Inning:Neues Leben im Kaufhaus

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Inge Itzenthaler sortiert nicht nur alte Bestände aus dem Kaufhaus Sedlmayr. Sie will auch die einstige Kasse des Ladens wiederbeleben. (Foto: Arlet Ulfers)

Inge Itzenthaler hat den Sedlmayr in Inning wieder geöffnet

Von Astrid Becker, Inning

Plötzlich brennt wieder Licht. In einem Geschäft, dessen Schaufenster jahrelang abgeklebt waren. Vor etwa 15 Jahren hatte das Kaufhaus Sedlmayr seine Pforten nach einer Insolvenz geschlossen. Doch nun kehrt Leben in das Haus zurück: Inge Itzenthaler verkauft seit kurzem dort Trachten-Secondhandmode und Trödel. Und holt damit ein bisschen des einstigen Sedlmayr-Flairs nach Inning zurück.

Das Kaufhaus Sedlmayr genoss in der Ammerseegemeinde und sogar noch weit darüber hinaus Kultstatus. Denn auf eine Geschäftssparte hatte es sich nie festgelegt: Beim Sedlmayr konnten die Menschen nahezu alles kaufen, vom Heizöl über Schulranzen bis hin zu Feinkost und Trachtenmode. Was nicht vorrätig war, wurde organisiert. Stammkunden hielten den Betreibern oft über Generationen hinweg die Treue. Doch 2003 nahm die Geschichte des Ladens ein jähes Ende. Es kam in der Folge zu einem langwierigen und recht komplizierten Insolvenz- und Zwangsversteigerungsverfahren.

2005 zum Beispiel wurde auch ein Termin für die Zwangsversteigerung des schräg gegenüber liegenden Gasthofs zur Post angesetzt, der ebenfalls zum Besitz der Kaufhausbetreiber zählte. Die Gemeinde erwarb die Gaststätte in der Folge, um sie für den Ort zu erhalten und verpachtet sie seither weiter. Beim Kaufhaus selbst war es offenbar schwieriger. Es gab dem Vernehmen nach mehrere Zwangsversteigerungen, bis die Immobilie 2015 an zwei Starnberger Brüder ging. Doch auch dann folgte noch ein längerer Rechtsstreit mit den bisherigen Besitzern. Im vergangenen Sommer hatte man sich offenbar auf einen Kompromiss geeinigt, dessen Inhalt aber nicht öffentlich werden sollte. Schon damals war die Rede davon, in dem Gebäude entweder einen Supermarkt oder eine Drogerie zu etablieren - oder eben kleinere Geschäfte.

Mit der Kottgeisingerin Inge Itzenthaler ist ein Anfang gemacht. In ihrem Laden sind noch die Regale von einst zu sehen. Wer das Geschäft kennt, wird sich sofort an die Obstregale im hinteren Bereich erinnern oder an die Wursttheke, die sich damals rechts hinten befand. Die Treppe, die mitten im Raum ins Obergeschoss führt, existiert noch. Und auch jetzt hängen oben Trachtengewänder an runden Ständern. Fast so wie früher. Im Erdgeschoss ist einiges aus der Vergangenheit zu entdecken. Kinderspielzeug etwa, an dem sogar noch die Preisschilder vom Sedlmayr hängen. Auch das wird Inge Itzenthaler alles weiterverkaufen. Sie will sukzessive den Laden so umgestalten, dass ihre Ware besser zur Geltung kommt. Die Regale will sie noch weitervermieten - an andere Gewerbetreibende, die hier ihre Erzeugnisse präsentieren können. Gesucht werden offenbar aber auch noch andere Mieter für das Kaufhaus. Zumindest zeugt ein Schild an der Tür davon. Inge Itzenthaler ist jedenfalls glücklich hier zu sein. Auch sie kennt den Sedlmayr von früher. Nun führt sie hier die Geschäfte: Montag bis Samstag, zehn bis 18 Uhr. Nur sonntags bleibt geschlossen. Das war beim Sedlmayr anders. Zumindest im Sommer. Der Touristen wegen. Aber damals wurden hier auch noch Semmeln verkauft.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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