Mitten in Ambach:Schifoan im Hochsommer

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Was bei einer Sonnenuntergangs-Sause so alles los ist am See

Von Otto Fritscher

Ein Sonnenuntergang in glühendem Gelb und kitschigem Rot, wie er romantischer nicht sein kann, dazu ein Blick auf das Wettersteingebirge samt Zugspitze, und ein See, der sich sanft in den Abend hinein kräuselt. Man kann sich glücklich schätzen, solch eine Kulisse am Feierabend geboten zu bekommen, und das nicht auf der Leinwand beim Fünfseenland-Filmfestival, sondern völlig gratis und in Natura beim Baden im wieder schön warmen Starnberger See, vor dem Buchscharner Seewirt zwischen Ambach und St. Heinrich etwa. Optisch ein 1a-Genuss, der die Mühsal des Alltags schnell vergessen lässt. Nur ist das an diesem Abend mit dem Vergessen etwas Schwieriger, denn vom Wirtshaus her dringt Musik ins Erholungsgelände, ein Schild "Geschlossene Gesellschaft" verhindert Helles und Wurstsalat. Dafür haben viele, zumeist junge Leute ihren Spaß, mit Wein- und Prosecco-Gläsern kichern sie sich von Tisch zu Tisch, posieren für Selfies und sind einfach guter Dinge. Gefeiert wird das "Drachenbootrennen der Gastronomie", veranstaltet von einem Münchner Weinhändler. Angeheizt wird die Stimmung nicht nur von der Sonne und dem Geist des Weines, sondern auch von einer Party-Band namens Alpenakademiker, die so alles im Repertoire hat, was man irgendwie mitsingen oder mitgrölen kann, wenn der Pegel hoch genug ist. Was sich in diesem Fall aber nicht auf die Lautstärke der Musik bezieht. Die Songs der Toten Hosen sind ja bekanntlich ideal für so etwas, und auch die Klassiker von der Spider Murphy Gang lassen sich wunderbar auch mit etwas Alkohol im Blut rezitieren. Dann aber der Kracher: "Schifoan" hallt es über den See - und das mitten im Hochsommer. Verkehrte Welt? Erlaubt ist, was gefällt.

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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