Nepomuk:Karl, der Frauenversteher

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Der Landrat hat Sinn fürs Pragmatische. Auch, wenn es um die Aufgaben der Frauen geht

Von Nepomuk

Ich weiß auch nicht, aber heut' bin ich irgendwie deprimiert. Man kann sich einfach auf nichts mehr verlassen. Biergartenwetter im November, wie soll denn da Weihnachtsstimmung aufkommen? SUV-Fahrer in Starnberg, die die Vorfahrtsregel kennen und sogar beachten, da kann so ein einfacher Geist, wie ich es bin, schon ins Grübeln kommen. Und dann die Sache mit den Doppelnamen. Ihr kennt sie bestimmt, die Leutheusser-Schnarrenberger, Eiling-Hütig, Friedl-Lausenmeyer, die Nicolaisen-März, Merkl-Griesbach, Zimmer-Rolle oder, ganz schlimm, Meyer-Brühl-Wallenborn. Gut, ist halt eine weibliche Macke, dachte ich, mit der ich mich abgefunden hab'. Von wegen. Den Männern reicht es nicht mehr, besser putzen, kochen, bügeln und Vanillekipferl backen zu können als Frauen. Nein, jetzt muss auch der Doppelname her. Ich sage nur: Kühnel-Widmann! So heißt der neue Stadtförderer in Gauting, dabei ist doch Gauting gar keine Stadt. Aber das wäre eine andere Geschichte. Na, jetzt macht wenigstens der Name des Neuen im Rathaus was her.

Mein November-Blues hätte sich gerade ins Unermessliche gesteigert, wenn mir nicht mein Freund Karl Roth, der beste aller Landräte eingefallen wäre. Auf den Karl kann ich mich verlassen, der kümmert sich um alles. Und er steht auf alte Werte. Mann ist Mann und Frau ist Frau. Gut, in seiner katholischen Heimatgemeinde Andechs ist eine Frau am Ruder. Aber das kann ja nur am Andechser Doppelbock gelegen haben, der die Sinne der Wähler verwirrt hat.

Oder die Andechser sind wirklich Frauenversteher, das ist ja unser Landrat im Grunde auch. Während sein Vorgänger noch immerwährend gepredigt hat, dass die klassische Rollenverteilung eine von Gott gegebene Ordnung sei, macht der Karl das einfach pragmatisch. Kürzlich hat er doch im Kreisausschuss die anwesenden Damen gebeten, einen Kuchen zu backen für das große Asylhelfertreffen. Da traut sich doch glatt ein Kreisrat und weist darauf hin, dass hier auch Männer sitzen. Stimmt, hat der Karl erleichtert geantwortet, "die haben ja auch Frauen, die backen können". Bravo Karl, das unterschreibt sofort

Euer Nepomuk

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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