Offene Ateliers in Gauting:Poetische Begegnungen

Lesezeit: 2 min

Am kommenden Wochenende öffnen 28 Künstler ihre Ateliers in der ehemaligen Reismühle. Auf Besucher wartet ein buntes Potpourri aus Skulpturen, Gemälden und hintersinnigen Objekten

Von Katja Sebald, Gauting

Ein Maschinenbauingenieur, eine Kardiologin im Ruhestand, eine Goldschmiedin, eine Keramikerin, eine Innenarchitektin, Fotografen, Illustratoren und Grafikdesigner, ein Bildhauer und eine Objektkünstlerin, vor allem aber eine ganze Reihe von Malerinnen haben in der ehemaligen Reismühle ihr kreatives Refugium gefunden. Am kommenden Wochenende öffnen sie ihre Werkstätten für Besucher: Bei den 16. Ateliertagen sind drei Tage lang Arbeiten von 28 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Das Rahmenprogramm mit Kinder-Workshop, Action Painting, Konzert und Biergarten dürfte nicht nur Kunstkennern Anreize bieten. Doch schon allein wegen ihrer ausgesprochen reizvollen Lage direkt an der Würm ist die 1999 gegründete Künstlerkolonie einen Ausflug wert.

Informationen zu allen Künstlern, zu den genauen Öffnungszeiten und zum Rahmen- programm unter www.reismuehle.eu. (Foto: Nila Thiel)

Die spannendste und zugleich poetischste Begegnung wartet bei Christina Paeschke. Angefangen hat alles mit der Lektüre von Haruki Murakamis "1Q84": Weil ihr ein Happy End fehlte, nähte sie kurzerhand aus den Seiten des Buchs ein "Brautkleid für Aomame". Seither entsteht Paeschkes Kunst aus Buchseiten, Video- und Tonbändern: Ein aufregendes Abendkleid aus sechs Filmen mit Marilyn Monroe, das gestrickte Figurenpaar "Tristan und Isolde" aus einer Aufzeichnung der gleichnamigen Oper und eine abstrakte Landschaft auf Leinwand und goldenen Holzplatten aus dem Text des Romans "Klondike" von Robert Kroetsch.

Die Eröffnung findet am Freitagabend ab 17 Uhr statt. (Foto: Nila Thiel)

Dietmar Klose ist eine heitere Bastlernatur. Als er jedoch das erste Mal im heimischen Keller das Schweißgerät in Betrieb nahm, war es mit der Heiterkeit vorbei und er musste ausziehen - seither entstehen in seiner Werkstatt in der Reismühle Hühner aus Pflastersteinen und großen Flusskieseln, denen er Drahtfüße und ein Federkleid aus Hufeisen und Schrottteilen montiert. Aus alten Schaufeln fertigt er fröhliche Gesichter, aus Werkzeugen und anderen Eisenteilen merkwürdige, manchmal auch hintersinnige Skulpturen. Die Werke von Brigitte Cabell hingegen entstehen intuitiv und in Zwiesprache mit dem Stein: Marmor aus Carrara, Kalkstein aus Straßburg und vor allem Serpentin aus Zimbabwe sind bevorzugte Materialien. Aus fragmentierten Steinen arbeitet sie heraus, was in ihnen wohnt: Gesichter und Figuren, manchmal auch nur abstrakte Formen, die wegen der aufwendigen Oberflächenbearbeitung zum Berühren einladen.

Stets figürlich ist die Malerei von Dieter Stein: Nach Fotos entstehen seine Portraits und "Geschichten von Menschen". Allein aus der Farbe heraus hingegen wirken die luftigen Acrylbilder von Claudia Artopé: "Als würden vorbeiziehende Wolken plötzlich den Blick freigeben in eine fulminante Farbwelt", schreibt die Künstlerin. Der Farbfeldmalerei widmet sich Gabriele Kramer. Ihre dicht gewobenen Bilder entstehen vorwiegend mit Ölkreide und Tusche auf Papier. Am liebsten bemalt sie ganz für sich allein, Seite für Seite in ihrem dicken "Malbuch". Verschiedene weitere malerische Positionen lassen sich bei einem Rundgang durch die drei verwinkelten Gebäude entdecken: Veronika Klaus öffnet ihr Schmuckatelier und Ulrich Schweiger seine Bildhauerwerkstatt, Rainer Viertlböck zeigt Fotografien und Jutta Körner "Kunst in Ton".

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: