Kultur:Kreative Reste-Verwertung

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Der Bildhauer Alexander Lihl hat in Weßling einen Künstlergarten eröffnet, in dem er eigene Skulpturen aus verschiedenen Phasen seiner Entwicklung zeigt

Von Katja Sebald

Weßling - Ganz jung ist er nicht mehr, aber für eine Retrospektive ist er noch zu jung. Für eine Ausstellung mit Arbeiten aus seiner Studentenzeit aber ist Alexander Lihl deutlich zu alt.

Nun hat der Bildhauer im Garten seines Elternhauses in Weßling den "Künstlergarten Lihl" eröffnet, den man wohl am treffendsten als kreative Resteverwertung bezeichnen könnte: Zwischen den mit Mosaiken besetzten Betonobjekten seiner Mutter Gisela "Babs" Lihl, die dort dauerhaft installiert sind, hat Alexander Lihl eigene Skulpturen aufgestellt, die laut Einladung "aus verschiedenen Phasen der künstlerischen Entwicklung" stammen.

Angelehnt an Vorbilder: Alexander Lihl zeigt seine Skulpturen, hier steht er neben "Hans". (Foto: Nila Thiel)

Schon vor mehr als zehn Jahren hatte Lihl, der mittlerweile als Kunstlehrer in einer privaten Wirtschaftsschule arbeitet, in einem Zeitungsinterview gesagt: "Die Bildhauerei im aktuellen Kunstbetrieb war und ist überschätzt und viel zu teuer bezahlt." Ebenfalls einige Jahre zurück liegt seine "Spielplatzphase", wie er selbst sagt: Damals baute er zusammen mit Kindern und Jugendlichen - stark von Niki de Saint Phalle inspirierte - bunte Drachen und andere Fantasiefiguren als bespielbare Objekte für Kindergärten, Schulen und Spielplätze.

Spiel mit Material und Formen: viele der Arbeiten, die Alexander Lihl nun zeigt, sind bereits in den Achtzigerjahren entstanden. (Foto: Nila Thiel)

Aktuell, so sagt er, fertigt er nur noch Blumentöpfe aus Terrakotta - und selbst die nur als Auftragsarbeiten. Es handelt sich dabei um kelchartige Pflanzgefäße in Form eines Kopfes. Gesicht und Ohren werden ausgearbeitet, die eingepflanzten Blumen bilden dann die "Frisur". Marmor bearbeitet Lihl schon länger nicht mehr: "Aber wenn jemand unbedingt etwas haben wollte, dann würde ich es schon machen."

So ist es also kein Wunder, dass er bei einem Rundgang durch den Garten immer wieder sagt: "Das ist eine ältere Arbeit." Oder auch mal: "Das ist in den Achtzigerjahren entstanden." Und schließlich auch: "Das war ein Modell für einen Spielplatz." Auch einige Reliefs, die er noch während seines Studiums an der Hochschule der Bildenden Künste in Nürnberg bei Wilhelm Ulhig gefertigt hat, sind zu sehen. In Nürnberg und später in Regensburg entstanden in den Jahren 1980 bis 1996, die er als seine "klassische Phase" bezeichnet, stark abstrahierte Köpfe und weibliche Figuren aus Marmor. Eine seiner Kopf-Skulpturen wurde 1989 auf der Landesgartenschau in Straubing gezeigt und befindet sich heute vor dem Stadtgartenamt in Regensburg. Seit 2010 aber lebt Lihl wieder im Fünfseenland und ist in sein altes Atelier in Weßling zurückgekehrt.

Lässt an Horst Antes' berühmte Kopfformen denken: eine Skulptur aus Alexander Lihls Künstlergarten. (Foto: Nila Thiel)

Als bildhauerische Vorbilder nennt er unter anderem Constantin Brancusi - aber das ist ohnehin unübersehbar. Nicht nur in der Formensprache, auch in der Materialwahl und der Oberflächengestaltung eifert er dem großen Bildhauer geradezu epigonal nach. Horst Antes nennt er nicht als Inspirationsquelle, aber auch dessen berühmten Kopfformen waren doch ganz eindeutig die Vorlage für manche der ausgestellten Arbeiten. Der "Künstlergarten Lihl" in Weßling, Bognerweg 28, ist auch am kommenden Wochenende, 1. und 2. Juli, jeweils von 15 bis 19 Uhr geöffnet.

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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