Nepomuk:Von Stofftier zu Stofftier

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Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum nimmt zu Haushaltsdebatten immer sein Lieblingsstofftier mit, den Pleitegeier. Aber wo zum Geier ist der Geier geblieben?

Von eurem nepomuk

Euch kann ich es ja sagen, Ihr tratscht es nicht rum: Ich hab' ein Stofftier! Ganz für mich allein und schon arg lange. So sieht es auch aus. "Stark bespielt" heißt das im Expertenjargon, glaube ich. Auch wenn man es nicht mehr so recht erkennen kann: Es ist oder war einmal ein kleiner, ganz putziger Maulwurf. Passt zu mir. Er heißt übrigens Horst und darf sogar in meinem Bett schlafen. Abends beim Fernsehen knuddel ich ihn manchmal und erzähl ihm meine geheimsten Geheimnisse. Also Dinge, die ich sonst niemandem sage: Dass ich eigentlich Landrat werden will zum Beispiel oder zumindest die rechte Hand von Eva John. Die braucht dringend mal wen, auf den sie sich voll und ganz verlassen kann und der sich in Starnberg auskennt. Wäre quasi auf mich zugeschnitten der Job. Nur gefragt hat mich dummerweise noch keiner. Bis das passiert, kraul ich halt meinem Horst den nicht vorhandenen Bart.

Dabei bin ich übrigens in guter Gesellschaft mit meinem alten Bürgermeisterfreund aus Seefeld, dem Gum Wolfram. Der hat auch ein Stofftier, und das hat auch keinen Bart: einen Pleitegeier. Den nimmt der Wolfram immer mit, wenn im Gemeinderat über den Haushalt debattiert wird. Wenn Ihr mich fragt, ist das schon ein wenig affig, weil Seefeld doch längst schuldenfrei ist. Warum sollte also das Vieh noch immer frech vom Bürgermeistertisch aus auf die Gemeinderäte glotzen? Es sollte lieber nach Tutzing fliegen oder nach Gauting, finde ich.

Das ist der dusslige Vogel jetzt vielleicht auch. Als nämlich in dieser Woche der Haushalt in Seefeld beraten wurde, war er nicht da. Und neben dem Wolfram lagen nur ein paar Akten und Zettel. Sah auch doof aus, aber das nur am Rande. Jetzt frag ich mich natürlich: Wo ist der Geier hin ? Liegt er faul und vollgefressen auf dem Gum-Sofa daheim oder hockt er etwa schon im Technologiepark. Von dort aus wird die Gemeinde ja von kommenden Montag an verwaltet. Weil das Rathaus saniert und umgebaut werden muss, wie es der Bürgerentscheid vorsieht.

Aus sicherer Quelle, quasi von Stofftier zu Stofftier, weiß ich übrigens, dass der Geier immer für ein neues Rathaus neben der Chirurgischen Klinik war. Kein Wunder, dann hätte er in Seefeld endlich mal einen wirklichen Sinn gehabt, verrät Euch euer nepomuk

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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