Kommentar:Mehr als Zweifel

Lesezeit: 1 min

Warum soll eine Gemeinde eine Bürgschaft für einen Dorfladen geben?

Von Christine Setzwein

Keine Frage, einen Dorfladen zu planen, einzurichten und auf feste wirtschaftliche Füße zu stellen, ist schon für Menschen vom Fach eine komplizierte Sache. Wie viel schwerer müssen sich da Leute tun, die von der Materie keine Ahnung haben und sich auch nur ehrenamtlich engagieren können. In Wörthsee ist ein Dorfladen seit mehr als zwei Jahren Thema, nachdem die Tengelmann-Filiale 2013 geschlossen worden war und es seitdem nur noch einen Edeka-Markt in Etterschlag gibt.

Eine kleine Gruppe nimmt das Thema Nahversorgung in die Hand, organisiert Infoveranstaltungen und Vorträge, holt sich einen Dorfladenexperten an die Seite, startet eine Haushaltsbefragung. Im Mai wird die Dorfladen Wörthsee UG gegründet. Mittlerweile haben etwa 200 Wörthseer Anteile im Wert von 81 000 Euro gezeichnet. Bei 5000 Einwohnern sind das nicht gerade viele, die sich an dem Genossenschaftsmodell beteiligen wollen.

Es gibt zahlreiche Wörthseer, die einen Dorfladen für überflüssig halten und ihm keine Zukunft geben. Weil es bereits einen Tante-Emma-Laden in Walchstadt, einen Obst- und Gemüsehändler in Steinebach, einen Metzger in Etterschlag und einen Hofladen in Auing gibt. Und weil Rewe großes Interesse am Standort Wörthsee hat. Zwei Vollsortimenter am Ort sind genug, meinen viele.

Wenn die Anteilseigner trotzdem von ihrem Projekt überzeugt sind und dann baden gehen sollten, ist das ihr persönliches Risiko. Doch jetzt soll auch die Gemeinde in die Pflicht genommen werden. Es geht um 37 000 Euro. Diese Summe will die Leader-Aktionsgruppe Ammersee nur zuschießen, wenn die Kommune die Bürgschaft dafür übernimmt, und zwar über zwölf Jahre. Eine Bürgschaft für einen privaten Laden? Schon die Kommunalaufsicht im Landratsamt Starnberg hat da ihre Zweifel, ob das rechtens ist. SPD, Grüne und Wörthsee-Aktiv stimmten im Gemeinderat trotzdem zu, mit sichtlichem Unbehagen und unter dem Vorbehalt, dass die Kreisbehörde Ja sagt. Ein politischer Beschluss, der vielen Wörthseern sauer aufstoßen könnte.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: