Konzert in Andechs:Musiker und Musikanten

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"Alles Walzer" mit dem Salonorchester Karl Edelmann beim Silvesterkonzert im Andechser Klostergasthof. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Salonorchester Karl Edelmann scheut auch nicht vor Walzern, Polkas, Schlagern und Swing zurück

Von Reinhard Palmer, Andechs

Die Ballsaison ist eröffnet. Hochkonjunktur also für Ensembles der leichten Muse wie das Salonorchester Karl Edelmann, das am Silvesterabend selbst Landrat Karl Roth in den Theatersaal des Klostergasthofs gelockt hat. Edelmann wuchs in Weilheim mit der volksmusikalischen Tradition auf, genoss aber eine klassische Kontrabass- und Klarinettenausbildung am Münchner Konservatorium. Zwischen diesen Polen bewegen sich auch die sieben Ensembles, deren Mitglied er ist.

Als umtriebiger Instrumentalist, Arrangeur und Komponist ist es ihm gelungen, fürs Salonorchester anspruchsvolle Musiker zu gewinnen: Allen voran der Cellist Klaus Kämper, der bereits auf eine internationale Karriere mit dem Cherubini-Quartett zurückblickt. In Andechs konnte er seinen schön geformten Ton im "Klaus-Walzer" von Edelmann solistisch demonstrieren. Noch vor wenigen Jahren galt es als Sakrileg, sich als klassischer Musiker auf die Walzer- und Polka-Seligkeit eines Salonorchesters herabzulassen. Heute sind diese Vorbehalte geringer, was den Unterhaltungsgenres Aufschwung und neue Qualität beschert. Und schließlich scheuten es auch große Komponisten nicht, Werke der leichten Muse zu erschaffen. "Walzer Nr. 2" von Schostakowitsch ist ein prominentes Beispiel dafür: Der Teil einer Suite zeigt durchaus die typische melancholische Melodik des Komponisten, wechselt aber auch ins vergnügliche Dur. Das zehnköpfige Orchester en miniature mit Streichern, Holz- und Blechbläsern, Akkordeon und Schlagzeug vermochte an Sylvester auch die für den Komponisten typische gewichtige Klangsubstanz überzeugend zu formen.

Der große Anton Rubinstein ließ sich innerhalb seines beachtlichen, bis heute weit unterschätzten kompositorischen Œuvres mit seiner "Melodie in F" sogar auf ein swingendes Vergnügen ein, das die Bläser hier mit einer Improvisation bedachten. Ein weiteres Beispiel war der Csárdás des italienischen Komponisten Vittorio Monti, den die Konzertmeisterin des Salonorchesters als Solistin bravourös und temperamentvoll zu interpretieren vermochte.

Ein Silvesterkonzert ist ohne Werke von Johann Strauß Sohn kaum vorstellbar. Es ist nicht leicht, so populären Schlagern wie dem Walzer "Du und Du" aus der "Fledermaus" oder der Polka "Vom Donaustrande" neue Facetten abzugewinnen. Das Salonorchester versuchte es mit gemächlichen Walzertempi und klar strukturierender Pointierung - exemplarisch ausgeprägt in "An der schönen blauen Donau". Die Polkas sollten lässig-entspannt, leichtfüßig über die Bühne gehen: Für diesen Zugriff erwies sich die "Champagner Polka" als geradezu prädestiniert.

Schon der "Sturmgalopp" von Karl Komzák hatte als Eröffnungsstück mit militärischem Zack die Stimmungsweiche umgelegt. Wienerische Geschmeidigkeit brachte "Hereinspaziert!" aus Carl Michael Zierers Operette "Der Schätzmeister" ins Spiel. Emotionale Höhepunkte im Programm steuerten vor allem italienische Komponisten bei, die den Block mit solistischen Einsätzen eröffneten. Etwa "Schöner Gigolo, armer Gigolo" von Leonello Casucci oder "Fascination" von Fernando Dante Marchetti. Die Begeisterung des Publikums zog schließlich zwei ausgelassene Zugaben nach sich.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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