Nepomuk:Der See zum Ausstechen

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Es weihnachtet sehr - auch schon beim Tourismusverband. Es gibt bald Backförmchen vom Ammersee und Starnberger See.

Von Euer Nepomuk

Wie Ihr wisst, liebe Leute, bin ich ja ein sehr ordentlicher Mensch. Hemden werden bei mir gebügelt und dann drittelgefaltet, und beim Mülltrennen macht mir keiner was vor. Und auch mein Kühlschrank ist nie leer. Immer genug Andechser Bier und genug Leberkäs drin, und ein bisschen Süßkram auch. Und ich denke jetzt schon mal an Weihnachten. Ist ja auch nicht so schwer, wenn man die Stapel von Lebkuchen in den Supermärkten sieht; und sicher werden bald auch die ersten Nikolause Einzug halten.

Aber stellt Euch mal vor, wann ich heuer das erste Mal weihnachtliche Gefühle hatte. Das war doch glatt, als ich meinen lieben alten Freund, den Götzl Klaus, in seinem neuen schicken Büro am Tutzinger-Hof-Platz in Starnberg besucht habe. Das hat bisher kaum jemand gefunden, weil es so unscheinbar da liegt, aber nun leuchten zwei riesige Schriftzüge neongrell in die Nacht, sodass man fast Zeitung lesen kann. Fragt sich nur, ob jetzt, wo der Sommer in den Süden gezogen ist, noch Touristen kommen, die bei Nacht Zeitung lesen wollen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Geh' ich also da rein, in das schicke Büro, und muss ein bisschen warten, weil der Götzl als Geschäftsführer vom Tourismusverband ja immer sehr beschäftigt ist. Schau mich also um. Nicht nach seinen jungen, hübschen Mitarbeiterinnen natürlich, das tät' ich nie, oder wenn, nur heimlich, sondern schau mir mal die Vitrine an, in der allerlei Souvenirs herumliegen, die Touristen kaufen sollen. Und was seh' ich da zwischen allerlei Krimskrams? Eine Ausstechform für Plätzchen mit den Umrissen des Starnbergers Sees. Stellt euch vor, jetzt kann ich mir zu Weihnachten den See selber backen, und meine alten Backförmchen, die Porsche-Modell-Palette vom 911 bis zum Cayenne, in der Kiste lassen. Von wegen, ich back' mir mein Auto, ich back' mir meinen See.

Und die Geschichte wird noch besser. Wie mir der Klaus erzählt, kommt noch rechtzeitig vor der Weihnachtssaison der zweite Ausstecher raus, mit der Form des Ammersees natürlich. Und weil der Götzl Klaus seit vielen Jahren strategisch arbeitet, werden in den nächsten drei Jahren die drei noch fehlenden Seen dazukommen. Dann ist das Fünfseenland wieder komplett.

Das wird wohl nur eine nicht freuen: Die ehemalige Regionalmanagerin Verena Papke, die mit dem Markenstrategieprozess nicht nur meine Freunde, die Bürgermeister, genervt hat. Sie wollte sogar das schöne Wort "Fünfseenland", unter dem uns die ganze Welt kennt oder zumindest die halbe, aus dem Sprachschatz verbannen. Und mit der Erfindung "wertschätzend" ersetzen. Aber da hat sie die Rechnung ohne den Götzl Klaus gemacht, vermutet sehr stark

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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