Lager gesucht:Archäologen in Raumnot

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Ein ordentliches Depot kann man diesen Raum wirklich nicht nennen. Der Putz bröckelt von den Wänden, es ist feucht. Kein Wunder, dass Hobbyarchäologe Hansjörg Hägele Angst um die wertvollen Funde hat. (Foto: Nila Thiel)

Gautinger Verein braucht mehr Platz für seine Fundstücke. Zurzeit werden die Scherben, Schmuckstücke und andere Relikte aus römischer Zeit in 500 Kisten in einem feuchten Raum gelagert

Von Blanche Mamer, Gauting

Mit der feierlichen Einweihung des Querriegels der Gautinger Grundschule neben dem Rathaus und Besichtigungsmöglichkeiten an diesem Montag, 2. Oktober, nimmt die Gemeinde ein Bildungshaus mitten im Ort in Betrieb. Es feiern die Josef-Dosch-Grundschule, die sechs zusätzliche Klassenzimmer bekommt, die Musikschule, die Schule der Fantasie, das Eltern-Kind-Programm und der Arbeitskreis Ausländerkinder. Und die Volkshochschule Würmtal, die die Räume nachmittags und abends für ihre Kurse nutzt.

Traurig sind hingegen die Mitglieder der "Gesellschaft für Archäologie und Geschichte Oberes Würmtal", die auf eigene Räume in der ehemaligen Realschule gehofft hatten. Seit Jahren wünscht sich der Verein bessere Räume, um die zahlreichen Relikte aus der Kelten-, Römer- und Bajuwarenzeit richtig aufbewahren und auch ausstellen zu können.

Alle Mühen schienen vergessen zu sein, als ihnen im Querriegel der alten Realschule ein gut 90 Quadratmeter großer Raum versprochen wurde, hell, ebenerdig, trocken und rund 30 Quadratmeter mehr als bisher. Doch das ist passé. Die mehr als 190 000 Scherben, Schmuckstücke, Brandgrabfunde und Fragmente lagern immer noch im Depot an der Reismühler Straße 15, eigentlich ein Untergeschoss, das an die Würm grenzt. An die 500 Kisten und Kartons sind in Regalen gestapelt, der Platz reicht kaum zum Aufbewahren und schon gleich gar nicht zum wissenschaftlichen Arbeiten. Das gravierendere Problem: die Feuchtigkeit in den Kellerräumen.

Die beiden Luftentfeuchter müssen alle zwei Tage entleert werden. Jeweils zehn Liter Wasser, fünf pro Gerät, werden hauptsächlich von Hansjörg Hägele, dem früheren Vereinsvorsitzenden, eimerweise aus dem Kellergeschoss hochgetragen. Auf Dauer sei das kein Zustand. Die Gemeinde sollte schon längst eine angemessene Unterbringung zur Verfügung gestellt haben, finden die Mitglieder der Gesellschaft.

Nach dem geplatzten Versprechen in der Schule machten sich die Altertumsforscher Hoffnungen auf das ehemalige Sparkassengebäude in Stockdorf, das die Gemeinde erworben hat. Doch auch das hat sich zerschlagen: Der Schalterraum soll zu Bürgertreff mit Café umgebaut werden. Nun gibt es ein neues Angebot aus dem Rathaus. "In der Reismühler Straße 13 sollen wir zusätzliche Legerräume bekommen, die aber erst hergerichtet werden müssen, da sie ebenfalls feucht sind. Bis wir sie nutzen können, wird es wohl noch etwas dauern", teilte der Vereinsvorsitzende Karl Ludwig Hebler auf Anfrage mit.

Der Verein hätte zwar dann mehr Lagerfläche, zum Arbeiten sind die Räume jedoch kaum geeignet, da sie kein Tageslicht haben. Schmale Oberlichter aus Glasbausteinen befinden sich unterhalb der Decke. Zudem sind die Wände in schlechtem Zustand, der Verputz bröckelt, Schimmel breitet sich aus. Und es gibt keine Toilette. "Vom Bauamt wurde versprochen, die Räume zu sanieren und trocken zu legen", sagte Hebler. Er habe einen entsprechenden Antrag an die Gemeinde gerichtet. Allerdings geht er davon aus, dass frühestens im kommenden Jahr Mittel zur Verfügung stehen. "Es ist besser als gar nichts", lautete Heblers lapidare Einschätzung. Er hofft, dass das zehntägige Kulturfestival im kommenden Juni den Verein bei den Bürgern voranbringt. Die Archäologen werden sich beteiligen und planen eine Ausstellung in der Gautinger Sparkasse. Sie wollen einige ihrer wichtigsten Funde, eventuell auch die römische Münzsammlung, die Hansjörg Hägele katalogisiert hat, zeigen.

"Wir träumen von der Möglichkeit, richtige Ausstellungsräume zu bekommen, oder auch nur eigene Vitrinen, die wir selbst einrichten und abwechselnd bestücken können", so Hebler. Eventuell bei der anstehenden Sanierung und dem Umbau des Rathauses.

Die Einweihung und Segnung des umgebauten Querriegels, Schulstraße 2, findet Montag, 13 Uhr, statt. Von 14 bis 16 Uhr, können die Räume besichtigt werden, die Vereine geben Informationen und Einblicke in ihre Arbeit.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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