Krailling:Bänkelgesang für den bissigen Biber

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Mit einer Bühnenshow wirbt Familie Reinhold für friedliche Koexistenz an der Würm

Von armin greune, Krailling

"Im Wasser schwimm ich wie ein Fisch / zu Land tu' ich mich schwer / beweg' mich da so sonderlich / ich watschel hin und her". Der "Beppo Song" wirbt um Verständnis für einen Würmanrainer, der Anfang Juni in die Schlagzeilen geraten ist. Klar, es geht um den Biber, der heuer an der Würm zwei Badende mit Bissen verletzt hat, weil er seinen Nachwuchs in Gefahr sah. Inspiriert von der SZ-Berichterstattung greift ein Ensemble um die Gautinger Familie Reinhold das Thema nun in der musikalischen Show "Beppo der Biber" auf. Sie feiert an diesem Freitag um 15.30 Uhr im Kraillinger Caritas-Altenheim Maria Eich Premiere. Bei der Vorstellung im Speisesaal sind Gäste willkommen, der Eintritt ist frei.

Seit 2009 treten Günter und Roswitha Reinhold, ihre Tochter Ines-Andrea Seemüller und deren Sohn Andreas mehrmals jährlich in Seniorenheimen im Würmtal auf - bis zur Schließung im Gautinger Marienstift und seitdem in Krailling. In ihren mit Gedichten und Songs ausgefüllten Programmen widmeten sie sich dem Schicksal des 2006 erlegten Problembären ("Die Bruno Show") oder einem von Mähdreschern gefährdeten Feldbewohner ("Taps das Häschen"). Auch die Erdbeere war anlässlich eines Erdbeerfests im Marienstift schon Thema. Die Autoren, Musiker und Darsteller wollen ihr Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch lehrreiche Informationen vermitteln: "Wir greifen aktuelle Themen auf und sprechen damit gezielt die Senioren an. Sie verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden", sagt Seemüller.

So erfahren die Zuschauer in "Beppo" nicht nur Wissenswertes über den Biber - das etwa 75-minütige Programm streift auch die Kulturhistorie des Würmtals und die Naturgeschichte des Starnberger Sees. Dramatischer Höhepunkt aber ist die Begegnung von Beppo mit Schäferhund "Bello": "Wem gehör'n jetzt diese Bäume / sind sie meine oder deine? / Beiß ich dich jetzt in den Schwanz / oder tief in deine Beine?", fragt der Biber - es gibt also auch etwas zum Schmunzeln in der Show.

Humor gehört stets zu den Grundbausteinen in den Bühnenprogrammen und literarischen Werken, die Familie Reinhold im eigenen Verlag herausgibt. Thematischer Schwerpunkt von Belletristik und Satiren ist allerdings die deutsch-deutsche Vergangenheit und die damit verbundene Familienbiografie: Nach 13 Fluchtversuchen wurden die Reinholds 1982 zwangsweise aus der DDR ausgewiesen. Selbstironisch nennen sie ihren Verlag "Reinhold von Drüben", seit 2008 präsentieren sie eine skurrile "Ost-West-Erlebnisshow" mit eigenen Texten zu Musik von Verdi oder Ennio Morricone.

Auch in "Beppo" wird auf bekannte Melodien wie "Amazing Grace" oder "Die Gedanken sind frei" zurückgegriffen. Dazu erklingen Keyboards, Geige, Flöte, Mundharmonika, Akkordeon und Drehorgel - die Nähe zur Moritat ist durchaus beabsichtigt. Der Bänkelgesang der "von Drüben" befasst sich freilich nicht mit Schuld und Sühne, sondern appelliert an "Eintracht in Frieden und guter Nachbarschaft" auf "unserem blauen Planeten": "Unser Würmtal gehört auch dazu / lasst den Beppo doch bitte in Ruh' / er will leben, er muss nagen/ denn er macht's genau wie Du".

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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