Kempfenhausen:Alle Facetten des Frühlings

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Heiter, leicht, luftig und vielfarbig - das waren einige der Nuancen, wie Violinist Max Grosch und Pianist Matthias Bublath den Frühling im Rittersaal des Kempfenhausener Schlosses zum klingen brachten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Max Grosch an der Violine und Pianist Matthias Bublath spüren in einem kammermusikalischen Konzert dem Lenz nach - und beglücken damit das Publikum im Rittersaal

Von Reinhard Palmer, Kempfenhausen

Glück gehabt! "It's springtime" nannten die beiden Jazzmusiker ihr Programm für den Rittersaal des Kempfenhauser Schlosses. Tatsächlich wurde es ein frühlingshaft schöner Tag, was allerdings immer auch bedeutet, dass einige potenzielle Besucher den Biergarten vorziehen. Aber Elisabeth Carrs "Kunsträume am See" haben ihr Stammpublikum, das auch für gute Konzertstimmung sorgte, zumal Max Grosch (Violine) und Matthias Bublath (Klavier) mit ihrer Musik schon ordentlich mitzureißen verstehen. Selbst wenn es hier um eine ausgesprochen kammermusikalische Variante ging.

In einer zum Duo reduzierten Besetzung sind die Musiker mit ihren Charaktereigenschaften und musikalischen Eigenheiten deutlich exponiert. Die beiden Protagonisten, die sich in New York kennengelernt hatten und nun schon seit gut acht Jahren immer wieder in diversen Konstellationen zusammen musizieren, entpuppten sich dabei trotz einhelligen Zugriffs dennoch als sehr verschieden. Bublath erwies sich als der kraftvoll zupackende Antreiber, der nur sparsam mit Rücknahmen umging, dafür lieber mächtig und virtuos in die Tasten griff. An Virtuosität fehlte es im Spiel Groschs auch nicht, doch war sein Zugriff weitschweifender, lyrischer und in seiner feinsinnigeren Differenzierung eher narrativ geprägt. Er scheute auch nicht vor ausgesprochen melodiösen Einlagen. Alles in allem passte sein melancholisch-sinnenfreudiger Zugriff absolut stimmig zur poetischen Thematik.

Aber schließlich gibt es unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein Frühling sich anfühlt und klingt. Für Grosch und Bublath ist er in der Schnittmenge auf alle Fälle heiter, leicht, luftig und vielfarbig blühend, aber auch träumerisch, wärmend, bisweilen durchaus vor Kraft und Energie strotzend. Eigenschaften, die üppig Stoff zum Differenzieren anboten und von den Musikern erfindungsreich genutzt wurden, Frühlingsgefühle zu wecken. Mit seiner schweren Gangart ist Blues vielleicht nicht per se dafür geeignet. Doch "Pilgrimage" von Dr. Lonnie Smith vermittelte schon reichlich luzide Leichtigkeit, die das Duo im Rittersaal mit einer Spiritual-Attitüde zu mitreißender Inbrunst, ja geradezu Ekstase steigerte. Da waren auch einige Titel, die den Frühling mehr oder weniger explizit thematisieren.

So etwa "Spring is here" aus dem Film "I married an Angel", in dem der Song aber offenbar mit Wehmut und Herzschmerz in Verbindung stand, daher eine melancholisch gedrückte Ballade vorstellte, die narrativ durch diverse Auf-und-Abs führte. Klar: Frühling ist auch die Jahreszeit der Liebe, warum denn nicht auch in allen ihren Facetten? Dazu gehörte auch die in "Isn't he/she lovely" von Stevie Wonder, in dem Grosch zur E-Violine griff und deren erweiterte Möglichkeiten mit Klangspielen und einem klingenden Pizzicato-Solo nutzte. Es bot sich zudem an, das Loop-Gerät hinzuzunehmen und sich mit ostinater, bluesiger Begleitung zu hinterlegen.

Elektronik kam nur sparsam zum Einsatz und wahrte stets den kammermusikalischen Charakter. Bublath nutzte Loops erst in der ersten Zugabe, um in "The Chicken" mit einem E-Bass einen soliden Groove zu kreieren, über dem sich die Musiker nun etwas austoben konnten. Auch hier kam die E-Violine zum Einsatz, diesmal unter Nutzung eines Wah-Wah-Effekts mit der Wirkung einer E-Gitarre. Ansonsten blieb Groschs Verstärkereinsatz sehr zurückhaltend und weitgehend auch dem klassischen Violinspiel verpflichtet.

Mit expressiv-bluesigem "Giorgia on my Mind" schickte das Duo das beglückte Publikum schließlich in die laue Frühlingsnacht.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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