Kommunalpolitik:Junge Freie Wähler wittern ihre Chance

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Der im Sommer gegründete Nachwuchsverband will bei der Neuwahl des Starnberger Stadtrats mit einer eigenen Liste antreten und löst damit im Kreisverband einige Unruhe aus

Von Patrizia Steipe, Starnberg

"Ich bin Marius Hirsch und auf der Suche nach jungen Machern, die aktiv werden wollen." So wirbt der Vorsitzende der Jungen Freien Wähler in Starnberg auf seiner Facebook-Seite. Erst im Sommer haben die Jungen einen Kreisverband im Landkreis gegründet. Sie wollten bei Kommunalwahlen auch mit eigenen Listen antreten, erklärten damals die drei Mitglieder. Jetzt könnte das in der Stadt Starnberg schneller passieren als geplant.

Falls der Starnberger Stadtrat komplett neu gewählt werden muss, dann können neue Listen aufgestellt werden. Hirsch ist bereit: "Wir möchten zur Neuwahl des Stadtrats 2015 mit eigener Liste in Starnberg antreten", erklärte er und mit "wir" meine er "die Stimme der jungen Starnberger Generation". Im Logo für die Liste, die unter dem Namen "Neue Junge Freiheit" (NJF) antreten möchte, wurden die FW-Farben orange und grün aufgegriffen, statt der Sonne hat die neue Gruppierung aber ein "moderneres Design" gewählt, sagte Hirsch bei der Jahresversammlung der Kreis-FW.

Mit diesem Vorstoß löste Hirsch bei den Freien Wählern einige Unruhe aus. Die Entscheidung, eigene Listen aufzustellen, betreffe zwar im Moment nur Starnberg, das könnte aber Auswirkungen auf die anderen Ortsverbände haben, meinte Ferdinand Pfaffinger, Mitglied der Starnberger UWG und im FW-Vorstand. Eine Grundsatzdiskussion wünschten deswegen einige Mitglieder auf der Jahresversammlung der Kreis-FW in Herrsching. Pfaffinger forderte die Jungen Freien Wähler auf, sich auf der Versammlung zu erklären. Beunruhigt zeigte sich sein Starnberger Kollege in der UWG, Harald von Herget. Es gebe bereits fünf unabhängige Gruppierungen in der Kreisstadt, eine sechste wäre "nicht zielführend". Bisher wäre außerdem die UWG die alleinige Vertreterin der FW, ergänzte Pfaffinger. "Setzen wir uns zusammen. Wir finden eine Lösung", appellierte Herget an Hirsch.

Michael Muther aus Weßling sah die neue Liste ebenfalls kritisch. "So spalten wir wieder eine Gruppe ab und zerpflücken uns die Themen. Ihr wärt im Ortsverband gut aufgehoben", meinte er zu den Jungen. In Weßling habe bei der vergangenen Kommunalwahl die Kandidatur junger Freier Wähler sicherlich zwei zusätzliche Sitze gebracht, sagte Muther "und ihre Meinungen werden auch gehört". In Starnberg sei dies wohl anders. Trotzdem sei die neue Liste keine "Kampfansage", betonte Hirsch.

Die Jungen an die Macht: Der 29-jähriges Marius Hirsch will mit der Neuen Jungen Freiheit bei der Starnberger Stadtratswahl teilnehmen. (Foto: Georgine Treybal)

"Unsere Generation wird in Starnberg nicht angesprochen", kritisierte der 29-jährige Abteilungsleiter beim Roten Kreuz. Bei der Kommunalwahl im März hatte er auf der UWG-Liste für den Stadtrat kandidiert, "bald habe ich gemerkt, dass es nicht passte", so Hirsch. "Wenn die Personen nicht ernst genommen werden, dann sollen die Bürger entscheiden und das geht über die Liste", sagte Benedict Padberg (Junge Freie Wähler, Vorstandsmitglied aus Gilching). FW-Chef Albert Luppart sieht das Ganze entspannter. Es werde sich herausstellen, ob eine weitere Gruppe den gewünschten Erfolg bringe, "bei uns entscheidet der Wähler nicht der Listenplatz". Andere Stimmen bei der Jahresversammlung fanden den Vorstoß der Neuen Jungen Freiheit gut. "Ich begrüße es, wenn die jungen Leute unter den Farben der Freien Wähler kandidieren", sagte Matthias Vilsmayer. Insgesamt könnte eine eigene junge Liste die Freien Wähler insgesamt sogar stärken, meinte Christine Hollacher.

Applaus gab es für den Appell von Toni Aigner an die Versammlung: "Hört mit der kleinlichen Moserei auf. Die jungen Leute machen eben manches anders. Sind wir froh, dass sie sich überhaupt politisch engagieren." Während sich die Starnberger Gruppierungen für den neuen Wahlkampf in Stellung bringen, hat bei der Jungen Neuen Freiheit der Wahlkampf längst begonnen. Hirsch hat auf seiner Facebook-Seite das Foto des Starnberger Stadtrats gestellt. Darunter steht: "Was fällt auf dem Bild des Starnberger Stadtrats auf? Richtig - es fehlt der Nachwuchs, die jungen Leute". Zeit für "neue, junge und motivierte Gesichter", "frischer Wind in den Starnberger Stadtrat" und "dann mischen wir mal den Stadtrat auf", lauten weitere Slogans. Denjenigen, die die Nachwuchspolitiker bisher belächelt haben, entgegnet der Jungpolitiker Hirsch selbstbewusst mit einem Zitat, das Mahatma Gandhi zugeschrieben wird: "First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win" (Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du).

© SZ vom 28.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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