Krailling:Seniorenbeirat abgelehnt

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Mit knapper Mehrheit entscheidet sich der Kraillinger Gemeinderat erneut gegen eine Interessensvertretung der älteren Bevölkerung. Die Gegner befürchten mehr Arbeit für die Verwaltung

Von Carolin Fries, Krailling

Auch im dritten Anlauf ist die Gründung eines Seniorenbeirats in der Gemeinde Krailling gescheitert - wenn auch denkbar knapp. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend den Antrag der FBK-Gemeinderätin Dietlind Freyer-Zacherl mit zehn zu elf Stimmen abgelehnt. Sowohl die SPD als auch die Grünen hatten das Anliegen unterstützt, scheiterten jedoch an einem Bündnis aus CSU, FDP und UWK.

Freyer-Zacherl begründete den neuerlichen Antrag mit den vielen Bauvorhaben in der Gemeinde. Geplant sind derzeit unter anderem zwei Einrichtungen für Betreutes Wohnen, ein Bürgerhaus sowie die Neugestaltung der Ortsmitte. "Die Senioren sollten ein Mitspracherecht haben", argumentierte Freyer-Zacherl. Obwohl sie mit ihrem Anliegen bereits 2014 und 2016 im Gemeinderat gescheitert war, probierte sie es erneut: "Das ist kein Grund, den Seniorenbeirat ein drittes Mal abzulehnen", sagte sie. Zwar würde viel für die älteren Menschen in Krailling getan, betonte sie. Doch seien die über 60-Jährigen die einzige Personengruppe, die sich nicht durch eine Vertretung aus ihrer Mitte organisieren dürfte, wie beispielsweise Eltern in Kindergärten oder Schulen. Ihrem Antrag lagen 48 Unterschriften bei, "die ich nicht gesammelt habe, sondern die mir überreicht wurden", wie sie sagte.

Landkreisweit gibt es in fünf der 14 Gemeinden einen Seniorenbeirat. Das Landratsamt erachtet die Institution flächendeckend als notwendig und wünschenswert. Die Gremien organisieren sich eigenverantwortlich und bestehen gewöhnlich aus gewählten Interessensvertretern, die sich ehrenamtlich engagieren. Die Mitglieder sind keine Mandatsträger, es besteht aber die Möglichkeit, Anträge und Anfragen in den Gemeinderat einbringen. "Wir sollten nicht alles den übergeordneten Organisationen überlassen", plädierte Freyer-Zacherl mit Blick auf die Würmtal-Insel und die Nachbarschaftshilfe, die bereits überlastet seien. Stattdessen gelte es, die örtliche Entwicklung selbst zu gestalten - mithilfe von Kennern der Gegebenheiten in der Gemeinde. Das große Potenzial einer Seniorenvertretung sprachen auch Grüne und SPD an. "Es ist schade und unverständlich, dass so etwas angelehnt wird", sagte SPD-Gemeinderat Stephan Bock. Erika Harder (SPD) konnte sich das nur mit der Angst davor erklären, Einfluss auf die Senioren zu verlieren. Aktuell gibt es mit Eleonore Zwißler (CSU) und Karin Wolf (UWK) lediglich Seniorenbeauftragte aus den Reihen des Gemeinderates, die die Interessen der älteren Mitbürger kommunalpolitisch vertreten. Diese sahen keinen Grund für ein zusätzliches Gremium, das die Gemeinde womöglich nur Geld koste. "Es geht nicht um Einfluss", betonte Zwißler. Doch ohne Not solle der Gemeinderat der Verwaltung keine zusätzliche Arbeitsbelastung bescheren. Karin Wolf sprach von "mündigen Senioren", die jederzeit in die Sprechstunde kommen könnten und dies auch täten. Auch Richard Siebler (CSU) sprach sich für den direkten Weg der Kommunikation aus. "Das ist der beste." Mathias Walterspiel (CSU) hatte noch weitere Argumente gegen einen Seniorenbeirat parat. Er befand Krailling schlicht als "zu klein" für einen Seniorenbeirat. Mit der Schaffung eines solchen Gremiums entstehe zudem eine Disproportionalität. "Dann bräuchten wir auch einen Männerbeirat, einen Frauenbeirat und einen Feuerwehrbeirat", sagt er.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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