Neues Bio-Molkerei-Gebäude:Andechs genehmigt Hundertwasser-Haus

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Der Kreisheimatpfleger sprach von Provokation, der Pfarrer hatte Angst um den Dorffrieden: Nun darf die Bio-Molkerei ihr heftig umstrittenes Verwaltungsgebäude bauen.

Ch. Setzwein

Das langgestreckte Gebäude hat ein geschwungenes Dach und sieht mit seinem 20 Meter hohen Turm für oberbayerische Verhältnisse eher ungewöhnlich aus. Das Dorf Erling wird damit nach dem Kloster Andechs jedenfalls einen weiteren Anziehungspunkt bekommen. Denn die Bio-Molkerei Scheitz darf ihr Verwaltungsgebäude im Hundertwasser-Stil bauen. Der Gemeinderat Andechs hat am Dienstagabend den entsprechenden Bebauungsplan einstimmig auf den Weg gebracht.

Andechs bekommt ein neues Wahrzeichen: Im Vordergrund ist die Molkerei Scheitz zu sehen. (Foto: Georgine Treybal)

"Endlich sind alle beinand" - die Erleichterung bei Barbara Scheitz ist groß. Viel Porzellan war zerbrochenen worden in der kleinen Gemeinde, seit die Vorstellungen der Molkereichefin, ein Hügelhaus samt Turm und Schaukäserei bauen zu wollen, publik geworden waren. Nachbarn waren entsetzt, der Kreisheimatpfleger sprach von einer Provokation, und der Pfarrer hatte Angst um den Dorffrieden. Der Gemeinderat ließ sich von der Stimmung anstecken und diskutierte kontrovers. Vor allem der hohe Turm mit Zwiebelhaube stieß bei vielen auf Ablehnung. Doch viele Monate und zahlreiche Gespräche später ist Ruhe eingekehrt in Andechs. Der Turm wird einschließlich Haube nur noch 20 Meter hoch, das Hügelhaus wird als das gesehen, was es auch sein soll sein, nämlich ein Lärmschutzriegel für die Nachbarn.

"Wir wollten Frieden in die Sache bringen", sagte Planer Christian Hartl in der Sitzung am Dienstag. Dafür wurde der ursprüngliche Bebauungsplan vom März noch einmal geändert. Das neue Energiegebäude - eine der Lärmquellen -, kommt weg vom Kreuzäckerweg an die Biomilchstraße, die Milchannahme wird eingehaust, die Lkw docken zum Kühlen an ein neues Hochregallager an.

Der ganze Verkehr, ob von Schwerlastern oder Privatautos, findet künftig innerhalb des Betriebsgeländes statt. So werden sowohl der Kerschlacher- als auch der Kreuzäckerweg entlastet, wie ein Verkehrsgutachten ergeben hat. Energiegebäude und Milchannahme sollen auch im Hundertwasser-Stil gebaut werden - allerdings im "Sparformat", wie Hartl sagte. Heißt, die Toranlagen werden mit Fließen umrahmt, die Dächer geschwungen und mit nur wenigen Bäumen bepflanzt werden. Der Bau des Energiegebäudes mit Ammoniakkühlanlage und Trafostation wird die erste Maßnahme des ehrgeizigen Zukunftskonzepts von Europas größter Bio-Molkerei sein.

Die Gemeinderäte waren zufrieden, lobten die "großen Verbesserungen" und den "großen Fortschritt" gegenüber der ersten Planung. Wie sich das Hundertwasser-Hügelhaus in die hügelige Moränenlandschaft einfügen wird, wird sich erst in drei Jahren zeigen. Mit dem Baubeginn des Verwaltungsgebäudes rechnet Hartl erst im Frühjahr 2012, ein Jahr später als geplant. Für Barbara Scheitz zählt, "dass die Gemeinderäte jetzt verstanden haben, dass dies eine sehr umfassende Planung ist". Ob dies die Bürger auch tun, wird sich am 5. Oktober herausstellen. Dann findet im Klostergasthof auf dem Heiligen Berg eine Informationsveranstaltung statt.

© SZ vom 23.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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