Kommentar:Lauter Verlierer

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Das Magic-Lake-Festival hatte das Potenzial, Kultcharakter zu entwickeln

Von Armin Greune

Nun also doch. Entgegen aller Beteuerungen nach der Premiere werfen die Magic-Lake-Macher das Handtuch. "Wir machen weiter - auf jeden Fall", hat Tom Bohn trotzig noch unmittelbar nach dem Festival gesagt, als wohl noch nicht genau abzusehen war, wie heftig der finanzielle Schiffbruch ausgefallen war, den er erlitten hatte. Zum Jahreswechsel hieß es da schon vorsichtiger: "Wir versuchen auf jeden Fall, nächstes Jahr wieder an den Start zu gehen." Sechs Wochen später vermeldet der Festival- und Filmemacher jetzt das endgültige Aus in Dießen. Zwar lässt Bohn ein Hintertürchen für eine Neuauflage anderswo offen - doch das zauberhafte Festival am Ammerseeufer wird eine Eintagsfliege bleiben. Was wohl alle, die am vierten Septemberwochenende zur überschaubaren Gästeschar gehörten, zutiefst bedauern.

Die einzigartige Lage, die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Ausstattung und das gehobene Gastronomieangebot - Magic Lake hatte das Potenzial, auf längere Sicht Kultcharakter zu entwickeln. Beim musikalischen Setup teilten sich die Geister. Auf bravouröse Vorbands folgten vermeintliche Zugnummern, die aber so manchem das Eintrittsgeld von mehr als 30 Euro nicht wert waren. Andere hätten sich ein breiteres Konzertprogramm im Gegenwert für den 75 Euro teuren Festivalpass gewünscht oder bemängelten, dass es auf der dreitägigen Veranstaltung keine Gelegenheit zum Zelten und Übernachten gab, was für viele zum Festivalerlebnis gehört. Und alle fragten sich, ob der Termin gut gewählt war. Abends wurde es halt schon empfindlich kühl.

Am Ende sind alle Verlierer, zu allererst Bohn, der ziemlich draufgezahlt hat. Im abgeschwächten Maß gilt dies auch für die Betreiber von Ständen, die allesamt nicht auf ihre Kosten kamen. Und schließlich bedeutet das Aus einen Imageverlust für die Gemeinde, die auf dem sonst brachliegenden Volksfestgelände eine Art idyllisches Mini-Woodstock präsentieren konnte. Das Scheitern der Rathausverwaltung anzukreiden, weil man vom Veranstalter überzogene Auflagen einforderte, greift sicher zu kurz. Schließlich hatten die Veranstalter selbst mit ihrem super-optimistischen Besucherschätzung die Messlatte für Sicherheit und Ordnung viel zu hoch gelegt.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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