Landschulheim Kempfenhausen:Lehrer und Unternehmer

Lesezeit: 2 min

Autoritär sei er nicht und auch kein Prinzipienreiter, sagt Elmar Beyersdörfer, der neue Direktor des Gymnasiums Kempfenhausen. Klare Vorstellungen hat der 60-Jährige dennoch. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der neue Leiter Elmar Beyersdörfer hat viele Aufgaben

Von Sabine Bader, Kempfenhausen

Wenn Elmar Beyersdörfer sein Ipad zückt, ist er ganz in seinem Element. Da ist, schwups, schnell eine Grafik umgebaut, ein Bild eingeblockt und das Ganze an eine Gruppe weitergeleitet. Der neue Direktor des Landschulheims Kempfenhausen macht deutlich, wie sich die digitalen Medien für den Unterricht sinnvoll nutzen lassen. "Da will ich hin", sagt er. Wer jetzt erwartet, einen 35-Jährigen vor sich zu haben, der irrt: Beyersdörfer ist bereits 60 und weiß genau, wie seine künftige Marschroute aussieht.

Er will den Schülern Medienkompetenz beibringen. Dabei sind die Tablets für ihn Hilfsmittel, nie Selbstzweck und auch kein Heft-Ersatz. "Wir müssen die Schule ins 21. Jahrhundert führen", sagt er. Dazu gehört für ihn neben den Vorzügen des technischen Wandels, die es zu nutzen gilt, auch, die Strukturen zu überdenken und die Methodik. So setzt er mehr auf Kooperation beim Lernen, eigenständiges Denken und schnelles Feedback in der Gruppe als auf den gängigen Frontalunterricht.

Beyersdörfer ist in Haßfurt am Main geboren, verbrachte aber die meiste Zeit seines Lebens in München-Schwabing. Er studierte Germanistik und Anglistik. "Eigentlich wollte ich gar nicht Lehrer werden", erzählt er. "Aber mit 26 dachte ich dann doch mal ans Geld verdienen." Mitte der achtziger Jahre - Beyersdörfer hatte sein Referendariat beendet - sah es mit Planstellen nicht rosig aus, besonders bei seiner Fächerkombination Deutsch/Englisch.

Seit gut 32 Jahren ist Beyersdörfer jetzt schon an der Schule in Kempfenhausen. Und etwas mehr als fünf Jahre bis zu seinem Ruhestand wird er nun Chef dort. Der Zweckverband setzt bei Leitungspositionen aus gutem Grund auf Kontinuität. Denn das Schulleiterdasein in einer Schule wie Kempfenhausen ist ein anderes, als bei einem staatlichen Gymnasium: Wer eine Internatsschule führt, leitet praktisch ein Mittelstandsunternehmen mit etwa 100 Mitarbeitern: 60 Lehrer, 15 Erzieher und ein 20-köpfiges Hauswirtschaftspersonal-Team. "Ein Unterschied ist das schon", gesteht er. Dabei hat sich Beyersdörfer langsam nach oben gearbeitet, konnte sich quasi daran gewöhnen: Vom Lehrer für Deutsch und Englisch wurde er zum Fachbetreuer, dann zum Stellvertreter des Schulleiters und schließlich zum Chef. "Mein Vorgänger Martin Liebl hat mir ein sehr wohlgeordnetes Haus hinterlassen", lobt er. Von den rund 610 Schülern leben 80 im Internat. Die anderen sind extern, besuchen zum Teil aber auch die Mittagsbetreuung oder sind Ganztagsschüler.

Wer Beyersdörfer besucht, der weiß es gleich: Als Direktor muss man Multitasking beherrschen. Weil die Sekretärin krank ist, ist das Telefon nachmittags auf ihn umgestellt. Es läutet ständig, an der Tür klopft es - mal ein Kollege, mal ein Schüler - während Beyersdörfer versucht, am Schirm im hauseigenen Infosystem die gewünschte Auskunft zu erhalten. Der ganz normale Wahnsinn eben.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger kann Beyersdörfer aber - bildlich gesprochen - die Tür hinter sich zu machen. Während Liebl viele Jahre in der Villa auf dem Schulgelände wohnte, lebt er mit seiner Frau und den beiden Söhnen (17 und 21) in Gräfelfing. "Dort wollen wir auch bleiben", sagt er schnell. Was aus der Villa wird, ist noch offen. Im Raum stehen derzeit laut Beyersdörfer zwei Möglichkeiten: entweder ein Seminargebäude für die Schule, oder die Direktion des Zweckverbands Bayerischer Landschulheime, die ihren Sitz in München hat, wird hierher ziehen. Saniert werden muss das historische Haus in jedem Fall, was nach ersten Schätzungen etwa 1,5 Millionen Euro kosten dürfte.

Überhaupt könnten auch die anderen Schulgebäude auf dem Gelände eine Sanierung gut gebrauchen. Die meisten von ihnen sind schließlich gut 40 bis 50 Jahre alt. "Ich könnte hier gut fünf bis zehn Millionen Euro verbauen, ohne, dass man es groß sehen würde - in Dächer, Sportanlagen und Rohrleitungen", sagt Beyersdörfer, ehe er zum Telefon spurtet, das schon wieder klingelt.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: