Kempfenhausen:Saubere Badefreuden

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Schwimmen in den Gewässern im Fünfseenland ist hygienisch bedenkenlos, teilt Gesundheitsministerin Melanie Huml mit. Einzig der Bergerweiher und das Ammerseewasser in Stegen weisen eine etwas erhöhte Bakterienkonzentration auf

Von Armin Greune, Kempfenhausen

Die Gänsekotproblematik ist bei Bayerns Gesundheitsministerin nicht unbemerkt geblieben: Auch Melanie Huml musste am Mittwoch auf der Liegewiese im Erholungsgelände Kempfenhausen immer wieder auf den Boden schauen, um nicht in die Hinterlassenschaften der Vögel zu treten. Ihre Botschaft zur Qualität der bayerischen Badeseen war indes nahezu ungetrübt: Unter den 1122 heuer im Rahmen der EU-Richtlinien untersuchten Wasserproben fanden sich nur drei, die vorübergehend Anlass zur Beanstandung gaben. Mehr als 94 Prozent der 376 EU-Badeplätze im Freistaat werden derzeit hinsichtlich der Wasserhygiene als "ausgezeichnet" eingestuft. Der Starnberger See passt da genau ins Bild: Elf der zwölf Entnahmestellen fallen in diese beste Bewertungsstufe, lediglich der gemeindliche Badeplatz in Seeshaupt wird derzeit nur in der zweiten Kategorie "gut" geführt. Die übrigen elf EU-Badestellen im Fünfseenland (acht am Ammersee, je eine am Pilsen-, Wörth- und Weßlinger See) dürfen sich alle mit dem Etikett "ausgezeichnet" schmücken.

Die nach Regelungen der EU erfolgte Einstufung berücksichtigt Untersuchungen über vier Jahre, aber auch die aktuellen Ergebnisse weisen sämtliche Badegewässer als "bakteriologisch nicht zu beanstanden" aus. Sie beruhen allerdings auf Wasserproben, die schon am 13. Juni entnommen wurden. Die vierte von insgesamt sechs jährlichen Entnahmen ist derzeit gerade im Gange: Deshalb schritt auch Ministerin Huml beim Pressetermin am Mittwoch auf den Steg des Badegeländes zwischen Percha und Kempfenhausen, um vor den versammelten Kameras und Mikrofonen der Medienvertreter eine Wasserprobe zu entnehmen.

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(Foto: dpa)

Sprung ins saubere Wasser.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Macht sie das richtig? Landrat Roth beobachtet Ministerin Huml beim Entnehmen einer Wasserprobe.

Angesichts des erneut randvollen Starnberger Sees ging die Ministerin auch auf die Überflutungen in diesem Frühsommer ein: "In ganz Bayern haben sich die Einschwemmungen bisher noch nicht auf die Wasserqualität ausgewirkt". Wie Verunreinigungen von Wasservögeln, Tieren oder Menschen könne ein vorangegangenes Hochwasser "ein typischer Auslöser" für die bakteriologische Verunreinigung von Gewässern sein. So mussten etwa die Gesundheitsämter im August 2005 vor dem Baden im Ammersee und in der Würm warnen, weil von überschwemmten, gedüngten Wirtschaftswiesen Keime in die Gewässer gespült wurden. Im Fall von Grenzwertüberschreitungen können die Landkreisbehörden Warnschilder aufstellen oder sogar Badeverbote aussprechen, sagte Huml.

2016 war dies zum Glück in Bayern bisher nur in den drei Landkreisen Günzburg, Ansbach und Cham der Fall. In Seen dort fanden sich erhöhte Konzentrationen von Enterokokken-Darmbakterien, "später entnommene Kontrollproben hatten jedoch wieder sehr gute Qualität", sagte die Ministerin.

Die Gesundheitsämter an den Landratsämtern Starnberg, Landsberg und Weilheim-Schongau lassen über die EU-Badeplätze hinaus noch weitere Gewässer auf zwei Gruppen von Darmbakterien überprüfen: So gibt es am Gilchinger See eine, am Wörthsee fünf, am Pilsensee vier und an der Würm acht Messstellen. Die Proben vom 13. Juni wiesen nirgendwo Grund zu Beanstandungen auf, in vielen Fällen lag die Konzentration an Escherichia coli und intestinalen Enterokokken unter der Nachweisgrenze. In Stegen aber enthielt das Ammerseewasser ein Viertel der Bakterienmenge, die Grund zu einer Beanstandung wäre. Noch stärker war der von der Würm gespeiste Bergerweiher belastet: Die Konzentration an Escherichia coli war halb so hoch wie zulässig. Den Sommer über wird der Ablauf des Starnberger Sees in der Kläranlage des Abwasserverbandes mit ultraviolettem Licht behandelt, um den Eintrag von Keimen in die Würm zu vermindern. Doch das Gesundheitsamt warnt: Insbesondere bei Starkregen könnten dennoch Krankheitserreger in die Würm gelangen und ein vorübergehenden Infektionsrisiko für Badende darstellen: "Die Würm ist ein Fluss, in dem keine konstante Badegewässerqualität garantiert werden kann."

Im Grunde gilt dies auch für alle von der Natur gespeisten Freibäder: Die monatlichen Untersuchungen stellen nur Momentaufnahmen dar. Aktuelle Ergebnisse kann man im Internet einsehen: Auf der Homepage des Landkreises Starnberg unter www.lk-starnberg.de/Bürgerservice/Umwelt-Natur-Klimaschutz/Wasser-Seen/Badegewässerqualität und beim Landesgesundheitsamt unter www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/wasser/badeseen.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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