Kreisstadt:Glupschies unterm Christbaum

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Wer Weihnachtsgeschenke kauft, kann das in aller Ruhe tun. Die Geschäftsleute setzen auf individuelle Beratung und guten Service. Zu haben sind nicht nur Pullover und Uhren, sondern auch Exotisches wie Karussellpferde. Und Lebkucheneis

Von Otto Fritscher, Starnberg

Eigentlich ist der Advent ja eine "staade Zeit", doch vielen geht der Trubel in den Kaufhäusern und das Getümmel auf den Einkaufsmeilen und in der Münchner Fußgängerzone an die Nieren. Hektik herrscht dort, weil offenbar mehrere Zehntausend Menschen zeitgleich die Idee haben, schnell noch ein paar Geschenke zu besorgen. Doch wie läuft das Weihnachtsgeschäft in der Kreisstadt Starnberg?

Von Hektik ist bei Michael Worm nichts zu spüren. "Ja, bei mir ist der Dezember wirklich eine ruhige Zeit", sagt Worm, Inhaber des "Radhauses" in Starnberg. Gerade ist kein Kunde in seinem Laden, er hat viel Zeit, ein Fahrrad zu reparieren. "Radfahren im Winter, das trauen sich eben viele nicht zu", sagt Worm, der täglich aus Leutstetten in die Kreisstadt radelt. Auch wenn es dicke kommt, mit Eis und Schnee. Denn dafür hat Worm sogenannte "Fat Bikes" im Laden, Räder mit extra breiten, grobstolligen Reifen, die mit extrem niedrigem Luftdruck auch auf Schnee gut beherrschbar sind. Ab 1500 Euro gibt es so ein Bike, doch ob es unter, oder besser: neben einem Weihnachtsbaum stehen wird? "Bei mir gehen eher die kleinen Dinge wie Handschuhe, eine Radlerbrille oder eine Unterziehhaube für den Helm", sagt Worm.

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(Foto: Georgine Treybal)

Ein Holzpferd vom Jahrmarkt-Karussell, das gibt es bei "Lust und Laune" von Sissi Dürr.

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Spielzeug ist die Domäne von Ilona Gehlfuß und Monika Paulus.

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Ina Wagner, Christoph Klöpfer und Gabriele Barasi verkaufen Herrenbekleidung.

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Michael Worm präsentiert ein Fat Bike, mit dem man durch den Schnee radeln kann.

Bei Christoph Klöpfer hat das Geschäft dagegen bereits im November kräftig angezogen. Der Herrenausstatter profitiert vom kalten Winterwetter. "Flanellhemden, Pullis, Daunenjacken gehen gut", sagt er. Einen zusätzlichen Schub hat die Öffnung der Wittelsbacher Straße in beide Richtungen gebracht. "Seit fünf Monaten geht der Umsatz nach oben, und im Weihnachtsgeschäft sparen die Leute erst recht nicht." Zufriedene Töne also. Und um die Kundschaft von der Fahrt nach München abzuhalten, setzt Klöpfer auf "faire Beratung, Service und Kundenbindung". Offenbar mit Erfolg, denn das Geschäft besteht seit 120 Jahren. Was wünscht sich ein Herrenausstatter zu Weihnachten, außer gute Umsätze? "Bestimmt keine Klamotten", sagt Klöpfer und lacht.

Ein Holzpferd vom Jahrmarkt-Karussell, das gibt es bei "Lust und Laune" von Sissi Dürr. (Foto: Georgine Treybal)

Auf einen ganz bestimmten Tag setzt indes Bernhard Jäger seine Hoffnung: auf den 24. Dezember. "Das ist ein ganz wichtiger Tag für uns, heuer ein Samstag", sagt der Optikermeister und Inhaber eines Uhren- und Schmuckgeschäfts. "Denn die Starnberger Kundschaft kommt immer sehr spät", sagt Jäger. Immer häufiger sogar erst nach den Feiertagen, zwischen den Jahren, um Geldgeschenke in Schmuck oder eine schicke Uhr umzumünzen. Im Trend liegen analoge Uhren. Sind die Starnberger mit ihrer bundesweit einmaligen Kaufkraft eine schwierige Klientel? Jäger, seit 25 Jahren im Geschäft, schüttelt den Kopf. Die Kundschaft sei weder arrogant noch geschmäcklerisch, lege aber auf eine solide, individuelle Beratung wert.

Spielzeug ist die Domäne von Ilona Gehlfuß und Monika Paulus. (Foto: Georgine Treybal)

"Die Klassiker" sind im Spielwarenladen Schmidt nach Aussagen von Verkäuferin Ilona Gehlfuß besonders gefragt: Lego, vor allem das Star-Wars-Thema, aber auch Brettspiele wie "Codenames", das Spiel des Jahres. Und für kleinere Kinder stehen die "Glupschies", wie die Plüschtiere mit den Glupschaugen gerne genannt werden, im Regal. Auch dort ist man mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden. "Die ersten Geschenke habe ich schon im September im Laden eingepackt", sagt Ilona Gehlfuß. Das gehöre selbstverständlich zum Service, wie auch die Ausführung kleinerer Reparaturen. Nur einen Wunsch können Gehlfuß und ihre Kolleginnen zurzeit nicht erfüllen: die Nachfrage nach Hatchimals, wie die Tiere heißen, die man in einem Ei "ausbrüten" muss. Sie sind nicht lieferbar.

Ina Wagner, Christoph Klöpfer und Gabriele Barasi verkaufen Herrenbekleidung. (Foto: Georgine Treybal)

"Noch viel besser als erwartet" ist das Geschäft bei "Lust und Laune" angelaufen, wie der Laden heißt, den Sissi Dürr in der Starnberger Hauptstraße vor zweieinhalb Monaten eröffnet hat. Ihr Sortiment umfasst nicht nur Weihnachtsdeko, sondern auch Einzelstücke, die sie von Reisen mitgebracht oder auf dem Trödel gefunden hat. So wie einen "Elefantenstuhl" aus Indien - wie sie die Sitzgelegenheit, die auf den Rücken eines Elefanten geschnallt war, nennt. Oder ein Holzpferd, das mal auf einem Jahrmarkt-Karussell seine Runden drehte. "So etwas verkauft man natürlich nicht jeden Tag", sagt Dürr, aber sie hatte auch Günstigeres, etwa selbst gemachte Adventskränze, im Laden. "Die waren der Renner", sagt sie. Auch silberfarbene Hirsche verkaufen sich immer noch gut. "Ein Kunde wollte sogar schon mal den Christbaum kaufen, der hier im Geschäft als Dekoration dient", erzählt sie. Wenn das Jahr um ist, will Dürr wieder mehr auf Trödelmärkten unterwegs sein.

Michael Worm präsentiert ein Fat Bike, mit dem man durch den Schnee radeln kann. (Foto: Georgine Treybal)

Auch in Branchen, an die man vor den Festtagen nicht gleicht denkt, läuft das Weihnachtsgeschäft gut: "Wir haben etliche Vorbestellungen für den Heiligen Abend, Apfel-Zimt-Eis und Lebkucheneis etwa", sagt Jan Thunig von der Starnberger Eis-Werkstatt. So sparten sich die Hausfrauen die Nachspeise. Und für Silvester hat Thunig auch schon einen Auftrag: "Die erste Eisbombe, die wir bauen, für eine Silvesterfete", sagt Thunig und lacht.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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