Mobilitätsausschuss:Umweltfreundlich unterwegs

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Der Landkreis Starnberg will zum Vorreiter der Energiewende im Verkehr werden. Dazu soll ein Leitbild verabschiedet werden, das Busse, Stromtankstellen und Radverleihstationen vernetzt und koordiniert

Von Armin Greune, Starnberg

Der Landkreis Starnberg schickt sich an, eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Alternativen zum Individualverkehr mit Verbrennungsmotoren einzunehmen. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität empfiehlt dem Kreistag, eine weitere Ganztagsstelle für Verkehrsmanagement zu schaffen. Der oder die Angestellte wird unter anderem mit der Organisation einer Klausurtagung betreut, die ein Leitbild für ein nachhaltiges Mobilitätsnetz ausarbeiten soll. Eine weitere Aufgabe wäre, die Einführung einer "Mobility Card" oder einer Mobility App zur Buchung und Abrechnung von Verkehrsmitteln zu prüfen.

Außerdem soll der Landkreis ein Kosten- und Finanzierungskonzept für die Einführung eines überörtlichen Mietradsystems koordinieren. Und schließlich will man 50 000 Euro Anschubfinanzierung leisten, damit eine Arbeitsgemeinschaft aus Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusförderung (Gwt) und Energiegenossenschaft Fünfseenland ein Netz von einheitlichen Ladestellen für Elektrofahrzeuge planen kann.

Dem einstimmigen Beschluss des Ausschusses lagen drei Anträge von Kreistagsfraktionen zugrunde. Die Grünen hatten vorgeschlagen, dass man eine Beteiligung an Mietradsystemen der Bahn oder der Stadt München prüft und mit den Kommunen ein Netz von Leihstationen entwickelt. Schon vor einem knappen Jahr regten die Grünen an, eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge im Landkreis zu bezuschussen. Doch der aus Sicht von Verkehrsmanagerin Susanne Münster "weitestgehende Antrag" kam aus der CSU-Fraktion: Sie hatte die Entwicklung einer "Vision Mobilität 2020" zur Energiewende empfohlen, die vom Kreistag bindend verabschiedet werden soll. Ziel ist ein aufeinander abgestimmtes Netz aus Lade- und Fahrradverleihstationen, Car-Sharing sowie Bahn- und Bushaltestellen aufzubauen, das mit den Linien in den Nachbarlandkreisen verknüpft wird. Die CSU-Vertreter hatten auch die Idee zur Mobility Card; die sei aber "nur sinnvoll, wenn auch ein Angebot vorhanden ist", meinte Münster.

Doch da sei der Landkreis auf einem gutem Weg: Von Dezember an wachse das öffentliche Busnetz auf 4,7 Millionen Nutzwagenkilometer an, was gegenüber 2012 einem Zuwachs um 150 Prozent entspreche. Noch stärker als das Angebot sei die Nachfrage gestiegen, sagte Münster: Während 2009 im Schnitt an einem Werktag 7447 Fahrgästen die Busse nutzten, waren es 2012 8870 und 2015 (als zuletzt repräsentative Zahlen erhoben wurden) 11341. Nur die Starnberger Stadtlinien konnten keinen Zuwachs verzeichnen, doch seit man vor knapp zwei Jahren das Netz neu konzipiert hat, nutzten inoffiziellen Zählungen zufolge zehn Prozent mehr Fahrgäste das Angebot, meinte Münster.

Positiv habe sich zuletzt auch der Kostendeckungsgrad entwickelt: Nachdem er von 2014 unter 44 Prozent sank, nahm er 2015 wieder auf 49,6 Prozent zu. Wie von 2006 bis 2013 hielten sich Nettoeinnahmen und Zuschüsse fast die Waage: Beide betrugen im vorvergangenen Jahr jeweils rund 3,1 Millionen Euro gegenüber je 1,4 Millionen Euro im Jahr 2006. "Angebotssteigerung heißt auch Akzeptanzsteigerung", fasste Münster zusammen: "Der Mut von uns allen hat sich gelohnt."

Verkehrsmanagerin Susanne Münster. (Foto: Arlet Ulfers)

Ende 2018 könnte ein Anrufsammeltaxisystem die Busse ergänzen, dazu steht die Verkehrsmanagerin in Gesprächen mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck und dem Münchner Verkehrsverbund. Der MVV arbeite auch an einer Tarifstrukturreform und neuen Abrechnungssystemen mit Smartphone und Chipkarten, berichtete Münster. Im kommenden Jahr soll den Fahrgästen ermöglicht werden, die Linienbusse genau zu orten und die aktuellen Fahrtzeiten zu kontrollieren.

Für die Installation von Stromtankstellen sei der Landkreis zwar nicht zuständig, er könnte aber im Auftrag der Kommunen den Aufbau eines einheitlichen Systems koordinieren. Der CSU-Vorstoß komme genau zur richtigen Zeit, weil 2018 der Nahverkehrsplan fortgeschrieben werden soll, fand Münster. Auch Anton Maier (Grüne) freute sich über den "mutigen" Antrag und räumte ein, der Wunsch nach einer Ladesäule habe "zu kurz gegriffen". Nun wird der Kreisausschuss über das Konzept beraten, das der Kreistag am 13. Oktober verabschieden könnte. Nach einer moderierten Klausurtagung sollen Kreistag und Kommunen im kommenden Frühjahr Maßnahmen vorgelegt werden, wie die Mobilitäts-Vision umzusetzen wäre.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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