Jahresversammlung des ADFC:Radler sehen sich vernachlässigt

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´Für die Autos wird immer etwas Schönes gebau`, ärgert sich der ADFC-Kreisvorsitzende Anton Maier. Dabei ist der Landkreis als fahrradfreundlich zertifiziert. Es fehlen aber Radwege und Beschilderungen.

Von Patrizia Steipe, Gilching

"Für die Autos wird immer etwas Schönes gebaut, aber der Radverkehr muss sich hinten anstellen", kritisierte Anton Maier. Der Kreisvorsitzende des ADFC Starnberg (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) ist enttäuscht. Hohe Erwartungen hätten die Radler gehabt. Schließlich sei der Landkreis seit 2013 eine zertifizierte fahrradfreundliche Kommune. "Aber außer ein bisschen Publicity" sei nichts geschehen, erklärte Maier am Rande der Mitgliederversammlung in Geisenbrunn.

2016 habe der Kreistag einen Fünfjahresplan aufgestellt. Radwege, Infrastruktur, Servicestationen, Beschilderungen und als "Meilenstein" das Alltagsradroutennetz stünden auf der To-do-Liste. Die erste Enttäuschung kam 2017. "Es gab nur 40 000 Euro für die Maßnahmen im Haushalt", erinnerte sich der Grünen-Kreisrat. Damit konnten lediglich ein paar Markierungen, Querungshilfen, ein neuer Straßenbelag und andere kleinere Dinge realisiert werden. "2018 haben wir dann die große Summe erwartet", so Maier. Doch die Summe blieb gering.

ADFC-Mitglied Hans-Georg Martin aus Gauting radelt jährlich rund 10 000 Kilometer, um die Radwege im Landkreis zu testen. "Gar nicht fahrradfreundlich" lautet sein Urteil. So sei beispielsweise die Querneigung an der neuen Überführung zwischen Söcking und Perchting so steil, dass die Radler Gefahr laufen abzustürzen. "Eine neu gebaute Unfallgefahr", so Martin. Durch die Westumfahrung wäre auch die Radroute entlang der Staatsstraße 3 quer durch den Landkreis gefährlich geworden. Die Alternativroute sei länger und keineswegs alltagstauglich. "Die können uns nicht auf verwurzelte Waldwege schicken", ärgerte sich Wolfgang Frieß.

Ein anderes Problem ist der fehlende Grund, um beispielsweise straßenbegleitende Radwege auszubauen. Anders als bei Autostraßen dürfe bei Radwegen nämlich nicht enteignet werden, so Frieß. So könne der Kreis zwar Routen beschließen, doch die Gemeinden hätten die Planungshoheit. Weßling und Wörthsee hätten es beispielsweise abgelehnt, Radwege durch den Wald zu asphaltieren.

2020 steht die erneute Zertifizierung zur fahrradfreundlichen Kommune an. Dann werden auch die örtlichen Fahrradgruppen befragt. Die Bewertung vom ADFC werde negativ ausfallen, wenn es nicht ein Umdenken gebe, prophezeite Maier. Er forderte Stellplatzsatzungen für Räder in allen Gemeinden, wie es sie in Gilching gibt, Fahrradabstellanlagen an Wohnhäusern, Geschäften und in öffentlichen Räumen. Mehr Schutzstreifen, Aufstellflächen vor Ampeln und Fahrradstraßen, um ein gleichberechtigtes Nebeneinander zwischen Radlern und Autofahrern zu bekommen. Innerorts Tempo 30 und außerorts Tempo 60 würden die Sicherheit der Radler erhöhen. Und dann sollte die Stelle der Fahrradbeauftragten im Landratsamt Starnberg von einer halben zu einer ganzen aufgestockt werden.

Neben Verkehrspolitik bietet der ADFC für seine 526 Mitglieder auch andere Aktionen an. Vor allem die Ortsgruppen in Gauting, Gilching, Herrsching und Starnberg sind sehr aktiv. Es gibt Radtouren, Infostände und Treffen. Am 21. April soll ein neuer Ortsverband in Tutzing gegründet werden. Außerdem plant der ADFC Reparaturkurse, er wird zu Demonstrationen aufrufen und bei Radverkehrsbeschlüssen nachhaken. Am 22. April werden aus fast allen Orten im Landkreis Radler zur Sternfahrt nach München aufbrechen.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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