Nachbarstreit:Schlagabtausch ums Gewerbegebiet

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Bei einer Diskussion über Flächenfraß und Pflanzengift der Gautinger Grünen protestieren einige Gilchinger gegen die Pläne der Nachbargemeinde. Ein Landwirt berichtet von Pöbeleien, weil er Felder spritzt

Von Blanche Mamer, Gauting

Es war eine weitreichende Thematik, die sich die Gautinger Grünen am Montag im Bosco vorgenommen hatten: In "Unsere Heimat - beschädigt durch Flächenfraß und Pflanzengift" ging es um zwei bundesweite Probleme, die auf lokaler Ebene diskutiert werden sollten. Zunächst gelang es ganz gut, von den grundsätzlichen Statements der Grünen-Politiker Anne Franke aus Gauting und Ludwig Hartmann, Fraktionssprecher der Grünen im Landtag, zur örtlichen Situation zu kommen, wobei sich die Themen aber immer wieder vermischten.

Nicht nur der Bio-Landwirt und Sprecher der Milchbauern Michael Friedinger aus Farchach und Kreisbauernobmann und CSU-Kreisrat Georg Zankl aus Gilching waren gekommen, auch der Unterbrunner Landwirt Bernhard Högner, der seine Felder konventionell bewirtschaftet, hatte sich "in die Höhle des Löwen" gewagt, wie er sagte. Weil er seine Felder spritze - hochprofessionell dosiert, 200 Liter auf 10 000 Quadratmeter - werde er oft angepöbelt. Er wehrte sich dagegen, dass die Grünen "die konventionelle Landwirtschaft verteufeln" und immer von "Pflanzengift" sprechen, statt von Pflanzenschutzmittel. "Wir müssen miteinander reden", fand Stadträtin Martina Neubauer aus Starnberg, die moderierte. Es sei notwendig, dass konventionelle Landwirte und Bio-Bauern nebeneinander existierten, sagte sie. Man müsse dazu kommen, die Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.

Beim Thema Flächenfraß im Landkreis Starnberg hatte der Ortsvorsitzende und Organisator Jürgen Schade eine Liste zusammengestellt - darauf neben geplanten Straßentrassen und Wohnbaugebieten das Gautinger Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz mit einer Fläche von fast 80 Hektar, davon 30 Hektar im Bannwald einschließlich der Trinkwasserbrunnen für die Gemeinde Gilching, aber auch die von Gilching bereits beschlossene 50 Hektar-Fläche für ein neues Gewerbegebiet in Gilching-Süd.

Einige Gilchinger übten harsche Kritik an den Gautinger Plänen, vor allem störte sie die Herausnahme des Gebiets aus dem Landschaftsschutz. Auch Kreisrat Zankl sprach sich vehement gegen das Projekt aus. "Das macht man nicht. So geht man nicht mit seiner Nachbargemeinde um", sagte er und warf Franke vor, die Pläne unterstützt zu haben, obwohl es um Bannwald, Landschaftsschutz und Trinkwasser gehe.

Für den ehemaligen Gautinger Gemeinderat Gerhard Nafziger, Naturfreund und Vorsitzender des Vereins Freunde des Würmtals, war das zu viel. "Grad Gilching stinkt mir schon lange", sagte er. "Man meint, das wäre das wichtigste Spaziergebiet aller Gilchinger. Bisher hat Gauting versucht, die Landschaft zu schonen und plant jetzt sein erstes Gewerbegebiet seit 30 Jahren. Alle Gemeinden rundum, auch Gilching, haben riesige Gewerbeflächen ausgewiesen und über die Gautinger gelacht, weil sie das nicht taten."

Bei Gewerbegebieten müsse man regional denken, nicht kommunal, sagte Hartmann. Eins sei klar, es müsse alles getan werden, um den Flächenverbrauch von 14 auf fünf Hektar täglich zu reduzieren. Eine Fortsetzung der Diskussionsveranstaltung ist vorgesehen.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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