Musikveranstaltung:Festival zu Ehren des Sommerfrischlers

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Am Sonntag starten die 19. Tutzinger Brahmstage mit einem Solokonzert von Herbert Schuch

Von Amelie Plitt, Tutzing

Mit einem Solokonzert des Pianisten und zweifachen Echo-Preisträgers Herbert Schuch beginnen an diesem Sonntag, die 19. Tutzinger Brahmstage. Beim Eröffnungskonzert um 18 Uhr im Festsaal der Evangelischen Akademie stehen Beethovens "33 Veränderungen über einen Walzer von Diabelli", zwei Choralvorspiele und eine Kantate von Johann Sebastian Bach sowie Brahms Vier Balladen op. 10 auf dem Programm. Am darauf folgenden Wochenende findet das exklusiv für das Festival produzierte Crossover-Projekt "Brahms meets Jazz" statt, am Sonntag, 16. Oktober, ist ein Duo-Konzert mit Wen-Sinn Yang (Cello) und Chifuyu Yada (Klavier) in der Akademie zu hören.

Die europäische Musiktradition hat den Sommermonaten viel zu verdanken: Johannes Brahms war zu dieser Zeit besonders produktiv. Dabei zog es den gebürtigen Hamburger als Stadtkind immer wieder in die Natur. Mit 14 Jahren verbrachte er seinen ersten Erholungsaufenthalt im im niedersächsischen Kreisstädtchen Winsen an der Luhe, zwei weitere Urlaube folgten. Bereits dort leitete er als Jugendlicher Chöre und schrieb einige Kompositionen. Zur schöpferischen Höchstform lief Brahms dann im Sommer 1873 auf, den er in Tutzing verbrachte. Inspirationen sammelte der Komponist in den zahlreichen Landschaftseindrücken unmittelbar am See oder in den Alleen, die sich wie grüne Adern durch die Gemeinde ziehen. In einer Postkarte, die er an seinen Freund und Dirigenten Hermann Levi schrieb, wird deutlich, welche Verbundenheit und Faszination der Ort bei ihm auslöste: "Tutzing ist weit schöner, als wir uns neulich vorstellen konnten."

Um an diese künstlerisch fruchtbare Zeit zu erinnern, gründete der Verein "Freundeskreis Tutzinger Brahmstage" 1997 das Musikfestival. Ausnahmetalente wie Christian Gerhaher, Michael Volle, Franz Hwlata und Florian Uhlig konnten in den vergangenen Jahren gewonnen werden. Auch dieses Mal ist es den Veranstaltern gelungen, vom 9. bis 23. Oktober eine Konzertreihe mit abwechslungsreichem Programm und hochkarätigen Künstlern zusammenzustellen. Eine Stunde vor Beginn des Eröffnungskonzerts bekommt der Freundeskreis für das jahrelange Engagement bei der Organisation der Brahmstage heuer den Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis von der Gemeinde Tutzing verliehen.

40 dunkelblaue Fahnen, handgenäht von der Vorstandsvorsitzenden des Freundeskreises Gisela Aigner, zieren schon länger den Ort künden das Großereignis an. Exklusiv wird das Festival dadurch, dass es zum einen etablierte Künstler wie Herbert Schuch, Wen-Sinn Yang und die Sopranistin Juliane Banse (Liederabend am 23. Oktober) für die Brahmstage anlockt. Zum anderen bieten sie jungen Nachwuchskünstlern wie beispielsweise Anna Yumino Weber (Violoncello) oder Marco Sanna (Klavier) eine Plattform, ihr musikalisches Talent in der Galerie Benzenberg unter Beweis zu stellen.

Eine weitere Besonderheit der Brahmstage ist das Crossover-Konzert, das am 14. Oktober im modernen Ambiente des Gymnasiums erklingt. Werke von Brahms werden im Original vorgestellt und dann vom Jazz-Quartet Max Grosch als Grundlage von Improvisationen übernommen. Die vier Musiker und das Diogenes Streichquartett - diesmal mit dem Pianisten Andreas Kirpal verstärkt - verbinden moderne mit alten Melodien, um am Ende zu wieder zu Brahms zurückzukehren. Außerdem wartet an diesem Abend eine Uraufführung auf das Publikum: Pianist Jan Eschke wird seine Komposition "Norweger" vorstellen.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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