Kreisbauerntag:Landwirte beklagen Imageprobleme

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Ehrengäste beim Kreisbauerntag: Manfred Walter (v.li.), Harald Schwab, Georg Scheitz, Ute Eiling-Hütig, Anita Painhofer, Georg Zankl, Abt Johannes Eckert, Angelika Schorer, Stefan Dellinger und Thomas Müller. (Foto: Georgine Treybal)

Erstmals findet das Treffen nicht in Andechs, sondern in Gilching statt. Das ist ein Bruch mit der Tradition

Von Otto Fritscher, Gilching

Der Versammlungstermin - "Maria Lichtmess" - war der gleiche wie in den vergangenen Jahren, der Versammlungsort indes neu: Erstmals fand der Kreisbauerntag am Freitag nicht mehr im Klostergasthof auf dem Heiligen Berg in Andechs statt, sondern im Gasthof Widmann in Gilching. Den Grund nannte Kreisbauernobmann Georg Zankl nur hinter vorgehaltener Hand: "Wir hätten dort heuer erstmals Miete für den Saal zahlen sollen, so zwischen 1200 und 1400 Euro, und das machen wir nicht", sagte er zur SZ. Um dann öffentlich zu beklagen: "Da ist jetzt schon ein Stück Tradition verloren gegangen." Folglich musste diesmal auch der Abt der Münchner Benediktinerabtei St. Bonifaz, zu der auch das Kloster Andechs gehört, nach Gilching kommen.

Es ist mittlerweile Tradition, dass Zankl eine große Zahl von Ehrengästen begrüßen kann, darunter die Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig aus Feldafing und Angelika Schorer aus dem Ostallgäu (beide CSU) an der Spitze sowie die stellvertretenden Starnberger Landräte Georg Scheitz (CSU) und Tim Weidner (SPD).

Scheitz, selbst Landwirt und Schweinehalter, warnte vor dem Vordringen der Afrikanischen Schweinepest in den Landkreis: "Es gibt zwar nur ein gutes halbes Dutzend Schweinehalter im Landkreis, aber die Gefahr, die aus Tschechien und Polen auf uns zurollt, ist groß." Dort hat sich die Tierseuche bereits ausgebreitet. Zankl wies auf die von Wildschweinen verursachten Schäden in den Feldern hin. "Diese nehmen zu, die Abschüsse gehen zurück." Die Schweinepest sei für den ganzen Landkreis "verheerend", der "Sperrbezirk" um einen infizierten Hof würde mindestens 15 Kilometer betragen, "und das in unserer dicht besiedelten Gegend". Er forderte die Jäger auf, mehr Wildschweine zu erlegen; dafür müsse auch der Einsatz von Nachtsichtgeräten erlaubt werden.

Sowohl Zankl als auch Scheitz kritisierten, dass die Bauern in den Medien und der Öffentlichkeit "viel zu schlecht wegkommen", so Zankl. Das sei "fatal, weil wir Bauern es doch sind, die die Kulturlandschaft erhalten". Sogar beim Imkertag in Starnberg habe ein Redner schwere Vorwürfe gegenüber der Landwirtschaft erhoben. "Da muss man schon besser aufpassen, wen man einlädt", sagte Zankl.

Von Angelika Schorer, Hauptrednerin beim Bauerntag und Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Landtag, waren indes keine Angriffe auf die Bauernschaft zu erwarten. Als wichtiges Thema nannte sie die Digitalisierung: "Die brauchen wir unter anderem für eine genaue Dosierung bei Düngung und Pflanzenschutz", sagte sie. Die Landwirte fremdeln ihrer Ansicht nach auch nicht vor Tablet und Satellitennavigation. Schorer: "Ich habe schon 1984 meine Buchhaltung auf dem Computer gemacht."

Schärfe brachte Landwirt Georg Zerhoch in die Diskussion und kritisierte Schorer: Sie verkörpere "vorauseilenden Gehorsam". Die Eigentümer von FFH-Grundstücken (Flora-Fauna-Habitat) seien gar nicht von deren Ausweisung verständigt worden, weil die Zahl der Eigentümer angeblich zu groß sei. Dies sei eine Weisung der Regierung von Oberbayern. "So haben wir das im Landtag nicht gewollt", verteidigte sich Schorer. Sie werde sich darum kümmern.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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