Nepomuk:Von Lehrern und Milchmädchen

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Warum Altgedientes manchmal besser sind als Neues

Kolumne von Eurem Nepomuk

Einmal muss ich's Euch ja verraten: Ich steh' auf Klötze. Nein, nicht auf den Wuchtbau im neuen Gewerbegebiet in Wieling. Und auch nicht auf die Riesenbaukolosse, mit denen sie Gauting zupflastern. Nein. Ich rede von den guten alten Mobiltelefonen. So was hab' ich immer noch in Betrieb. Zwar hält der Akku nur eine gefühlte Stunde. Lange Telefonate sind also nicht möglich. Aber es wird eh' zu viel gequatscht auf der Welt. Und meist nur Unsinn. Deshalb verschick' ich ohnehin lieber diese Kurznachrichten. Die sind bei den alten Handys auch noch wirklich kurz. Und mehr braucht's auch ned. Die Türkei hat das erkannt und erlaubt den Bürgern jetzt sogar, sich via SMS von ihren Ehepartnern zu verabschieden. Ein Wort genügt: Scheidung. Ganz echt: Da sind die 160 möglichen Anschläge pro SMS bei meinem Handy ja nun wirklich mehr als genug.

Und noch einen Vorteil hat das gute alte Ding: Es geht einfach nicht kaputt. Schon 25 Jahre nicht. Warum soll ich mir also was Neues anschaffen? Kann mir eh' nicht merken, wo sich da die Tastatur befindet. Außerdem sind diese Dinge nur gebaut, um nach spätestens eineinhalb Jahren den Geist aufzugeben. Möglichst halt dann, wenn der Vertrag ein neues Handy noch nicht hergibt. In ihrer Lebensdauer ähneln die modernen Handys also so manchen Kühlschränken. Oder Waschmaschinen. Oder Elektroherden, Druckern oder Computern.

Apropos: Die Grundschule Inning will jetzt auch was ganz Modernes. Interaktive Bildschirme. Weil die Kinder von Anfang an lernen sollen, mit solch modernem Gerät umzugehen. Zahlen soll das Ganze, zumindest meines Wissens, die Gemeinde. Als Argument für die teure Anschaffung soll die Schule angeführt haben, dass die Dinger auf 25 Jahre gerechnet nicht viel teurer seien als Beamer. Auf ganze 25 Jahre gerechnet! Was für eine Milchmädchenrechnung! So lange funktionieren die doch gar nicht, und außerdem gibt es bis dahin weitaus besseres Zeug. Aber das hat sich halt noch nicht bis nach Inning herumgesprochen. Jedenfalls nicht bis zu den Lehrern.

Wenn ich mir das recht überleg', ist das aber auch verständlich. So jung sind die ja alle nicht mehr. Jedenfalls nicht wie ihre Schulkinder, die ja schon zur Geburt als Grundausstattung ein Tablet in die Wiege gelegt bekommen und im Alter von eineinhalb Jahren ein Handy bedienen können. Bei den Lehrern ist das anders: Die müssen ja erst mal selbst lernen, wie man mit den neuen Geräten umgeht. Und das kann dauern. Wahrscheinlich 25 Jahre, glaubt

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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