Leutstetten:Badende Kinder finden Mörsergranate

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Geschoss aus dem Zweiten Weltkrieg in der Würm bei Leutstetten entdeckt. Polizei sperrt Flussufer

Christiane Bracht und Christian Deussing

Eine französische Mörsergranate aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Montagnachmittag, Polizei und Feuerwehr in Atem gehalten. Gegen 15 Uhr entdeckten Kinder beim Schnorcheln in der Würm bei Leutstetten die Waffe in eineinhalb Meter Tiefe. Die entsetzten Eltern, Urlauber aus Rheinland-Pfalz, alarmierten sofort die Polizei. "Eine akute Gefahr, dass die Granate in die Luft gehen könnte, bestand nicht", versichert der stellvertretende Starnberger Polizeichef Bernd Matuschek. Die alte Handgranate war mit einer Schutzkappe gesichert, so dass sie nicht ohne weiteres hätte explodieren können. "Die Franzosen haben seinerzeit wohl einen Fehler gemacht beim Schießen", sagt Matuschek. Denn lediglich der Treibsatz der Waffe war abgebrannt. Feuerwehrkommandant Michael Rattelmüller wunderte sich allerdings sehr darüber, dass in der Würm eine französische Granate lag, wo das Gebiet doch amerikanische Besatzungszone war. Die Wurfgranate muss jedoch schon lange im Wasser gelegen haben, nach ihrem Zustand zu urteilen.

Die französische Waffe ist Unterarmlang und hat einen Durchmesser von acht Zentimetern. Foto: oh  (Foto: N/A)

Polizei und Leutstettener Feuerwehrler räumten zunächst den Badestrand an der Abzweigung nach Leutstetten. Es sollten auf jeden Fall Unfälle beim Bergen der Waffe ausgeschlossen werden. Die Straße musste deshalb jedoch nicht abgesperrt werden. Eine Stunde warteten die Einsatzkräfte anschließend auf den Kampfmittelräumdienst, der aus München kommen musste. Um die Waffe aus dem Wasser ziehen zu können, musste man ein Feuerwehr-Schlauchboot zum Fluss zu transportieren. Keine leichte Aufgabe in der Badesaison. Wegen der vielen parkenden Autos kamen die Einsatzkräfte laut Rattelmüller kaum bis zum Ufer durch.

Die Spezialisten näherten sich dann vorsichtig der Mörsergranate. Mit einer Schnur, die an einem Ende eine Schlaufe hatte, angelten sie nach der etwa Unterarm-langen Waffe und zogen sie schließlich mit Hilfe eines Magneten heraus. "Die waren so geübt, dass sie innerhalb weniger Minuten mit ihrer Arbeit fertig waren", sagt der Feuerwehrkommandant. Einen Durchmesser von acht Zentimetern hatte das Geschoss aus dem Zweiten Weltkrieg. Maximal eineinhalb Kilogramm Sprengstoff waren darin, berichtet René Dahmes, einer der Experten, der die Waffe aus der Würm holte. "Sie wurde aus einem Rohr verschossen", wusste er. Nun liegt sie in einem Bunker des Sprengstoffkommandos in Neuherberg und wartet darauf "entsorgt" zu werden. In der Regel werden sie laut Dahmes gesprengt, manchmal aber auch verbrannt. Doch wie kann es sein, dass eine Wurfgranate so lange an dieser Stelle liegt, wo viele Leute baden oder durch den Fluss reiten?

Die verschiedenen Strömungen der Würm haben die Waffe zu gedeckt und nun wieder freigeschwemmt", erklärt Matuschek. Übrigens zusammen mit der Granate wurde auch ein Tresor im Fluss gefunden. Die ganze Aktion dauerte bis 19 Uhr.

Viele Kinder und Eltern, die auch am gestrigen Dienstag wieder an der Würm-Brücke planschten und auf Surfbrettern paddelten, wussten zuerst nichts von dem brisanten Fund in dem seichten Wasser. "Wir haben keine Angst, dass noch weitere Granaten gefunden werden", sagte eine Mutter, die sich gerade abtrocknete. Und ein Schlauchbootfahrer meinte nur, es werde "halt immer mal etwas aufgeschwemmt".

Als die Wurfgranate entdeckt wurde, lag Herbert Hoffmann auf seinem Liegestuhl am Ufer. Der Hausmeister aus München, der früher eine Sprengstoff-Ausbildung bei der Bundeswehr absolviert hatte, ist sich sicher: "Bei einer Explosion hätte es sicher eine 15 Meter hohe Fontäne und eine starke Druckwelle gegeben."

© SZ vom 22.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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