Ländliches Lustspiel:Dörfliche Parade

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"Die Gedächtnislücke" hat's in sich. Da kämpfen auf der Bühne um Erkenntnis v.l. Bürgermeister Franz Huber (Alfons Högner), Ludmila (Gabi Gröber), Heinz-Harald (Hubert Dietl) und Sekretärin Hannelore (Manuela Rothe). (Foto: Georgine Treybal)

"S'Unterbrunner Theater" amüsiert sein Publikum mit "Die Gedächtnislücke". Ein vergesslicher Bürgermeister, eine Ratsch'n und ein versnobtes Ehepaar sind die Stars des Bauerntheaters

Von Blanche Mamer, Unterbrunn

Wer kennt das nicht: Man ist mitten im Erzählen, über die Oscar-Gewinner zum Beispiel, und schon ist der Name des Schauspielers oder Regisseurs dieses einen besonders wichtigen Films weg. Einfach weg! Grübeln hilft da gar nicht weiter. Kein Problem, solche Aussetzer hat jeder mal, versucht das Gegenüber zu trösten. "S'Unterbrunner Theater" ist also am Puls der Zeit mit der Wahl des Dreiakters "Die Gedächtnislücke" von Bernd Gombold. Gombold selbst ist Jahrgang 1967, also einer der jüngeren Autoren von ländlichen Lustspielen. Und er ist im realen Leben Bürgermeister - ziemlich beste Voraussetzung also, um über die Probleme und Nöte eines BM Bescheid zu wissen. Der Männergesangverein "Harmonie Unterbrunn-Oberbrunn" hat die richtige Truppe, um den Schwank wirkungsvoll auf die Dorfbühne zu bringen.

Der Höhepunkt bei der Vorstellung am Samstag ist dann auch ein echter Aussetzer. Als Jakob Dissinger, der den Landwirt Anton, Besitzer des lauten Gockels, spielt, im zweiten Akt bei seinem Text ins Stolpern kommt, wird er mit spontanem Applaus belohnt. Es gibt noch ein paar weitere Male Szenenbeifall, doch keiner kommt an den Moment der realen Gedächtnislücke heran.

Die Geschichte geht so: Da ist Alfons Högner als Bürgermeister Franz Huber, rotgesichtig, verkatert, grantig, stressgeplagt und vergesslich stapft er immer noch in Pyjama und Morgenmantel in seine Amtsstube. Egal ob Anspielung auf Bademantel-Storys oder Überlegung von Regisseur Hubert Dietl, es ist eine schon fast geniale Idee. Dem verschlafenen Dorfvorsteher ist völlig entfallen, dass sein Hochzeitstag ist. Pech, echt, denn seine Frau Helene, gespielt von Brigitte Rothe, ist verständlicherweise gar nicht amused. Die beiden geben ein gut eingespieltes Ehepaar ab, seit Jahren gehören sie zum festen Stamm beim Unterbrunner Bauerntheater. Auch Thomas Dietl, der den schlitzohrigen Gemeindediener Sepp spielt, ist ein alter Hase. Das gilt auch für Christine Penzenstadler, die Emma, die auch heuer wieder die Rolle der überdrehten Dorfratschn hat. Sie ist furchtbar neugierig, glaubt jeden Schwindel und jede Unwahrheit, die Sepp ihr erzählt, und tratscht sie gleich weiter.

Auf den Nerven des Bürgermeisters trampelt vor allem das neureiche, versnobte Ehepaar Silberstein herum: Ludmilla (Gabi Gröber) und Heinz-Harald (Hubert Dietl) wollen ihre Ruhe haben, der Hahn kräht zu laut und zu oft, die Blaskapelle stört sie und, klar, sie haben auch was gegen Kirchenglocken. Ihr Genöle hat den BM mürbe gemacht. Er gibt sich geschlagen, ist bereit, ihren Beschwerden nachzugeben. Heißt, dass er sich mit seinem Freund Anton, dem Besitzer des Kräh-Gockels, mit der Blaskapelle, mit dem Pfarrer und Ehefrau Helene, die erste Vorsitzende des Pfarrgemeinderats ist, anlegt. Sein Versuch, eigenhändig die Glocken still zu legen, geht jedoch gründlich daneben: Der Klöppel trifft ihn an der Stirn und von da an erinnert er sich an nichts, was in den Jahren zuvor passiert ist. Zum Glück hat er in Hannelore (Manuela Rothe) eine resolute Sekretärin, die ihm den Kopf zurecht rückt. Natürlich gibt es etliche weitere Verwicklungen und Verwechslungen und viele komische Momente, die das Publikum eifrig honoriert. Zudem fügen sich ein paar überzeichnete Charaktere und übertriebenes Styling gut in die dörfliche Parade. Nicht zu vergessen: Mit einem deftigen Witz hat der neue Vorstand Hermann Geiger das Publikum begrüßt, nach 25 Jahren hat er Klaus Schleifer abgelöst.

Weitere Vorstellungen: 9., 10., 16. und 17. März, jeweils 20 Uhr, an den Sonntagen, 11.und 18. März, jeweils 19 Uhr. Reservierungen von 16 bis 19 Uhr über Telefon: 089 / 8503208.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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