Kommentar:Chance und Risiko

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Die Suche nach Erdwärme könnte wieder beginnen im Landkreis Starnberg. Knackpunkte bleiben aber weiterhin die Wasserschutzzone und das Landschaftsschutzgebiet

Von Christian Deussing

Der frühere Claim-Besitzer suchte vergeblich nach dem idealen Bohrpunkt, um heiße Wasserquellen in 3000 Meter Tiefe südlich von Gilching zu finden. Vielleicht hatte der Kraillinger Unternehmer seinerzeit auch das wirtschaftliche Risiko am Schluss gescheut und fürchtete, mit der Geothermie kein Geld zu verdienen. Zumal er der Gemeinde Gilching offenbar lieber Strom als Fernwärme verkaufen wollte. Jedenfalls sind die Bohrrechte des Kiesabbaufirma längst verwirkt. Das einst hoffnungsvolle, umweltschonende Energieprojekt ist sang- und klanglos eingeschlafen.

Nun rüttelt es aber wieder, die Suche nach Erdwärme könnte wieder beginnen: Drei Investoren beziehungsweise Entwickler, darunter die allgegenwärtige Asto Park-Gesellschaft, greifen nach dem Claim und wollen somit die Bohrrechte in dem pulsierenden Gebiet rund um den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen erlangen. "Gauting West" nennt sich das Vorhaben, das eben diese Gemeinde forciert, um Wärme fürs geplante eigene Gewerbegebiet zwischen Gilching und Flughafen zu gewinnen. Knackpunkte sind aber die Wasserschutzzone und das Landschaftsschutzgebiet. An deren Vorgaben sind schon Millionen-Projekte wie das Aldi-Logistikzentrum und zuletzt der Zeppelin-Hangar gescheitert.

Die Gilchinger Politiker klammern sich überdies an ihr Naherholungsgebiet und verfolgen argwöhnisch die Bestrebungen der Nachbargemeinde Gauting. Die will nun mit dem Asto Park-Unternehmen an einem Strang ziehen, um die Geothermie kraftvoll zu fördern. Ein raffinierter Schachzug, denn für die angestrebte Klimawende im Landkreis Starnberg ist Erdwärme weiterhin ein sehr gewichtiger Faktor. Insbesondere Gilching dürfte das nicht kalt lassen, weil immer mehr Häuser und später auch die Wohnsiedlung "Glatze" einmal umweltfreundlich geheizt werden sollen.

Dass nun offenkundig finanziell potente Investoren und Profi-Planer aus der Branche die Geothermie wieder anpacken, ist auch für Gilching eine große und unverhoffte Chance. Dabei gilt es aber, dass die Bohrungen in die Tiefe nicht den Trinkwasser- und Landschaftschutz ad absurdum führen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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