutig zur SZ. Die Finanzierung der neuen GmbH soll direkt vom Landkreis kommen - was der Kreistag demnächst beschließen soll. Auch die Satzung ist ausgearbeitet und liegt Juristen zur endgültigen Prüfung. So wird es neben Gesellschafterversammlung und Geschäftsführung einen Aufsichtsrat geben, dem wohl Landrat Karl Roth vorstehen wird. Mit den vier Gemeinden, die zwar dem Tourismusverband, aber nicht dem Landkreis Starnberg angehören, werden sogenannte "Dienstleistungsverträge" abgeschlossen. Denn Münsing, Seeshaupt, Bernried und Dießen werden mit der Gfw neu im Bereich Tourismus zusammenarbeiten, aber nicht von der Wirtschaftsförderung profitieren. Wie wirtschaftlich stark der Tourismus ist, zeigen die Zahlen. Die Saison 2015 ist sehr gut gelaufen. Die Zahl der Gästeankünfte ist um 1,8 Prozent auf insgesamt 391 000 gestiegen, besonders stark war das Wachstum in den vier Kommunen außerhalb des Landkreises. Noch deutlicher fällt die Steigerung bei den Übernachtungszahlen aus, die um 5,6 Prozent auf insgesamt fast genau 1,2 Millionen Übernachtungen anstiegen. Die Landkreis-Gemeinden bringen es auf ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber Bernried, Münsing, Seeshaupt und Dießen zusammen mit gar plus 9,1 Prozent. Statistisch bleibt ein Gast 2,5 hier, im Vorjahr waren es 2,4 Tage. Aus dem Ausland kommen rund 15 Prozent der Gäste. Die meisten von ihnen aus der Schweiz, gefolgt von Österreichern und Italienern. Viertgrößte Gruppe sind die Amerikaner, den größten Schwund gab es im vergangen Jahr bei Gästen aus Russland.

Klaus Götzl bezeichnete den Tourismus als "gewichtigen Wirtschaftsfaktor im Landkreis" und untermauerte dies mit Zahlen. So gibt ein Gast, der in einem Hotel übernachtet, nach neuen Zahlen 134,10 Euro pro Tag aus, während ein Gast, der in einer privaten Pension übernachtet, lediglich 78,50 Euro ausgibt, immer noch deutlich mehr als ein Tagesgast mit 22,50 Euro. "Das macht zusammen einen Umsatz von 320,2 Millionen Euro jährlich im Verbandsgebiet aus", rechnete Götzl vor. Und vom Tourismus hängen 1850 Arbeitsplätze ab.

gfw-Chef Christoph Winkelkötter (rechts), im Bild mit dem bayerischen Minister für Landesentwicklung und Heimat, Markus Söder (Mitte). (Foto: Georgine Treybal)

Nun müssen die Mitgliedsgemeinden nach dem entsprechenden Kreistagsbeschluss der Auflösung des Tourismusverbands zustimmen, damit die Gfw neu Anfang 2017 ihre Arbeit aufnehmen kann. Und damit alles seine Ordnung hat, beschloss der Verband, ein Darlehen über gut 120 000 Euro vor Fälligkeit zurückzuzahlen, damit die neue Gesellschaft ohne Schulden ihre Arbeit aufnehmen kann. Der Kredit war für den Umzug des Verbandes in die Räume am Tutzinger Hof-Platz in Starnberg aufgenommen worden. Für die Vorfälligkeit verlangt die Kreissparkasse München Starnberg 2000 Euro extra, was Zweckverbandschef Sontheim als "extremst günstig" bezeichnete.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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