Krailling:Wachsen und wohnen

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Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter weiß, wie wichtig weiche Standortfaktoren sind. (Foto: Franz X. Fuchs)

Wirtschaftsempfang beschäftigt sich mit Standortfaktoren

Von Christiane Barth, Krailling

Im August und September startet in vielen Branchen das neue Ausbildungsjahr. Im Landkreis Starnberg werden aber uch heuer wieder Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben - ein Problem, das vielen Unternehmen geläufig ist. Doch wie lassen sich Ausbildungsberufe attraktiver verkaufen? Fragen wie diese gehen zahlreiche Unternehmen an und sind nicht das Problem eines einzelnen. Deswegen schafft die Gemeinde Krailling mit dem Wirtschaftsempfang ein Forum, bei dem sich Unternehmer und Politiker austauschen und beraten können. "Wir sehen es als wichtige Aufgabe der Kommune an, Orte der Begegnung zu schaffen und Netzwerke aufzubauen", betonte Bürgermeisterin Christine Borst beim dritten Kraillinger Wirtschaftsempfang im Rathaus. Eine Kooperation zwischen Wirtschaft und Politik sei wichtig, denn eine prosperierende Wirtschaft schaffe Wohlstand und Lebensqualität: "Wir wollen den Wirtschaftsstandort sichern und die Gemeinde noch attraktiver machen."

Um gemeinsam zu überlegen, was noch besser werden kann, stellte die Bürgermeisterin den Wirtschaftsstandort Krailling in einer Präsentation vor. Ergebnis: Die Gemeinde Krailling ist grundsätzlich gut dabei. "Die Gewerbesteuer, die für die Kommune lebensnotwendig ist, schwankt zwar, aber wir sind breit aufgestellt, und wenn eine Firma wegzieht, zieht eine andere nach", sagte Borst. Auch bei der Arbeitsplatzdichte befinde sich Krailling im guten Mittelfeld.

Ein Faktor bereitet der Bürgermeisterin aber Sorgen: "Nur ein kleiner Teil arbeitet und wohnt hier, viele pendeln ein." Das liege daran, dass viel mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden als Wohnraum da ist. "Die Herausforderung der Zukunft ist es, bezahlbaren Wohnraum für Otto Normalverbraucher zu schaffen, denn wir müssen die Fachkräfte, die zu uns kommen, auch unterbringen", sagte Borst.

Bei der Kinderbetreuung sei die Gemeinde hingegen sehr fortschrittlich: "Krailling liegt im Landkreis an erster Stelle in der Abdeckung von Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren." Für die Bürgermeisterin sei es eine Herzensangelegenheit, dass Frauen, die arbeiten wollen, es auch können - auch wenn die Kosten für die Kinderbetreuung langsam ins Unendliche anstiegen.

Auch Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung (GFW) im Landkreis Starnberg, betonte, wie wichtig es sei, nicht nur Wachstum zu schaffen, sondern auch mit Wachstum umgehen zu können. "In Zukunft wird es nicht entscheidend sein, immer neue Unternehmen anzulocken, sondern dafür zu sorgen, dass die bestehenden auch hier bleiben", sagte er beim Empfang. Bezahlbarer Wohnraum, Kinderbetreuung und Breitbandversorgung seien wichtige Faktoren, denn "Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung setzt nicht nur am Unternehmen, sondern am Menschen an". Politik und Wirtschaft hätten daher eine gemeinsame Aufgabe: "Wir sind attraktiv für Unternehmen, aber müssen auch daran arbeiten, dass wir für die Bevölkerung attraktiv bleiben."

Gesprächsbedarf unter Unternehmern und Politikern blieb also trotz einer grundsätzlich positiven Bilanz für den Wirtschaftsstandort Krailling reichlich: In entspannter Atmosphäre bei lockerer Jazzmusik von der Leihmann Music Corporation aus München und mit Sekt und Fingerfood unterhielten sich Politiker und Unternehmer angeregt - ein Zeichen dafür, dass der Bedarf zu kooperieren, groß ist.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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